Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
stand sie am Straßenrand und sah Kramers Auto nach, bis es hinter der Ecke verschwand. Sie wandte sich langsam um und blickte das Haus an. Auf der Veranda brannte Licht.
Wie kann ich so tun, als ob …?
Mit vorsichtigen Schritten ging sie zum Haus. Es fühlte sich an, als hätte Kramer eine dicken Ast tief in sie hineingestoßen, einen glühenden Ast, der bei jeder schnellen Bewegung aufflammen würde.
Sie werden merken, dass etwas nicht stimmt, dachte sie.
Ich sage, dass ich meine Periode bekommen habe.
Vor der Haustür blieb sie stehen und sah an sich runter. Der Rock hing schief. Lane rückte ihn gerade. Sie nahm an, dass sie aussähe, als wäre nichts geschehen. Solange niemand unter ihren Rock blickte.
Kramer hatte ihr Höschen behalten.
Eine Erinnerung an unser erstes Date, hatte er gesagt.
Was soll ich jetzt tun?
Sie versuchte, sich zusammenzureißen.
Das Einzige, was jetzt zählt, sagte sie sich, ist an Mom und Dad vorbeizukommen. Sie dürfen keinen Verdacht schöpfen.
Sie fand ihren Schlüssel, schloss die Tür auf und trat langsam ein.
Der Fernseher lief.
Ihr Vater lag schnarchend auf dem Sofa.
Ihre Mutter war nicht im Zimmer.
Gott sei Dank.
Leise schloss Lane die Tür. Sie schlich am Sofa vorbei durchs Wohnzimmer in den Flur. »Bist du das, Süße?«, rief ihre Mutter. Sie klang benommen, als hätte sie geschlafen.
»Ja.« Sie setzte ein Lächeln auf und ging zur Tür des Elternschlafzimmers. Ihre Mutter saß im Bett und hatte ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß liegen.
»Wie war das Stück?«
»Ganz gut.«
»Seid ihr nachher noch irgendwo hingegangen?«
»Ja. Mr. Kramer hat uns alle zu einer Pizza eingeladen.«
»Das war aber wirklich sehr nett von ihm.« Ihre Mutter bedeckte ihren Mund, als sie gähnte. Sie warf Lane einen Blick zu. »Geht es dir gut?«
»Ich habe schreckliche Kopfschmerzen. Und Bauchkrämpfe.«
»Oh, das tut mir leid. Hoffentlich hat dir das nicht den Abend verdorben.«
Sie zuckte die Achseln. »Ich brauche nur eine Dusche und ein paar Aspirin, dann geht es bestimmt schon wieder.«
»Was macht dein Vater?«
»Schnarcht auf dem Sofa.«
»Er hat zu viel getrunken.«
»Ja. Petes Unfall hat ihn ganz schön mitgenommen.«
»Na ja, ich lasse ihn jedenfalls auf dem Sofa liegen.«
»Okay. Nacht, Mom.«
»Schlaf gut.«
Lane ging in ihr Zimmer. Als sie im Bademantel wieder herauskam, fiel aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern kein Licht mehr in den Flur.
Im Bad schaltete sie das Licht an und schloss die Tür ab. Sie zog sich aus. Dann setzte sie sich auf die Toilette und zog den Tampon heraus.
Ich will nicht, dass du deinen schönen Rock ruinierst, hatte Kramer gesagt, ehe er ihr den Tampon hineingeschoben hatte.
Lane wusste, dass sie es eigentlich nicht in die Toilette werfen sollte, aber sie konnte so ein Beweisstück auch nicht im Mülleimer zurücklassen. Sie hatte noch nie Tampons benutzt. Wenn ihre Mutter es finden würde …
Sie spülte es hinunter.
Lane lehnte sich auf der Toilette zurück und sah an sich hinab. Ihre Haut war rot, dort, wo er sie geschlagen hatte. Rot, wo er sie geknetet hatte. Rot, wo er an ihr gesaugt hatte. Sie meinte, seinen Speichel riechen zu können. Ein ekelhafter, süßlicher Geruch. Aber nicht so widerlich wie der Geschmack in ihrem Mund.
Stöhnend beugte sie sich vor und blickte zwischen ihre Beine. Ihre blonden Locken waren wieder trocken, aber sie klebten verfilzt an der Haut. Unter der spärlichen Behaarung war ihre Haut wie an den Brüsten gerötet. Sie konnte weder Blut noch Schlimmeres erkennen. Kramer hatte sie sauber geleckt.
Ihre Vagina sah aus wie eine offene Wunde, die Schamlippen dunkelrot und glänzend.
Lane zuckte vor Schmerz zusammen, als sie ihre Beine vorsichtig schloss. Sie stand auf, humpelte zum Waschbecken und putzte sich die Zähne. Das Pfefferminzaroma der Zahnpasta übertönte Kramers Geschmack.
Sie betrachtete sich in dem Spiegel des Medizinschränkchens. Ihr Haar war vom Wind zerzaust. Die Augen waren gerötet und blickten seltsam benommen. Sie hatten kaum noch Ähnlichkeit mit ihren Augen.
Das bin ich gar nicht mehr, dachte sie. Das ist jemand anderes.
Jemand, der gefickt wurde.
Richtig gefickt.
Ich bin erledigt, dachte sie. Kaputt, gefickt.
Und wenn ich es jemandem sage, bin ich eine Leiche. Wenn ich ihn das nicht nochmal machen lasse, bin ich eine Leiche.
Lieber sterbe ich, als ihn das noch einmal tun zu lassen.
Der dickflüssige Schaum der Zahnpasta floss über Lanes Unterlippe. Sie
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