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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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»Solange Master Dyrick bei allen Gesprächen zugegen ist.«
    »Und mit Master David.«
    »Nein«, sagte Dyrick bestimmt. »Er ist noch unmündig. Hugh zwar ebenso, doch das Gericht wird seine Aussage hören wollen, trotz seiner Jugend. Mit David ist es etwas anderes.«
    Ich fuhr fort. »Und mit Fulstowe und allen Bediensteten, die mit den Knaben zu schaffen haben.«
    »Beim Blute Gottes!«, schnaubte Dyrick, »dann sind wir noch hier, wenn die Blätter fallen.«
    »Fulstowe, das sehe ich ein.« Hobbey beugte sich vor. Seine Stimme war unverändert ruhig, hatte jedoch einen stählernen Beiklang. »Die übrigen Dienstboten aber kennen die Knaben nur als ihre Herren.«
    »Der Court of Wards würde keine willkürliche Befragung der Bediensteten zulassen«, sagte Dyrick bestimmt, »es sei denn, sie verfügten über besondere Kenntnisse. Dergleichen untergräbt nämlich das Verhältnis zwischen dem Herrn und dem Diener.«
    Dyrick hatte recht; ich hatte nur die Lage gepeilt. Ich konnte weder die Dienstboten noch David zwingen, in dieser Angelegenheit auszusagen, wenn ich nicht sicher war, dass sie einen sachdienlichen Beitrag leisten konnten. Ich hätte mich jedoch gern mit David unterhalten; unter seiner verwöhnten Albernheit lag ein gewisses Unbehagen. Und Abigail hatte davon gesprochen, wie gern die Diener sie im Schlafe ermorden würden, während Hobbey plante – Dyrick hatte es mir erzählt –, das Gemeindeland einzuzäunen. Da die Diener aus dem Dorfe stammten, mochte dies Abigails Angst erklären. Es könnte außerdem bedeuten, dass einige den Wunsch hegten, mit mir zu sprechen.
    »Wir werden David und die Bediensteten in Ruhe lassen«, sagte ich. »Vorerst.«
    »Ein für alle Mal«, versetzte Dyrick mit Nachdruck.
    »Dann wäre da noch der Lehnsrichter«, fuhr ich fort. »Sir Quintin Priddis.«
    Hobbey nickte. »Ich habe ihm geschrieben und heute eine Antwort erhalten. Im Augenblick weilt er in Christchurch, kommt jedoch am Freitag nach Portsmouth. Ich würde vorschlagen, dass wir ihn dort aufsuchen.«
    »Ich würde lieber hier mit ihm sprechen«, sagte ich. »In den nächsten Tagen möchte ich mir Hughs Wälder ansehen und hoffte, mit Sir Quintin gemeinsam durch Hughs Besitz zu reiten. Auf diese Weise kann er mir sagen, wo Stämme geschlagen wurden und welcher Preis damit erzielt wurde.«
    »Ich bezweifle, dass er dazu imstande wäre«, entgegnete Hobbey. »Sir Quintin Priddis ist ein alter Mann, körperlich stark beeinträchtigt, wenn auch bei scharfem Verstand. Und diese Wälder sind unwegsam. Was das Reiten angeht, vertritt ihn üblicherweise sein Sohn Edward. Und ich weiß nicht, ob Edward Priddis bei ihm ist.«
    Dyrick nickte zustimmend. »Ich glaube, das Hohe Gericht würde von Euch erwarten, Master Hobbey so weit wie möglich entgegenzukommen, Bruder Shardlake. Könnt Ihr Sir Quintin nicht in Portsmouth treffen? Falls sein Sohn ihn begleitet, reitet er vielleicht mit uns hierher zurück, wenn Ihr darauf besteht, Hughs Besitz einzusehen.«
    Ich überlegte. Der Tross des Königs würde erst in zehn Tagen in der Stadt eintreffen. Portsmouth war also noch ungefährlich für mich. »Also gut. Vorausgesetzt, Master Hobbey, Ihr schreibt ihm einen Brief und lasst ihn wissen, dass er selbst oder sein Sohn, sollte ich es für nötig erachten, uns anschließend hierherbegleiten wird.«
    Hobbey sah mich mit ernster Miene an. »Ich möchte auf jeden Fall helfen, wo ich kann, Master Shardlake, deshalb will ich Eure Forderungen erfüllen – so sie vernünftig sind. Die Kontenbücher lasse ich Euch aufs Zimmer legen«, fügte er hinzu.
    »Ich danke Euch.« Ich erhob mich. »Dann bis morgen, Sir. Fulstowe, ich würde diesen Brief gern zu Barak bringen. Seine Frau erwartet ein Kind. Würdet Ihr mir zeigen, wo er untergebracht ist?«
    Der Steward trat vor. »Gewiss. Er nächtigt in einem der alten Wirtschaftsgebäude. Ich führe Euch hinüber.«
    »Nur keine Umstände, ich finde mich schon zurecht.«
    »Es ist dunkel dort«, sagte Hobbey.
    »Das ist mir gleich. Ich bin auf dem Lande groß geworden.«
    * * *
    Wir verließen den Großen Saal. Nicholas Hobbey wünschte uns eine gute Nacht und stieg die Treppe hinauf; Dyrick nickte knapp und sagte: »Bis morgen dann.« Ich folgte Fulstowe ins Freie. Er trat auf die Stufen und blickte hinauf zu den Sternen.
    »Eine geruhsame Nacht, Sir«, bemerkte er und lächelte unterwürfig. So muss ein Steward sein, dachte ich, seinem Herrn treu ergeben, kein solcher Flegel wie

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