Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
Riverfront Drive sah er Larry an und sagte: »Weißt du, was ich nicht verstehe? Wie kommt es, dass du über die Jukebox schreiben willst und nicht über den Vampir?«
»Vampirromane gibt es wie Sand am Meer.«
»Aber keine wahren. Versteh mich nicht falsch, ich finde deine Jukebox-Geschichte wirklich nett. Aber ich glaube, die wahre Geschichte, wie du in einer Geisterstadt eine Vampirin entdeckt hast, wäre … irgendwie anders.«
»Anders, klar.«
»Erinnerst du dich an den Film Amityville Horror ? Das war angeblich eine wahre Geschichte.«
»Ja, angeblich«, sagte Larry. »Aber ich habe gehört, die Sache war reine Erfindung.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Der springende Punkt ist, dass sie behauptet haben, es wäre eine wahre Geschichte. Und das hat den Unterschied gemacht. Sonst wäre es nur eine weitere Spukhausgeschichte gewesen. Man sollte glauben, dass es wirklich geschehen ist, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Der Film beruht auf einem Buch, oder?«
»Ja. Und das Buch wurde als Sachbuch angepriesen.«
»Hat es sich einigermaßen verkauft?«
»Soll das ein Witz sein? Es ging weg wie warme Semmeln.«
»Also, was hält dich davon ab, die Vampirgeschichte als Sachbuch zu schreiben? Das wird ein Bestseller, sie machen einen Film daraus, zack, fertig! Du bist reich und berühmt.«
»Scheiß drauf.«
»Was soll das heißen? Hast du was gegen Geld?«
»Mir geht’s auch so ganz gut.«
»Klar, dir geht’s gut. Aber wie viele Bestseller hast du geschrieben?«
»Man kommt auch klar, ohne ein Buch auf der Bestsellerliste zu haben. Die Autoren auf der Liste verdienen Millionen.«
Pete stieß einen leisen Pfiff aus. »So viel?«
»Natürlich. Einige von denen bekommen ein paar Millionen als Vorschuss. Oder noch mehr. Und das ist noch ohne die Taschenbuchrechte, die Auslandsrechte und die Einnahmen aus den Filmrechten.«
»Wahnsinn, und dich interessiert das nicht?«
»Ich habe nicht gesagt, dass mich das nicht interessiert. Ich will mich bloß nicht mit einem Vampir anlegen.«
»Hey, machen wir uns nichts vor. Das Ding ist kein Vampir. Es ist bloß eine Tussi mit einem Pflock in der Brust. Aber wir sind uns natürlich nicht sicher . Und unsere Leser auch nicht. Das hält die Geschichte in Gang. Erst ganz am Ende ziehst du den Pfahl heraus. Das ist das letzte Kapitel. Du ziehst den Pfahl raus und siehst, was passiert.«
»Ich weiß nicht.«
Sie ließen die Lichter von Mulehead Bend hinter sich. Pete bog von der Hauptstraße ab und fuhr nach Westen in die Wüste. Dort gab es keine Straßenlaternen mehr. Die Scheinwerfer warfen helle Streifen auf die Straße vor ihnen. Das Mondlicht fiel blass auf die Landschaft aus Felsbrocken, Gestrüpp und Kakteen und die zerklüfteten Berge in der Ferne. Die Umgebung wirkte kalt und verlassen. Larry wollte plötzlich umkehren.
Es war schon schlimm genug, durch diese trostlose Gegend zu fahren, um die Jukebox zu holen.
Aber Pete hatte offenbar etwas anderes vor.
»Was machen wir eigentlich wirklich ?«
»Nur das, was wir geplant haben. Wir holen die Jukebox. Oder machen bloß ein paar Fotos, wenn wir sie nicht tragen können.«
»Was soll das dann mit diesen Vampirgeschichten?«
»Bloß so ein Gedanke. Wenn dir die Idee nicht gefällt, kein Problem. Ich will dich zu nichts überreden. Aber warum zum Teufel solltest du dir die Chance entgehen lassen, eine Million Dollar zu verdienen?«
»Das Ding macht mir Angst.«
»Genau darum geht es doch.« Er streckte die Hand nach der Whiskeyflasche aus, trank einen Schluck und gab sie Larry zurück. »Dein Geschäft ist es, den Leuten Angst einzujagen. Stimmt’s?«
»Aber mit erfundenen Geschichten. Nicht mit der Wirklichkeit. Wenn sie echten Schrecken wollen, können sie die Nachrichten ansehen.«
»Es wäre doch gar kein so großer Unterschied zu deinen anderen Romanen. Wir sprechen hier von Vampiren, nicht von Mördern oder einem Atomkrieg. Der einzige Unterschied ist, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt. Und es würde gut zu deinem Image passen. Bei solchen Storys fangen die Werbeleute an zu sabbern. Pass auf: ›Renommierter Horrorautor entdeckt auf Wochendausflug Vampir‹. Das ist ein Selbstläufer. Du kommst ins Fernsehen, Mann. Und das Beste ist, du könntest sie mitnehmen .«
»Na, super.«
»Dann können sie ja mal versuchen zu behaupten, du hättest dir das alles nur ausgedacht.«
»Großartig. Ich soll also mit einer Leiche durch die Talkshows ziehen.«
»Wir reden von einer Million
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