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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Umgebung sein.«
    »Sicher.«
    Leerdam stieß einen Fluch aus und setzte hinzu: »Das macht mich fertig, kann ich Ihnen sagen!«
    Schouwen hielt einen kleinen Sack in der Hand, in dem sich Gips befand.
    »Haben Sie etwas gefunden?« fragte ihn Leerdam.
    »Ja, einen leidlich guten Schuhabdruck auf halbem Weg zu der Scheune dort drüben; in der Nähe einer Wasserlache, wo die Erde besonders weich ist. Der Abdruck stammt nicht von dem Ermordeten, das habe ich schon festgestellt.«
    »Endlich!« sagte Leerdam mit Genugtuung in der Stimme. »Endlich ein Abdruck! Und wissen Sie, woher das kommt? Weil wir gestern und heute einmal ordentliches Wetter hatten. Kein Nebel, kein Regen, keine Nässe, die alles aufweichte und verwischte. Gott sei Dank!«
    Außer diesem Abdruck, der sehr wichtig, war, fand sich aber in der Umgebung der Leiche nichts Brauchbares mehr.
    Uwe Hellmond war ein Polizeibeamter, wie er im Buche steht: korrekt, diensteifrig, mutig, hilfsbereit. Er stand im Alter von 45 Jahren und wußte, daß er in zehn Jahren in Pension würde gehen können. Schon mit 23 Jahren hatte er seine Frau Wilma, eine hübsche Kolonialwarenhändlerstochter, geheiratet. Die beiden hatten selbst auch eine inzwischen 20 Jahre alt gewordene Tochter, die Antje hieß. Antje hatte nach dem Besuch der Handelsschule als Sekretärin bei der Polizei in Leeuwarden zu arbeiten begonnen. Ihr Vater hatte ihr diese Berufswahl sehr empfohlen. Etwas Krisenfesteres als eine Stellung bei der Polizei gäbe es nicht, war seine Meinung. Mutter Wilma hätte ihre Tochter zwar lieber in einem Beruf gesehen, in dem sie nicht den ganzen Tag von Verbrechen umgeben gewesen wäre, aber Wilma war in dieser Familie nicht diejenige, die das Sagen hatte. Das behielt sich schon ihr energischer Mann vor, was aber nicht hieß, daß seine Gattin etwa ein Sklavinnendasein hätte führen müssen. O nein, in ihrem Naturell lag es, daß es ihr gar nicht so schlecht behagte, ›geleitet zu werden‹.
    Die Hellmonds lebten in einer Dienstwohnung in der Nähe des Präsidiums mitten in der Stadt Leeuwarden. Mutter Wilma, ein wenig dicklich geworden mit den Jahren, versah diese Dreizimmerwohnung mit dem Fleiß einer geborenen Hausfrau, und wenn Vater und Tochter abgespannt und hungrig vom Dienst heimkamen, fanden sie die Wärme einer wirklichen Heimstatt vor, die ihnen nach dem oft sehr hektischen Betrieb im Präsidium guttat.
    Antje besaß lange blonde Haare und blaue Augen, sie war schlank und lustig, und sie hatte eine große Leidenschaft – das Kino. Viele Mädchen in ihrem Alter schwärmen für Leinwandhelden, aber bei Antje saß das noch tiefer. Hier muß daran erinnert werden, daß es damals das Fernsehen noch nicht gab, welches heute dem Kino zu einem wesentlichen Teil den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Antjes Zimmerwände waren bepflastert mit Fotos von den Filmstars jener Jahre, an der Spitze Stewart Granger und Rudolf Prack. Antje versäumte keinen Film im ›Film-Palast‹, dem größten Kino Leeuwardens, das sogar – eine Seltenheit – numerierte Plätze hatte. Meistens schlossen sich ihr zwei Freundinnen an. Bei einem besonders schönen – sprich: traurigen – Film war oft auch Mutter Wilma mit von der Partie. Sie hatte dann jeweils Gesprächsstoff für Tage, indem sie den Nachbarinnen erzählte, wie schlecht doch die Welt sein könne – im Kino wäre es zu sehen.
    Es kam aber auch vor, daß Antje allein in den ›Film-Palast‹ ging; zweimal hatte sie das sogar schon getan, um einen jungen Mann zu treffen, von dem sie angesprochen worden war, der ihr gefiel, der jedoch nach den beiden Kinobesuchen zu zärtlich werden wollte und mit einer Ohrfeige verabschiedet wurde. Die Eltern, denen Antje dies erzählte, lobten ihre Tochter. Vater Uwe schrieb ihr Verhalten gleich wieder auf sein Konto, indem er zu seiner Frau stolz sagte: »Siehst du, Wilma, meine Erziehung …«
    Meine nicht, wie? dachte Wilma, sagte aber: »Jaja, Uwe.«
    Heute nun wurde im ›Film-Palast‹ ein neuer Streifen aus Deutschland gezeigt. ›Vater braucht eine Frau‹ hieß er, und Antje freute sich auf ihn, weil er lustig sein sollte. Aus dem gleichen Grund hatte an ihm Mutter Wilma kein Interesse, der es, wie gesagt, lieber war, im Kino tüchtig weinen zu können. Die beiden Freundinnen von Antje, die ihr sonst oft das Geleit gaben, waren heute auch verhindert; die eine wurde von einem Verehrer, der neuerdings in Erscheinung trat, mit Beschlag belegt; die andere konnte einer

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