Der Pfeil der Rache
pflichtete Barak ihm bei. »Kein Gestank nach verdorbenem Fleisch oder nach Unrat.«
»Und so still. Kaum zu glauben, dass nur wenige Meilen von hier die Armee sich in Portsmouth sammelt.«
»O ja«, pflichtete ich ihm bei. »Das ist wahr.«
»Master Hobbey besitzt ein herrliches Haus. Zum Glück gehört es nicht mehr jenen Nonnen, die götzendienerisch vor ihren Heiligenstatuen Gebete brabbelten«, fügte Feaveryear salbungsvoll hinzu. Die Alte drehte sich herum und vergalt es ihm mit einem bösen Blick.
»Diese Burschen verstehen ihr Handwerk«, sagte Barak, der Hugh und David beobachtete. David schoss erneut, und ich folgte dem bogenförmigen Weg, den der Pfeil bis zur Zielscheibe zurücklegte. »Da«, hörte ich ihn rufen, »ich habe gewonnen! Du schuldest mir sechs Pence!«
»O nein!«, versetzte Hugh. »Ich habe ins Schwarze getroffen!«
Auch Feaveryear beobachtete die beiden Burschen, jedoch mit trauriger Miene. »Übt Ihr Euch zuweilen im Bogenschießen?«, fragte ich ihn.
»Nein, Sir. Gott schenkte mir nur wenig Kraft. Ich beneide diese beiden.«
»Welch traulicher Anblick«, sagte jemand voller Hohn. Wir drehten uns um. In der Tür stand Dyrick, Hobbey neben ihm. Dyrick hatte seine Anwaltsrobe angelegt.
»Wer hat diesen Hund gefüttert?«, fragte Hobbey in scharfem Ton.
»Ich, Sir«, antwortete nervös Feaveryear. »Er ist ein so munteres Bürschlein.«
»Euch dagegen wird die Munterkeit vergehen, wenn meine Frau dahinterkommt. Nur sie darf ihn füttern, sie glaubt, er habe einen empfindlichen Magen. Lamkin, such das Frauchen.« Der Hund machte kehrt und trabte gehorsam aus der Küche. Hobbey wandte sich an Ursula. »Du hättest ihm nicht gestatten dürfen, Lamkin zu füttern«, herrschte er sie an.
»Es tut mir leid, Sir. Ich konnte nichts sehen bei all dem Dampf.«
»Ich glaube, du hast genug gesehen. Nimm dich in Acht, Weib!« Hobbey wandte sich mir zu, seine Stimme wieder liebenswürdig. »Nun, Bruder Shardlake, vielleicht habt Ihr die Güte, mir zu sagen, wie Ihr vorgehen wollt. Hugh ist jetzt verfügbar, wie Ihr seht.«
Ich hatte beschlossen, die anderen vor Hugh zu befragen, mir einen Reim zu machen aus dieser seltsamen Familie. »Ich möchte zuerst Eure Aussage hören, Sir. Dann befrage ich Fulstowe und Eure Gemahlin.«
Hobbey blickte Dyrick an. »Ist Euch das angenehm?«
Dyrick nickte. »Wie Ihr wünscht.«
»Dann lasse ich Hugh und David heute Morgen auf die Falkenjagd gehen, sie haben mich um Erlaubnis gefragt.« Hobbey holte tief Luft. »Also lasst uns beginnen. In meinem Studierzimmer.«
»Ich möchte, dass Barak uns begleitet und Notizen macht«, sagte ich.
»Ich habe Papier und Feder mitgebracht, Master Hobbey«, sagte Barak gutgelaunt. »Wenn Ihr ein wenig Tinte hättet?«
»Wir brauchen keinen Schreiber«, mäkelte Dyrick.
»Für gewöhnlich ist ein Schreiber anwesend, wenn man Zeugenaussagen aufnimmt, oder nicht?« Ich blickte ihn gelassen an. »Es dient der größeren Genauigkeit.«
»Wenn es denn sein muss«, fügte Dyrick sich seufzend. »Dann komm, Feaveryear«, fuhr er fort. »Wenn Barak anwesend ist, musst du es auch sein. Noch mehr unnötige Kosten, die Master Shardlakes Mandantin zu begleichen hat.«
* * *
Hobbeys Studierzimmer war ein weitläufiges Gemach zu ebener Erde und üppig ausgestattet. Es enthielt einen großen Schreibtisch mit vielen Schubläden, Ablegefächer an der Wand darüber und einige herrlich verzierte Holztruhen. Stühle standen im Halbkreis am Fenster. An der einen Wand sah ich das Bildnis einer Benediktinernonne, Hals und Kopf in gestärkte weiße Tücher und einen schwarzen Schleier gehüllt.
»Die letzte Äbtissin von Wherwell«, sagte Hobbey.
»Ein interessantes Gesicht«, antwortete ich. »Aufmerksam und dennoch kontemplativ.«
»Ihr habt eine Schwäche für die Malerei, Master Shardlake?« Sein Gesicht entspannte sich, und er schenkte mir ein seltsam scheues Lächeln.
»Wir sollten beginnen, Sir«, sagte Dyrick, eine leichte Schärfe im Ton. Er nahm zwei Tintenfässer vom Tisch und stellte sie neben Barak und Feaveryear.
Hobbey zog Stühle heran und bat uns, Platz zu nehmen. Er selbst setzte sich an seinen Schreibtisch. Ein großes Stundenglas stand darauf, aus schönem Jadestein, das durchsichtige Glas gefüllt mit weißem Sand. Er drehte es herum, und der Sand fing an zu rieseln.
»Nun, Sir«, sagte ich, »würdet Ihr mir Euren Werdegang schildern?«
Hobbey warf einen Blick auf sein Stundenglas und faltete die schlanken,
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