Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
Dann folgte ein klatschendes Geräusch, und Henry sagte: »Aua! Du musst mich ja nicht gleich schlagen.«
»Gleich verpasse ich dir noch eine, Brillenschlange.«
Jim sah Lane an und schüttelte den Kopf.
Es war Henrys Idee, sich im Kino in die letzte Reihe zu setzen. »So brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, wer hinter uns sitzt«, erklärte er.
»Der Trottel will nie irgendwo anders sitzen«, sagte Betty und folgte Lane in die Stuhlreihe. Als sie sich niederließen, fügte sie hinzu: »Er ist paranoid.«
Henry beugte sich vor und blickte an Betty vorbei zu Lane. »Hast du Der Vorhang gelesen?«
»Das Buch meines Vaters? Ja.«
»Erinnerst du dich an den Psychopathen, der im Kino hinter den Leuten sitzt und ihnen die Kehle aufschlitzt? Das bringt einen ins Grübeln.«
»Vielleicht solltest du nicht solche Bücher lesen«, schlug Lane vor.
»Lieber eine Wand hinter dem Rücken als einen Fremden. Man kann nie wissen. Bis es dann zu spät ist.«
»Verschone mich damit«, murmelte Betty.
»Vielleicht sorge ich dafür, dass ihr alle verschont werdet. Ihr werdet mir noch dankbar sein, wenn euch niemand die Halsschlagader durchgeschnitten hat.«
Es wurde dunkel im Kino, und die Filmvorschau lief an. »Willst du?«, flüsterte Betty und hielt Lane ihren Becher mit Popcorn hin.
»Nein, danke.« Es roch zwar gut, aber von Popcorn würde sie Durst bekommen, und sie hatte nichts zu trinken. Sie und Jim wollten sich erst in der Pause Snacks kaufen.
Jim legte einen Arm um ihre Schultern. Als er ihren Oberarm streichelte, lehnte sie sich dichter an ihn. Er versuchte, seine Hand unter ihren Arm zu schieben, aber sie drückte den Ellenbogen fest gegen ihre Seite. »Mach keinen Blödsinn«, sagte sie leise. »Oder ich tausche den Platz mit Betty.«
»Alles, nur nicht das«, sagte er. Er streifte mit den Lippen ihre Stirn, dann wandte er sich der Leinwand zu.
Ungefähr zehn Minuten nach Beginn des Hauptfilms hörte er auf, Lanes Arm zu streicheln. Der Film hieß Nachtjagd und handelte von einer jungen Frau, die im Wald von einem schwerbewaffneten Mörder verfolgt wurde. Jim schien davon gefesselt zu sein. Die Heldin war schön und rannte in zerrissenen Klamotten durch die Gegend. Lane nahm an, dass seine erhöhte Aufmerksamkeit damit zusammenhing. Aber der Film war wirklich spannend. Nach einer Weile nahm Jim seinen Arm fort und setzte sich aufrecht hin. Als Lane auf ihrem Stuhl herumrutschte, bemerkte sie, dass Betty aufgehört hatte zu essen, obwohl ihr Popcornbecher noch halb voll war. Sie blickte an ihr vorbei zu Henry. Seine Augen waren auf die Leinwand gerichtet, und in den Brillengläsern spiegelte sich das Licht. Betty schnappte nach Luft, und Lane sah schnell wieder nach vorn.
Der Film schien sehr schnell vorbei zu sein. Als das Licht anging, sah Jim sie an, als wäre er völlig weggetreten.
»Nicht schlecht«, sagte sie.
»Wahnsinn.«
Henry sagte: »Das war ja wohl super, oder?«
»Offenbar«, meinte Lane. »Betty hat noch nicht einmal ihr Popcorn aufgegessen.«
»Kleines Versehen«, sagte Betty und stopfte sich eine Handvoll in den Mund. »Ich könnte noch einen Hotdog essen«, fügte sie zu Henry gewandt hinzu.
Henry und Jim gingen zur Snackbar in der Lobby. Gerade als das Licht gedimmt wurde, kamen sie mit vollen Händen zurück. Lane nahm ihre Pepsi und eine Schale Nachos von Jim entgegen. Er setzte sich wieder neben sie.
»Wie seid ihr beide klargekommen?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Für einen Schwachkopf ist er ganz in Ordnung.«
Sie stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. Die Papierhülle eines Strohhalms flog an ihrem Gesicht vorbei und landete auf Jims Schulter. Lane grinste Henry an.
»Entschuldigung«, sagte er. »Ziel verfehlt.«
»Er wollte mein Auge treffen«, erklärte Betty.
Als der nächste Film begann, klemmte Lane ihren Becher zwischen die Beine und stach den Strohhalm durch die Öffnung im Deckel. Sie nippte an ihrem Getränk. Damit der geschmolzene Käse nicht auf ihren weißen Pullover tropfte, hielt sie die Pappschale mit den Nachos unter ihr Kinn.
Von Beginn an war offensichtlich, dass der Film Tanz der Zombies ein Reinfall war. Henry begann, missmutige Kommentare darüber abzugeben. Sobald Jim seine Nachos aufgegessen hatte, zog er Lane enger an sich. Er streichelte ihren Arm und küsste ihre Wange, während sie versuchte, ihre letzten Chips zu essen.
»Du verpasst den Film«, flüsterte sie.
»Der nervt doch nur.« Er küsste ihren Augenwinkel.
Sie schob
Weitere Kostenlose Bücher
Die vierte Zeugin Online Lesen
von
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg