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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Coldiron. Und dennoch traute ich ihm keinen Zoll weit über den Weg.
    »Ich danke. Wir wollen hoffen, das schöne Wetter hält an.«
    Fulstowe wies auf eine Reihe stämmiger Bauten an der Seitenwand der Klostermauer. »Euer Gehilfe befindet sich im vierten Gebäude von hier aus gesehen. »Soll ich Euch ganz sicher nicht begleiten?«
    »Nein, danke. Wir sehen uns morgen.«
    Er verneigte sich. »Dann gute Nacht, Sir. Ich lasse die Tür ein wenig offen für Euch.«
    Ich stieg die Stufen hinunter, atmete auf, erleichtert, sie alle los zu sein. Ich sog die würzige Landluft ein, die Düfte nach Gras und nach den Blumen aus Abigails Garten. Die Stille war noch immer ungewohnt.
    Da vernahm ich Schritte hinter mir, eindeutig. Ich fuhr herum. Die einzige Lichtquelle war der Mond, dazu schimmerten einige Kerzen in den Fenstern des Klosters. Ich konnte niemanden entdecken, doch das Gras war von Bäumen durchsetzt, hinter denen man sich verstecken konnte. Furcht erfasste mich wieder; seit dem Überfall in London begleitete sie mich auf Schritt und Tritt, und ich erkannte, wie sehr ich die Sicherheit von Leacons Regiment vermisste. Ich eilte weiter, wandte immer wieder den Kopf, um meinem Verfolger kundzutun, dass ich ihn bemerkt hatte. Ich zählte die flachen Wirtschaftsgebäude ab und klopfte laut an die Tür des vierten. Sie tat sich auf, und Barak schaute heraus, schon im Hemd.
    »Ihr seid das, zum Donnerwetter! Ich glaubte schon, jemand wolle die Tür eintreten. Kommt herein.«
    Ich folgte ihm in die ärmliche Kammer, in der ein Rollbett in der Ecke stand, die einzige Beleuchtung war eine schäbige, rauchige Talgkerze. Ich holte den Brief heraus.
    »Neuigkeiten von Tamasin?«, sagte er, und seine Miene hellte sich augenblicklich auf.
    »Sie macht sich gut, schreibt Guy.«
    Barak erbrach das Siegel und las. Er grinste breit. »Ja, alles bestens. Tammy schreibt, sie tue alles, was Jane Marris ihr auftrage. Ob ich ihr das glauben soll?«
    »Ist das nicht Guys Handschrift?«, fragte ich neugierig.
    Barak errötete. Er sah mich an. »Tamasin kann doch kaum schreiben, wusstet Ihr das nicht?«
    »Nein.« Ich war verlegen. »Verzeih, ich dachte –«
    »Tamasin ist von niedriger Geburt, sie kann kaum ihren eigenen Namen schreiben.« Sein Ton war spitz, ich hatte ihn verärgert. »Wie steht es um Ellen?«
    »Guy hatte sie noch nicht aufgesucht, als er den Brief schrieb.« Er knurrte.
    »Kein Feaveryear, der dir Gesellschaft leistet?«, fragte ich, um die Stimmung aufzulockern.
    »Nein, zum Glück nicht. Er ist nebenan. Ich hörte ihn vor einer Weile seine Gebete sprechen.«
    »Nun, den Glauben kann man ihm nicht verübeln.«
    »Aber seine Unterwürfigkeit gegen diesen Dyrick. Er tut ja gerade so, als scheine dem Kerl die Sonne aus dem Arsch.«
    »Tja, so macht sich ein treuer Diener zum Esel.«
    Barak blickte mich scharf an. »Ist alles in Ordnung? Ihr schient Angst zu haben, als Ihr kamt.«
    »Ich dachte, ich hätte hinter mir Schritte gehört. Vermutlich habe ich mich getäuscht.« Ich lachte unbehaglich. »Hier lauern keine Raufbolde.«
    »Wir wissen noch nicht, wer sie Euch auf den Hals gehetzt hat. Oder verdächtigt Ihr Hobbey?«
    »Ich weiß es nicht. Unter der höflichen Fassade ist er ein hartherziger Mensch.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber er hatte keine Zeit, jemanden auf mich anzusetzen.«
    »Und Hugh Curteys? Was haltet Ihr von ihm?«
    »Nun ja. Ich habe eben mit der Familie gespeist. Wie es aussieht, würde er sich am liebsten der Armee anschließen.«
    Barak zog die Augenbrauen in die Höhe. »Lieber er als ich. Wann werden wir wieder zu Hause sein, was glaubt Ihr?«
    »Wir müssen am Freitag nach Portsmouth reiten und Priddis befragen, den Lehnsrichter. Dann sehen wir weiter.«
    »Am Freitag? Bis dahin wollte ich längst wieder auf dem Rückweg sein.«
    »Ich weiß. Hör zu, ich möchte, dass du mir morgen mit den Zeugenaussagen hilfst, mach dir selbst ein Bild von diesen Leuten. Und versuche, dich mit den Dienern anzufreunden, vielleicht haben sie ja interessante Geschichten zu erzählen. In aller Stille, du weißt ja, wie das geht.«
    »Das wird nicht ganz einfach. Fulstowe meinte, ich sei im Gutshaus nur erwünscht, wenn ich ausdrücklich eingeladen würde. Ein hochnäsiger Bursche. Also schlenderte ich ein wenig durch den Garten, grüßte ein paar Gärtner, erntete aber nur ein mürrisches Nicken. Sture Bauernschädel.«
    Nach kurzem Schweigen sagte ich: »Diese Familie –«
    »Was?«
    »Sie versuchen es zu

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