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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Immer, wenn er spürte, daß es in seinem Kopf zu tosen begann, daß ihm heiß wurde, verabschiedete er das jeweilige Mädchen ziemlich schroff und eilte in sein Hotel am Bahnhof, wo er sich kalt duschte und erregt atmend ins Bett legte, bis er unruhig einschlief und die Finger im Schlaf noch in die Kissen krallte, als umklammere er einen Frauenhals.

Mit großem Interesse las er die holländischen Zeitungen und die giftigen Artikel, die sich mit den Ermittlungen der Polizei befaßten. Diese Veröffentlichungen wurden allerdings schon wieder seltener. Großen Spaß bereiteten ihm die Theorien der einzelnen Berichterstatter, von denen die Fährten noch mehr verwirrt wurden.
    Nicht nur zwei, sondern fast drei Wochen blieb der Mörder in Aachen und machte sich schöne Tage, dann erst fuhr er zurück nach Leeuwarden und nahm seine Geschäfte wieder auf, ein geachteter Mann, der wohlhabend war und allgemein beliebt.
    Obwohl ihm Kommissär Leerdam gesagt hatte, daß es überflüssig sei, sich zurückzumelden, tat er dies dennoch. Er war eben tatsächlich einer, der ›alles auf die Spitze trieb‹. Insofern traf Schouwens Vermutung zu.
    »Ich bin wieder da«, sagte er am Telefon zu Leerdam.
    »War's schön?«
    »Herrlich. Wissen Sie, man kommt viel zu selten auf die Idee, ein paar Tage auszuspannen. Das sage ich auch Ihnen. Gerade Sie scheinen mir einen Urlaub dringend nötig zu haben, nach Ihrem Streß in den letzten Wochen.«
    »Haben Sie sich auch den Kaiserthron angesehen?«
    Der Mörder war platt, daß er sekundenlang nichts sagen konnte.
    »Wo?« stieß er dann hervor.
    »In Aachen.«
    »Woher w… wissen Sie«, stotterte er, »daß ich in … in Aachen war?«
    Ganz schön erschrocken, der junge, dachte Leerdam erstaunt. Wieso denn? Hat er's in Aachen mit Weibern getrieben? Das kann er doch, er ist ja hier nicht verheiratet.
    »Woher ich das weiß, mein Lieber? Ganz einfach: von Ihrem Buchhalter, dem ich begegnet bin.«
    »Ach so«, kam deutlich erleichtert die Antwort. »Ich dachte schon, Sie lassen mich überwachen.«
    Leerdam lachte.
    »So viele Beamte hätte ich gar nicht.«
    »Wie weit seid ihr denn in euren Ermittlungen?«
    »Es geht voran.«
    »Gab's denn, während ich weg war, keinen neuen Mord mehr?«
    »Das hätten Sie doch gelesen.«
    »Dazu hätten mir holländische Zeitungen zur Verfügung stehen müssen. Aber ich war ja, wie Sie wissen, im Ausland.«
    In Aachen warst du, dachte Leerdam. Und in Aachen an eine holländische Zeitung zu kommen, ist so einfach wie in München an Weißwürste. Aachen strotzt von holländischen Zeitungen.
    Warum lügt der Kerl? fragte sich Leerdam.
    »Ich muß jetzt Schluß machen«, sagte er. »Nett, daß Sie sich gemeldet haben. Wär' aber wirklich nicht notwendig gewesen.«
    Seine Miene war nachdenklich, als er auflegte.
    An der deutsch-holländischen Grenze bei Kessel, südlich von Venlo, wurde von Grenzbeamten ein Mann mit Schmuggelgut gefaßt. Er hatte versucht, Kaffee (zehn Pfund) und französischen Kognak (zehn Flaschen) über die Grenze zu bringen.
    Ein harmloser Schmuggler also … auf den ersten Blick.
    Auf den zweiten … ein Mann, der ganz Holland in Aufregung versetzte.
    Auf ihn paßte nämlich genau die Beschreibung des Hausierers, der die Jacke mit den Blutflecken am linken Ärmel im Besitz gehabt haben sollte.
    Endlich!
    Endlich hatte ihn der Nebel oder – wie immer man will – der Erdboden, der ihn verschluckt zu haben schien, freigegeben.
    Aber noch stand die Identität nicht fest.
    In der Grenzstation, die wie alle Grenz- und Polizeistationen Hollands mit seinem Phantombild ausgestattet war, wurde ihm dieses gezeigt, und der Leiter selbst fragte ihn: »Sind Sie das?«
    Der Schmuggler betrachtet das Bild. Er ließ sich Zeit.
    »Kann schon sein«, meinte er dann amüsiert.
    Dir wird das Grinsen rasch vergehen, dachte der Beamte und fuhr fort: »Kennen Sie Haringen?«
    »Das Nest an der Küste?«
    »Ja.«
    »Natürlich. Das bringt mein Beruf mit sich.«
    »Was ist Ihr Beruf? Schmuggler?«
    »Nein, das wollte ich nur nebenbei einmal versuchen, heute zum erstenmal, ich schwör's ihnen.«
    »Soso. Und was ist Ihr eigentlicher Beruf?«
    »Hausierer.«
    Der Beamte rieb sich im Geist die Hände. »Haben Sie in Haringen schon einmal übernachtet?« setzte er das Verhör fort.
    »Sicher, wo hätte ich das noch nicht?«
    »Bevorzugen Sie, wenn Sie in Haringen nächtigen, ein bestimmtes Quartier?«
    »Ja, eine Schenke.«
    »Etwa die der ›Roten Vera‹?«
    »Ja,

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