Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
fast Mitternacht. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst.«
    »Ach, die wissen doch, dass das Stück lange dauert. Es macht bestimmt nichts, wenn ich ein bisschen später komme. Erst recht, wenn ich mit Ihnen unterwegs bin. Schließlich sind Sie ja mein Lehrer und so.«
    »Gut. Es wird auch nicht lange dauern.« Kurz darauf bog er auf den Hafenparkplatz ein. Es standen noch ein paar andere Autos dort, aber Lane sah keine Menschen. »Komm mit«, sagte Mr. Kramer. »Ich zeige dir mein Prachtstück.«
    »Super.« Sie stieg aus. Seite an Seite gingen sie hinunter zum Pier. Ein kühler Wind blies vom Fluss herauf und drückte die Bluse und den Rock eng an ihre Haut. Sie lehnte sich dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Kalt?«
    »Ein bisschen.«
    »Hier.« Er begann, seinen Blazer auszuziehen.
    »Nein, nein. Das kann ich nicht annehmen. Ist schon in Ordnung. Wirklich.«
    »Ich bestehe darauf.« Er wandte sich zu Lane und legte ihr den Blazer über die Schultern, während sein weißes Hemd im Wind flatterte und die Krawatte von einer Seite auf die andere wehte. Sie hielt die Jacke am Revers fest, damit sie nicht wegflog.
    »Sie werden frieren«, warnte sie ihn mit zitternder Stimme.
    »Nein. Ich komme aus einer eingefleischten Seefahrerfamilie.«
    »Wenn Sie es sagen.«
    Er schloss ein Gittertor auf und hielt es für Lane offen, während sie auf den Pier trat. Mit eingezogenen Schultern folgte er ihr.
    »Sie frieren ja doch.«
    »Ich?« Er zog den Bauch ein, streckte die Brust heraus und trommelte mit den Fäusten darauf.
    Lane lachte. Weil sie zugleich so zitterte, fühlte es sich seltsam an, und sie geriet außer Atem.
    »Du kannst mich abschirmen«, sagte Mr. Kramer. Er griff nach ihren Schultern und drehte sie um. Dann drückte er sich gegen ihren Rücken und schob sie vorwärts. Sie wandte den Kopf, um ihn anzusehen. Ihre Gesichter stießen beinahe gegeneinander. »Vorsichtig«, sagte er. »Oder es geschieht schon wieder ein Unfall.«
    Der Pier schwankte unter Lanes Füßen. Die Boote, die an beiden Seiten des Stegs vertäut waren, tänzelten auf der rauen Oberfläche des Flusses. In den meisten war es dunkel, doch es gab auch ein paar Kabinen, in denen Licht brannte. Lane sah keinen einzigen Menschen. Und sie hoffte, dass niemand sie sah.
    Was würden Mom und Dad denken, wenn ihnen jemand erzählt, dass ich hier draußen mit Mr. Kramer herumgealbert habe?
    »Hart backbord«, sagte er in ihr Ohr. Er drehte sie nach links und schob sie einen Ausläufer des Piers entlang. Vorbei an einem schaukelnden, dunklen Segelboot. Vorbei an einem Katamaran. Vor dem Bug eines mindestens sechs Meter langen Rennboots blieb er stehen. Auf dem Vordeck und der Windschutzscheibe der Kabine glänzte das Mondlicht.
    Er lief voraus auf den schmalen Steg, der an der Seite des Boots entlangführte, und Lane folgte ihm. In der Nähe des Hecks sprang er auf das Seitendeck. »Pass auf, dass du nicht fällst«, sagte er und streckte ihr seine Hand entgegen. Sie nahm sie, hielt mit der anderen Hand sein Jackett fest und setzte einen Fuß auf die Reling. Als sie sich hinaufstieß, zog er an ihrem Arm. Sie sprang auf das schwankende Deck und taumelte gegen ihn.
    Mr. Kramer schlang seine Arme um sie. Er drückte sie dicht an sich. »Brrrr«, machte er.
    Sein Gesicht fühlte sich kalt an ihrer Wange an. Sie spürte seine feste Brust an ihren Brüsten. Seine Hände strichen über ihren Rücken. Lane spürte, wie er schauderte.
    »Sollen wir einen Augenblick runtergehen?«, keuchte er. »Uns ein wenig aufwärmen?«
    Lane nickte.
    Er ließ sie los, entriegelte die Kabinentür und schob sie auf. »Geh du zuerst. Und nicht stolpern.«
    Sie stieg die Treppe in die Dunkelheit hinab. Heraus aus dem Wind und hinein in die enge, gemütliche Kajüte. Mondlicht schien durch die Bullaugen und warf einen grauen Schleier über die Polster auf beiden Seiten des Raums vor ihr.
    Sie hörte, wie die Tür zugeschoben wurde. Jetzt waren die Windgeräusche kaum noch zu hören.
    »Hier können drei Leute schlafen«, sagte Mr. Kramer. »Zumindest drei Zwerge.«
    »Schön«, flüsterte Lane. Sie wandte sich vorsichtig um, darauf bedacht, ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren, und konnte lediglich Mr. Kramers Konturen erkennen. Er kam auf sie zu.
    »Man ist gut vor Wind geschützt«, sagte er.
    »Das stimmt. Dann kann ich Ihnen das ja zurückgeben.« Sie zog den Blazer von ihren Schultern.
    »Wirf es einfach irgendwohin.«
    Sie faltete das Jackett zusammen. Als

Weitere Kostenlose Bücher