Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
nur wieder eine ihrer Albernheiten.«
»Also, ich spiele gerne mit.« Er ließ den Köcher liegen, zog aber einen Pfeil heraus.
»Guter Mann«, sagte Pete. »Zielen Sie einfach aufs Herz, wenn sich herausstellt, dass wir es mit Draculas Tochter zu tun haben.«
Hal kicherte leise und nickte.
Pete trat zu seiner Frau und streckte ihr die Kamera entgegen.
»Auf keinen Fall.«
»Ach, komm schon.«
»Damit ich die auch noch kaputt mache?«
»Stell dich nicht so an.«
»Leck mich.«
»Hey, Barb! Das ist wirklich nicht der geeignete Zeitpunkt, um …«
»Ich mache es«, bot Jean an. »Zeig mir, wie die Kamera funktioniert.«
»Super. Film einfach, wie wir den Sarg runterholen. Dann übernehme ich und drehe, wenn Larry sie von dem Pfahl befreit.« Er gab Jean die Kamera, zeigte ihr, wie sie das Gerät halten musste, und erklärte ihr den Sucher. »Es ist alles schon eingestellt«, sagte er. »Autofokus und der ganze andere Kram. Du musst nur auf den Knopf hier drücken, und schon läuft das Ding.«
Er wandte sich ab, grinste Larry an und rieb sich die Hände. »Willst du unseren Zuschauern daheim noch etwas sagen?«
»Lass uns einfach anfangen«, sagte Larry mit zittriger Stimme.
Pete gab ihm einen Klaps auf die Schulter und ging an ihm vorbei zur Leiter. Während er die ersten Sprossen hinaufstieg, drehte er sich zu Jean um. »Hast du das drauf?«
»Ja.«
Larry wartete, bis Pete in die Dachkammer kroch, ehe er ebenfalls die Leiter hinaufkletterte. Obwohl ihm eigentlich nicht kalt war, konnte er sein Zittern nicht unterdrücken. Seine Eingeweide zogen sich zusammen. Die Beine waren so schwach, dass er befürchtete, sie könnten unter ihm nachgeben.
In ein paar Minuten ist alles vorbei, sagte er sich.
Ich werde für immer dir gehören , flüsterte Bonnie in seinem Kopf.
Und wenn das stimmt?
Es kann nicht stimmen. Sie ist tot. Die Stimme in meinem Kopf ist nur meine Fantasie, die mir mal wieder einen Streich spielt.
Und wenn sie wirklich zum Leben erwacht?
Als Larry mit dem Kopf in die Düsternis der Dachkammer eintauchte, stellte er sich vor, wie er im Bett lag und Bonnie rittlings auf ihm saß, nackt und schöner als jede Frau, die er je gehabt hatte.
Vielleicht könnte es ja tatsächlich so kommen.
Erfüllt von den Gedanken an sie blieb er stehen. Er spürte ihre warmen Hände über seinen Körper wandern, die Weichheit ihrer Lippen, ihre Brüste, die über seine Brust strichen, und ihre feuchte Enge, als sie sich langsam aufspießte.
»Worauf wartest du?«, fragte Pete. »Verlierst du die Nerven?«
»Nein, mir geht’s gut«, sagte er. Während er durch die Luke kletterte, wurde ihm bewusst, dass es ihm tatsächlich gutging. Seine Furcht war in der Hitze seiner Fantasien geschmolzen.
Es wird sich nicht so entwickeln, sagte er sich. Aber wäre es nicht schön?
Nein! Das wäre überhaupt nicht schön. Was ist los mit mir?
In dem schwachen Licht von unten sah er Pete am Kopf des Sargs knien. Er machte sich auf den Weg zum anderen Ende. Mit der Hand ertastete er die Laterne, die er mit hier hochgebracht hatte, in der Nacht, in der Lane ihn ertappt hatte.
Lane.
Wenn er Bonnie begehrte, verriet er seine Tochter. Schlimmer noch, er betrog auch Jean.
Er schob die zerbrochene Lampe aus dem Weg, kroch über die Dielen zum Fußende des Sargs und legte die Hände auf die Ecken der Kiste.
Das Innere des Sargs lag in absoluter Dunkelheit.
Er konnte Bonnie nicht darin sehen.
»Hey, wäre es nicht irre, wenn sie wirklich wieder lebendig würde?«, flüsterte Pete.
»Ja«, antwortete er leise.
»Sie war eine echte Schönheit, oder?«
»Du bist mit einer echten Schönheit verheiratet.«
»Ja, aber Bonnie ist der Wahnsinn. Ich kriege das Bild von ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf.«
»Jetzt sieht sie aber nicht mehr so aus.« Larry war froh, dass er die Leiche in der dunklen Tiefe des Sargs nicht erkennen konnte.
»Im Film sehen sie wieder aus wie vorher, wenn sie von den Toten auferstehen.«
»Wir sind hier aber nicht im Kino, Pete.«
»Schade, was?«
»Ja.«
»Was macht ihr eigentlich da oben?«, rief Barbara von unten.
»Wir sind schon unterwegs«, rief Pete. Leiser sagte er: »Bist du bereit?«
»Ja.« Larry umklammerte die hölzerne Kante, blickte über die Schulter und kroch den Sarg hinter sich herziehend auf die helle Öffnung im Boden zu. Er stieg auf die Leiter. Mit der linken Hand griff er nach der obersten Sprosse, mit der rechten hielt er den Sarg fest.
»Hoffentlich fällt sie
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