Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

mit der Leiche leben zu müssen, dachte er.
    Wahrscheinlich ist das gar nicht so schlimm, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.
    »Ich glaube, wir werden richtig Ärger mit unseren Frauen bekommen«, sagte er.
    »Damit kommen wir schon klar. Also, was sagst du?«
    »Vielleicht könnten wir einen Raum mieten oder so, wo wir die Leiche deponieren, wenn sie uns das Ding nicht zu Hause aufbewahren lassen.«
    »Klar. Wir denken uns was aus. Bist du dabei?«
    »Vielleicht.«
    »Aha!«
    »Wir entscheiden spontan, was wir machen, okay? Zuerst schauen wir uns das Ding mal an. Aber ich will immer noch das Jukebox-Buch schreiben, also kümmern wir uns erst mal darum und sehen, wie es läuft.«
    »Oh, Mann. Das ist der Beginn einer großen Sache.«
    »Wir sollten unsere Köpfe untersuchen lassen.«

15
    Als die Strahlen der Scheinwerfer Babe’s Werkstatt am östlichen Ende von Sagebrush Flat ertasteten, schaltete Pete das Licht aus und ging vom Gas.
    Langsam fuhren sie in die Stadt hinein.
    Larry blickte hinaus auf die vom Mondlicht erhellte Straße vor ihnen. Er fühlte sich als Gefangener ihres eigenen verrückten Plans, aber er hatte noch die Hoffnung, dass irgendetwas sie aufhalten würde. Niemand durfte etwas mitbekommen. Wenn dort ein Auto wäre … wenn hinter einem der Fenster oder Türen Licht brennen würde …
    Aber die Straße wirkte verlassen. Die Gebäude waren dunkel.
    Pete ließ den Lieferwagen vor dem Sagebrush Hotel ausrollen. Er beugte sich vor und blickte an Larry vorbei.
    Beide starrten zur Tür hinüber. Aber das Hotelgebäude hielt das Mondlicht ab, warf einen Schatten wie ein schwarzes Leichentuch bis hinüber zum Bürgersteig. Die Dunkelheit schien undurchdringlich.
    Larry konnte die Türen nicht erkennen, doch er stellte sich vor, dass sie weit offen standen, dass er tief in die Lobby hineinblickte und dort der Kadaver auf seinen verdorrten Füßen neben der Treppe stand und sie anstarrte.
    Er bekam eine Gänsehaut. Seine Hoden schrumpften zusammen, kribbelten, als würden Spinnen darüber trippeln.
    »Fahr weiter«, flüsterte er.
    »Klar. Die Jukebox.«
    Der Wagen fuhr los.
    Larry hob eine Hand und betastete eine seiner Brustwarzen durch den Stoff des Hemds. Sie fühlte sich an wie ein Kieselstein.
    Es trifft also auch auf Männer zu. Wenn man eine Gänsehaut bekommt, werden die Nippel hart.
    Er erinnerte sich daran, wie Barbara aussah, als sie die Geschichte über die dunkle Kirche erzählt hatte. Als er sich darauf konzentrierte, verblasste das Bild der Leiche. Aber er fühlte sich schuldig, weil er Barbara auf diese Weise benutzte, also dachte er an Jean. Sonntagnacht nach ihrem Alptraum. Wie sie aus ihrem Nachthemd geschlüpft war und sich auf ihn gesetzt hatte. Aber dann kniete er über ihr, und ihr schlanker Körper wirkte im Halbdunkeln ausgemergelt, und plötzlich war er im Hotel, kniete neben dem Sarg und starrte die Leiche an. Ausgetrocknete braune Haut, ein scheußliches Grinsen, platte Brüste, Schamhaar, das im Licht der Taschenlampe golden schimmerte.
    Er schüttelte den Kopf, um das Bild zu verdrängen, und stieß nervös die Luft aus. »Ich weiß nicht, ob ich das packe«, murmelte er.
    »Nicht verzagen, Pete fragen.«
    Pete fuhr an Holman’s vorbei, wendete und parkte vor den Zapfsäulen. Er schaltete den Motor aus.
    Sie tranken beide vom Whiskey.
    »Lass uns die Flasche mitnehmen«, sagte Pete.
    »Lieber nicht. Ich will die Hände frei haben.« Larry drehte die Flasche zu und stellte sie auf den Boden.
    Sie stiegen aus. Larry lehnte sich gegen den kühlen Wind. Er traf Pete hinter dem Wagen. Pete hatte seine Taschenlampe dabei, doch er schaltete sie nicht ein. Seite an Seite gingen sie um das Gebäude herum. Die Wüste vor ihnen sah fahl aus, als wäre die mit Steinen, Felsbrocken und Büschen gesprenkelte Landschaft mit schmutzigem Grau übermalt worden.
    Sie hatten fast die hintere Ecke von Holman’s erreicht, als eine undeutliche Gestalt vor ihnen auftauchte. Larry schreckte zurück. Pete schnappte nach Luft, ging in die Hocke und zog seine Pistole. Der Wind wehte einen Steppenläufer an ihnen vorbei.
    »Scheiße«, raunte Pete und schob die Waffe in das Holster zurück.
    »Gut reagiert, Jesse James.«
    Ich bin nicht der Einzige, der hier nervös ist, dachte Larry. Er war froh, dass auch Pete schreckhaft war.
    »Vielleicht solltest du die Taschenlampe einschalten«, schlug er vor.
    »Das würde uns verraten.«
    »An wen?«
    »Das kann man nie wissen.«
    Sie ließen das