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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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immer. Warum interessiert Sie das alles?«
    Dem Beamten wurde fast schwindlig. Es fehlte nur noch eine Frage.
    »Wann waren Sie zum letztenmal dort?«
    »Zum letztenmal?« Der Mann überlegte. »Das Datum weiß ich nicht mehr. Es ist aber auf alle Fälle nicht so lange her.«
    Das genügte!
    Ab mit dem Kerl nach Leeuwarden!
    Die brauchten dort dringend einen Erfolg, da sich auch die Nachforschungen nach dem Schneider, der den Maßanzug angefertigt hatte, als ergebnislos erwiesen hatten. In Leeuwarden fand sich keiner, und in ganz Holland konnte man nicht suchen.
    Kommissär Leerdam wartete schon auf den Schmuggler. Man hatte ihn ihm fernmündlich angekündigt. Auch Wilm Schouwen war zur Stelle. Den beiden dauerte es viel zu lange, bis der Wagen des Zolls mit dem Verdächtigen eintraf. Endlich war dies der Fall, und der zu dieser Stunde wichtigste Gefangene Hollands wurde der Polizei von zwei schwerbewaffneten Zollbeamten ›übergeben‹.
    Er war ein Mann in den Vierzigern, vom Wind und Wetter eher gezüchtigt als gegerbt, mit einem Mausgesicht und den Manieren eines Pennbruders. Das konnte gar nicht anders sein. Als er bemerkte, welche Aufregung mit seinem Erscheinen verbunden war – Leute wie er spüren so etwas untrüglich –, fragte er frei heraus: »Worum geht's eigentlich?«
    »Wurde Ihnen das noch nicht gesagt?« antwortete Leerdam.
    »Nein. Die ritten nur auf Haringen herum. Damit muß es etwas zu tun haben.«
    »Ganz recht, in diesem Zusammenhang habe ich ein paar Fragen an Sie …«
    »Meinetwegen«, nickte der Gefangene gleichmütig.
    Leerdam richtete den Blick auf seine Jacke, zeigte mit dem Finger auf sie.
    »Woher haben Sie die?«
    »Die Jacke?«
    »Ja.«
    Der Verdächtige wußte, daß er sie von einer Wäscheleine gestohlen hatte, und wurde vorsichtig.
    »Woher soll ich die haben? Das weiß ich nicht mehr. Entweder habe ich sie gekauft, oder sie wurde mir geschenkt – ist alles möglich. Jedenfalls weiß ich das nicht mehr.«
    »Wieso wissen Sie das nicht mehr? Sie laufen doch erst seit kurzem in dieser Jacke herum?«
    »Seit kurzem?«
    »Ja, seit ihrem letzten Aufenthalt in Haringen.«
    Der Penner entschloß sich zu einem Geständnis. Was konnte ihm schon viel passieren wegen einer lächerlichen gebrauchten Jacke?
    »Also gut«, sagte er, »ich habe sie geklaut. Ich verstehe nur nicht euer ganzes Gedöns darum – Phantombild, Sondertransport unter schwerer Bedeckung hierher, große Übergabe und so weiter. Habt ihr nichts anderes zu tun?«
    »Doch, haben wir …«
    Leerdam gab Schouwen einen Wink. Dieser Auftritt war vorbereitet. Der Assistent ging ins Zimmer nebenan und kam aus demselben wieder mit dem Gegenstand zum Vorschein, um den sich hier alles drehte: die Jacke mit den Blutresten am linken Ärmel.
    »Erkennen Sie die?« fragte Leerdam den Penner und rechnete mit einem glatten Widerspruch.
    Doch zu seiner Überraschung erwiderte der Mann nach kurzer Prüfung: »Ja, meine alte Jacke.«
    »So, das geben Sie also zu?«
    »Warum soll ich das nicht zugeben?«
    Leerdam eröffnete den Generalangriff.
    »Deshalb nicht!« sagte er mit schneidender Stimme und hielt ihm den Ärmel unter die Nase.
    Der Penner erbleichte jedoch nicht. Er blickte verständnislos zwischen dem Ärmel und Leerdam hin und her und fragte: »Was wollen Sie damit?«
    »Sie sollen mir sagen, was das für Flecken sind«, erklärte Leerdam und rechnete wieder mit einer ganz anderen Antwort als derjenigen, die er bekam.
    Diese lautete nämlich: »Blutflecken.«
    »Hühnerblutflecken?«
    »Nein, Menschenblutflecken.«
    Der Kommissär mußte schlucken.
    »Das sagen Sie so ruhig?«
    »Warum nicht?«
    »Welche Blutgruppe haben Sie? Wissen Sie das?«
    »Das weiß ich zufällig vom Militär her. Gruppe B.«
    »So, dann kann also das Blut am Ärmel nicht von Ihnen selbst stammen.«
    »Sicher nicht.«
    »Wie gedenken Sie mir überhaupt zu erklären, daß Sie wissen, daß es sich da um Blut handelt? Wer erkennt das schon so ohne weiteres?«
    Der Penner grinste überlegen.
    »Das kann ich Ihnen aus zwei Gründen erklären. Erstens, weil ich versucht habe, die Flecken rauszuwaschen. Ging aber nicht. Blut ist hartnäckig, ich konnte das daran wieder einmal sehen …«
    »Und zweitens?«
    »Zweitens, weil mir derjenige, von dem ich die Jacke habe, sagte, daß es Nasenblut von ihm sei.« Leerdam bekam fast einen Schluckauf.
    »Wie war das? Derjenige, von dem Sie die Jacke haben …?«
    »Ja.«
    »Sie wollen damit sagen, daß auch Sie nicht der

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