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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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beobachtete im Spiegel, wie die Flüssigkeit an ihrem Kinn herablief. Plötzlich musste sie würgen. Ihr Blick verschleierte sich, und sie wandte sich vom Waschbecken ab. Sie fiel vor der Toilette auf die Knie, umklammerte mit beiden Händen die Klobrille und beugte sich darüber.
    Als sie fertig war, kroch sie zur Badewanne.

39
    Lane tupfte sich vorsichtig trocken, um die schmerzenden Stellen nicht zu reizen. Dann hängte sie das Handtuch auf und zog ihren Bademantel an. Der weiche Stoff klebte an den Stellen, an denen sie sich nicht richtig abgetrocknet hatte, auf der Haut.
    Ihre Zahnbürste lag im Waschbecken, die Borsten mit weißer Schmiere bedeckt. Sie spülte sie ab. Weil sie wusste, dass sie die Zahnbürste nie wieder in den Mund nehmen könnte, warf sie sie in den Mülleimer.
    Ich sage einfach, sie ist mir runtergefallen und es hingen Haare dran oder so, dachte sie.
    In dem Schränkchen unter dem Fenster fand sie ihr ledernes Reiseetui. Sie nahm ihre Ersatzzahnbürste heraus und putzte sich noch einmal die Zähne. Als die Zahnpasta in ihrem Mund aufschäumte, musste sie wieder würgen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Dieses Mal schaffte sie es jedoch, sich nicht zu übergeben. Sie spuckte die Zahnpasta aus, spülte mit Wasser nach und stellte die Bürste in den Becher.
    Mit etwas kaltem Wasser schluckte sie drei Aspirin.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass an der Toilette keine Spuren von Erbrochenem waren, verließ sie das Badezimmer.
    Im Flur war es kalt. Am anderen Ende fiel Licht in den Gang. Sie fragte sich, ob ihr Vater immer noch auf dem Sofa schlief.
    Mom ist immer sauer, wenn er zu viel trinkt.
    Eigentlich ist es ja kein großes Verbrechen, dachte Lane.
    Mom sollte froh sein, dass sie mit jemandem wie ihm verheiratet ist, und ihn nicht wegen solcher Kleinigkeiten zur Schnecke machen.
    Sie ging in ihr Zimmer. Mit dem Ellenbogen betätigte sie den Lichtschalter. Sie brachte ihre Stiefel zum Wandschrank und stellte sie ab.
    Und starrte sie an.
    Ihr Geschenk, die Belohnung dafür, dass sie ihrem Vater das Jahrbuch besorgt hatte.
    Mein Gott, dachte sie. Wenn Kramer mir nicht mit dem Jahrbuch geholfen hätte, hätte ich nicht damit angefangen, nach der Stunde länger zu bleiben. Nichts von all dem wäre passiert.
    Du hast dafür gesorgt, dass ich vergewaltigt wurde, Dad.
    Blödsinn. Es war meine eigene Schuld.
    So war’s ein schwer Vergehen, und schwer hat sie auch dafür gebüßt.
    War das von Shakespeare?
    Kramer hat gemogelt, als er die Münze geworfen hat, um die Teilnehmer an dem Hamlet -Ausflug auszuwählen, wurde ihr plötzlich klar. Er hat alles geplant.
    Sie ging zum Bett, auf dem ihre Klamotten lagen. Den Rock und die Bluse warf sie auf den Boden, und den BH hielt sie dicht unter die Lampe. Er schien nicht beschmutzt zu sein.
    Beschmutzt genug, dachte sie. Das Schwein hat ihn berührt.
    Während sie die Bluse und den Rock untersuchte, kehrten ihre Gedanken zu dem Münzwurf zurück. Wann war das? Bevor ich mit meiner Mutter am letzten Wochenende nach L.A. gefahren bin. Am Freitag. Am Freitag hat er die Münze geworfen, und frühestens am Montag hat er mir mit dem Jahrbuch geholfen.
    Wenn er mit der Münze gepfuscht hat, muss er am Freitag schon geplant gehabt haben, mich heute Nacht zu schnappen. Vor der Sache mit dem Jahrbuch. Bevor ich nach der Stunde länger geblieben bin, vom Hocker gefallen bin, angefangen habe, mich wie ein Idiot zu benehmen, meinen BH zu Hause gelassen habe und alles. Das Ganze hat nichts damit zu tun.
    Das Schwein hat mich schon lange im Visier gehabt.
    Lane kehrte zu den Erfordernissen der Gegenwart zurück. Ihre Bluse und der Rock waren sauber. Vielleicht würde sie die Klamotten nie wieder tragen, aber sie waren nicht befleckt.
    Sie warf die Kleider in den Wäschekorb.
    Sie starrte ihr Bett an.
    Sie wollte sich nicht hinlegen, denn sie würde nicht schlafen können. Sie würde daliegen und nachdenken. Wenn sie versuchte einzuschlafen, kamen ihr immer die schlimmsten Gedanken, und sie wollte sich nicht mit denen auseinandersetzen, die heute Nacht auf sie warteten.
    Hat er mich geschwängert? Hat er mich mit AIDS angesteckt? Schleicht er sich irgendwann nachts ins Haus und bringt uns alle um?
    Verdammt.
    Warum sollte ich mich ins Bett legen und über den Mist nachdenken?
    Wahrscheinlich werde ich nicht schwanger, so kurz vor meiner Periode. Aber was ist mit AIDS? Selbst wenn er infiziert ist, sind die Chancen …
    Ich fange jetzt schon an, darüber

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