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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ursprüngliche Besitzer der Jacke sind?«
    »Ganz recht.«
    »Und daß das Blut schon am Ärmel war, als Sie die Jacke übernommen haben?«
    »Sicher, das muß euch der Betreffende bestätigen, von dem ich sie habe.«
    Leerdam holte tief Atem und stellte die Frage, von der er wieder einmal glaubte, daß sie die entscheidende sei. Aber wie oft hatte er das in den vergangenen Wochen schon gedacht?
    »Wer ist der Betreffende?«
    »Den müßt ihr euch suchen, den Namen kenne ich nicht«, erwiderte der Penner gemütlich, woraufhin dem Kommissär die Nerven rissen, so daß er plötzlich schrie: »Ich warne dich, Mensch! Wenn du uns den nicht lieferst, halten wir uns an dich! Nur damit kannst du mir beweisen, daß du nicht gelogen hast!«
    »Ihr müßt ihn euch suchen«, wiederholte der Penner, unbeeindruckt von dem Gebrüll. »Und ihr werdet ihn finden. Ihr habt ja auch mich gefunden, ohne meinen Namen zu wissen.«
    Kommissär Leerdam hatte die Nase voll. Ich vergreife mich an dem, dachte er. Er fühlte sich also momentan nicht mehr in der Lage, das Verhör in Bahnen, die vorgeschrieben waren, fortzuführen.
    »Machen Sie weiter«, sagte er zu Schouwen und verließ den Raum, um draußen auf dem Korridor ein Weilchen auf und ab zu laufen und seine Ruhe wiederzufinden.
    Wilm Schouwen ließ sich inzwischen von dem Penner folgendes erzählen:
    »Die Sonne schien, eine Seltenheit. Ich lag hinter einem Busch, wärmte mich und schlief ein. Als ich wach wurde, weil mich fror, dämmerte es schon. Ein Mann tauchte auf und wollte ganz in meiner Nähe eine Jacke ins Meer werfen. Er hatte mich nicht gesehen. ›Halt!‹ rief ich. ›Geben Sie die mir! Sehen Sie sich die meine an, dann wissen Sie, warum!‹ Er sträubte sich, wies auf die Verschmutzung des Ärmels hin, auf das Blut. Von seiner Nase, sagte er. Als ich sah, daß ich die Jacke nicht anders kriegen würde, riß ich sie ihm plötzlich aus der Hand und lief weg. Ein paar Schritte folgte er mir, dann gab er auf. Es war ja schon, wie ich sagte, ziemlich dunkel. Wenige Tage später war ich aber die Jacke schon wieder los. Ich tauschte sie ein gegen drei Flaschen Schnaps von einem, der ein Trottel war. Ich hätte sie ihm auch für zwei gegeben. Fragt den Betreffenden doch selber. Seinen Namen weiß ich allerdings ebenfalls nicht, das ist bei uns nicht üblich, aber ihr müßt ja, wenn ich so sagen darf, Kontakt mit dem haben …«
    Der Penner zeigte auf die Jacke und schloß: »Woher hättet ihr die sonst?«
    Schouwen wollte, um sich zu bewähren, möglichst viel unter Dach und Fach bringen, ehe der Kommissär ins Zimmer zurückkehrte. Deshalb sagte er rasch: »Beschreiben Sie mir den Mann, der die Jacke ins Meer werfen wollte.«
    Der Penner sah an die Decke und schloß die Augen, um zu überlegen. Gleich öffnete er sie aber wieder und stellte die Zwischenfrage: »Was ist eigentlich los mit diesem verdammten Stück? Warum der Wirbel?«
    Schouwen hatte das Gefühl, einen Unschuldigen vor sich zu haben, einen Unschuldigen jedenfalls in der Sache, die hier zur Debatte stand. Er konnte darin natürlich nicht absolut sicher sein, setzte aber mit der Unbedenklichkeit der Jugend alles auf eine Karte, indem er sagte: »Wir glauben, daß der ursprüngliche Besitzer der Jacke der seit Wochen meistgesuchte Mann Hollands ist.«
    Dem Penner fiel der Unterkiefer herunter.
    »Der … Frauenmörder?« stammelte er.
    »Ja. Deshalb ist Ihre Beschreibung so wichtig.« Daraufhin erfolgte das gleiche wie vorher, der Penner sah wieder an die Decke und schloß die Augen, schloß sie ganz fest, um sich an alles zu erinnern.
    Mit Unterbrechungen sagte er: »Es war ja schon dunkel … Ich sah mehr auf seine Jacke in der Hand, als auf ihn selbst. Er war nicht klein und dick, sondern schlank, hatte Geld, das konnte man riechen …«
    »Trug er eine Brille?«
    »Nein.«
    »Welche Haare hatte er? Angegraute?«
    »Weiß ich nicht. Konnte ich nicht sehen.«
    »Fiel Ihnen ein besonderes Merkmal auf?«
    »Nein … oder doch: ein Goldzahn links oben.«
    »Sind Sie sicher?« stieß Schouwen erregt hervor.
    »Ja, der Zahn blitzte in der Dunkelheit.«
    Wilm Schouwen lief auf den Korridor hinaus, um den Chef hereinzurufen, und bald sah sich der Penner in den Genuß versetzt, aus einer dicken Zigarre, die dem Privatbestand des Kommissars entstammte, dichte Wolken zur Decke emporschicken zu können.
    »Ihr glaubt mir also?« fragte er die beiden Beamten. Er schloß dies aus der Freundlichkeit, die ihm plötzlich

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