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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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die 1968 an der Buford High ihren Abschluss gemacht hatte.
    Warum habe ich das nicht getan?, überlegte er.
    Pete findet es früher oder später heraus. Er wird merken, dass ich es ihm verschwiegen habe.
    Na und?

20
    »Guten Morgen, Madam.«
    Lane schlug ihr Schließfach zu und drehte sich um.
    »Ah, hallo, Fremder.«
    Jim hatte die Hände in die Taschen seiner Jeans geschoben. Lächelnd zog er sie heraus, zeigte sie ihr und schob sie wieder hinein. »Ich behalte meine Hände bei mir«, sagte er.
    »Schön für dich. Du machst Fortschritte.«
    »Wie war dein Ausflug?«
    »Ganz nett. Ich hab dich vermisst. Wie war es denn mit Candi?«
    »Ah, sie war toll. Sie würde sich freuen, wenn du öfter wegfährst.«
    Lane spürte, wie ihr das Lächeln gegen ihren Willen aus dem Gesicht fiel. Ihre Arme schlossen sich fester um die Mappen und Schulbücher, die sie vor ihrer Brust hielt.
    »Das war ein Witz«, sagte Jim.
    »Ich weiß.«
    » Du hast von ihr angefangen.«
    »Stimmt. Blöd, oder?«
    »Ich gehe nicht mit Candi aus. Und auch mit keiner anderen. Nicht solange ich dich habe.«
    Das Lächeln kehrte in Lanes Gesicht zurück. Sie hob eine Braue.
    »Du glaubst also, du hättest mich?«
    »Verdammt, du weißt doch, was ich meine.«
    »Ja. Gib mir deine Hand.« Sie stellte sich neben ihn, hielt ihre Schulsachen mit einem Arm und drückte seine Hand, als er sie ihr entgegenstreckte.
    »Kommst du mit zur Bücherei?«, fragte sie.
    »Zur Bücherei?«
    »Ich muss einen Auftrag ausführen.«
    »In zehn Minuten klingelt es.«
    »Es müsste eigentlich schnell gehen.«
    Händchenhaltend gingen sie durch den belebten Flur.
    »Gilt das Angebot für Freitagabend noch?«, fragte sie.
    »Ja. Von mir aus schon. Ich würde zwar lieber am Samstag ausgehen, aber …«
    » Hamlet. «
    »Ich weiß, so ein Mist.«
    Sie gingen hinaus und überquerten den Hof. Jim hielt ihr die Tür zur Bibliothek auf. »Ich glaub, ich mach mich lieber aus dem Staub«, sagte er. »Ich verstehe mich nicht besonders mit der alten Swanson. Sehen wir uns beim Mittagessen?«
    »Einverstanden. Bis dann.« Lane drückte noch einmal seine Hand, ehe sie ihn losließ und die Bibliothek betrat. Sie ging direkt zur Buchausgabe. Miss Swanson verbuchte gerade Bücher für einige Schüler.
    Die »alte Swanson« war wahrscheinlich nicht älter als vierzig, eine attraktive Frau mit sehr kurzem rotem Haar und Sommersprossen im Gesicht. Aber Lane wusste, was Jim meinte. Auch wenn man Miss Swanson wohl kaum als betagt bezeichnen konnte, strahlten ihre steife Haltung und die dünnen, hochgezogenen Augenbrauen eine Strenge aus, die sie älter erschienen ließ, als sie war.
    Zu Lane war sie immer freundlich gewesen, doch es schien ihr Vergnügen zu bereiten, Schülern, die sich nicht benahmen, die Hölle heißzumachen. Die meisten Schüler kannten sie unter dem Namen »die Schlampe«. Aber manchmal wurde sie auch »die Lesbe« oder »das Mistvieh« genannt. Henry, vermutlich der Belesenste unter ihren Kritikern, bezeichnete sie als »der Scharlachrote Pickel«.
    Nachdem der letzte Schüler gegangen war, trat Lane an den Schalter.
    »Guten Morgen, Miss Swanson.«
    »Lane? Wie geht es dir?«
    »Gut. Vielleicht können Sie mir helfen. Werden hier irgendwo die alten Jahrbücher aufbewahrt?«
    »Selbstverständlich. Einige Jahrgänge fehlen natürlich. Sie verschwinden einfach, ich kann ja nicht immer auf der Hut sein. Die Schüler sind eine Bande von Dieben. Und einige Lehrer sind auch nicht besser, wenn ich das mal erwähnen darf.« Ihre linke Augenbraue schoss empor. »Welcher Jahrgang würde dich denn interessieren?«
    »1968.«
    »Das ist lange vor meiner Zeit. Damals herrschte hier das blanke Chaos. Ich werde nachsehen, aber wundere dich nicht, wenn dieser Jahrgang fehlt.«
    Lane lächelte höflich und sagte: »Vielen Dank.«
    Miss Swanson ging in das Büro hinter dem Schalter und verschwand aus Lanes Blickfeld.
    Lane lehnte sich mit den Ellenbogen auf die Theke und schlug die Beine übereinander. Sie wartete.
    »Wie geht es dir an diesem herrlichen Morgen?«
    Ehe sie sich umwenden konnte, stand Mr. Kramer schon neben ihr. »Oh, hi!«, platzte sie heraus und spürte, wie sie errötete.
    »Hast du dich gut ausgeruht und kannst es kaum erwarten, dich auf die Bücher zu stürzen?«
    »Genau. Ich habe dieses Wochenende noch einmal Hamlet gelesen«, sagte sie und hoffte, dass er sich darüber freuen würde.
    »Sehr gut.«
    Er roch wundervoll. Nach Aftershave? Seine Wangen waren glatt.

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