Der Pfeil der Rache
im Gras sein farbenfrohes Gefieder, das in der Sonne funkelte. Als wir uns näherten, stieß er seinen gramvollen Schrei aus und stolzierte davon. Wir folgten dem Gebell der Hunde und gelangten zu den Wirtschaftsgebäuden, und wieder bemerkte ich die vielen Versteckmöglichkeiten hinter den Bäumen.
»Was hältst du von Hobbey?«, fragte ich.
»Er ist nicht dumm. Doch traue ich ihm nicht, seine Geschichte klang viel zu glatt.«
»Genau. Andererseits wird Hugh Curteys hier gewiss nicht misshandelt.«
»Sie wollten Emma mit David verheiraten.«
»Dergleichen ist üblich bei einer Vormundschaft. Doch irgendetwas wird uns vorenthalten, dessen bin ich gewiss«, sagte ich. »Ich dachte gerade an die gedungenen Schläger. Falls irgendeine Schurkerei im Gange ist, die den Verkauf der Wälder betrifft, und Sir Quintin Priddis oder sein Sohn aus diesem Grunde in London weilten, wären sie vermutlich die ganze Zeit im Court of Wards aus und ein gegangen. Dort dürfte man ihnen mitgeteilt haben, dass ich mit dem Fall betraut bin.«
»Und weil sie befürchten mussten, dass Ihr diese Schurkerei zutage fördert, versuchten sie, Euch abzuschrecken?«
»Damals ahnten sie noch nicht, dass die Königin hinter mir steht. Mittlerweile dürfte Hobbey es ihnen mitgeteilt haben, in seinem Brief.« Ich lächelte. »Ich freue mich auf dieses Treffen am Freitag.« Nachdem ich tief Luft geholt hatte, fügte ich hinzu: »Zuvor reite ich hinüber nach Rolfswood und sehe zu, was ich herausfinde. Allein.«
»Ihr solltet überhaupt nicht reiten. Und schon gar nicht allein.«
»Es wird mir guttun, eine Nacht von hier fortzukommen.« Ich wollte Barak nicht auf die Nase binden, dass in dem Eisenwerk zwei Menschen zu Tode gekommen waren. »Und du wirst dich unterdessen hier umhören und so viel herausfinden, wie du nur kannst. Die alte Magd zum Beispiel, Ursula, sie scheint ihre Herrschaft nicht sonderlich zu mögen. Du könntest versuchen, mit ihr zu reden.«
Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Verbergt Ihr mir etwas, das mit Ellen im Zusammenhang steht?«, fragte er mich.
»Herrgott, Jack!«, fuhr ich ihn an und wurde rot. »Lass es gut sein. Ich weiß selbst, was ich zu tun habe. Nun denn, nachher muss ich Warners Nachricht beantworten. Willst du Tamasin einen Brief schreiben, damit der Postreiter ihn mitnimmt?«
»Natürlich.«
»Dann lass uns an die Arbeit gehen.« Ich setzte den Weg fort, dem unablässigen Gebell folgend, das aus einem Gebäude unweit der Stallungen tönte. Bald blickte ich durch eine offene Tür in einen Zwinger, in dem auf einer dicken Schicht Stroh ein Dutzend schwarzweißer Jagdhunde standen, allesamt angekettet. Auch zwei Windhunde, die größten, die ich jemals gesehen hatte, waren Teil der Meute. Ihre mageren Leiber schienen nur aus Muskeln zu bestehen. Unter Fulstowes Aufsicht fütterte ein Mann die Hunde mit Fleischbrocken an einem Stock. Der Steward blickte sich um, überrascht, mich zu sehen, und verneigte sich.
Ich wies mit einer Bewegung des Kopfes auf die Windhunde. »Mächtig groß, die beiden.«
»Das sind Ajax und Apollo, sie gehören Hugh und David. Die Burschen werden sie in Kürze holen, Master Avery, sie wollen auf die Jagd. Ihr dürft die Hunde nicht mehr füttern.« Er wandte sich wieder mir zu. »Die übrige Meute wird auf die Hirschkühe gehetzt.«
»Diese Jagd am Montag, sie ist wohl die erste hier?«
Fulstowe nickte. »So ist es. Die Hunde sollen hungrig sein, nur so gieren sie nach Fleisch. Dies ist unser Jagdmeister, Master Avery.«
Der junge Mann richtete sich auf und verneigte sich. Er war ebenso hager und sehnig wie die Hunde und besaß ein kluges, scharf geschnittenes Gesicht; sein Lederschurz war vom rohen Fleisch mit Blut bespritzt.
»Master Shardlake ist einer Rechtssache wegen hier«, sagte Fulstowe.
»Ich habe es gehört.« Der Jagdmeister sah mich forschend an.
»Avery arbeitet gemeinsam mit unserem Forstmann«, sagte Fulstowe, der offenbar beschlossen hatte, den gutmütig-derben Steward zu mimen. »Die beiden haben einen großen Hirsch im Park entdeckt.«
»So ist es, Sir«, pflichtete Avery ihm bei. »Ein herrliches Tier. Ich freue mich schon auf die Jagd am Montag.«
»Und die beiden Jungen?«, fragte ich.
»Die auch«, antwortete Avery. »Sie haben mir beim Fährtensuchen geholfen. Doch wie gesagt, Master Fulstowe, es wäre mir lieb, wenn Master David mich nicht mehr begleiten würde. Er macht zu viel Lärm. Master Hugh dagegen ist der geborene
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