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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Gemeindefelder, dessen unterschiedliche Feldfrüchte ein Meer von Farben bildeten. Dorfleute, die darauf zugange waren, blickten auf und starrten zu uns herüber. Während wir unseren Weg fortsetzten, wich der Wald zu unserer Linken dem gerodeten Bereich, der sich über eine halbe Meile erstreckte, bis zu jener Linie aus ungebrochenem Grün, wo der Wald noch unberührt war. Dünne junge Stämme ragten aus dem Unterholz, die meisten gekappt, damit sie sich in zwei Bäume teilten.
    Wir hielten inne. »Dieser Bereich wurde erst vor einiger Zeit gerodet«, bemerkte Barak.
    »Sie haben alles geschlagen, nicht nur die reifen Bäume. Es wird Jahrzehnte dauern, bis der Wald hier wieder nachwächst. Dies ist Hughs Land. Wie viel das Holz einbringt, hängt vom Typus der Bäume ab. Erstklassige Eichenstämme, Ulmen oder Eschen?« Ich schüttelte den Kopf. »Hier lässt es sich so leicht betrügen.«
    Hinter uns ertönte plötzlich ein Trompetenstoß. Wir lenkten die Pferde an den Straßenrand, um eine Kompanie Soldaten passieren zu lassen, die in einer Staubwolke vorübermarschierte. Die Männer sahen müde und überdrüssig aus, viele von ihnen waren fußwund. Ein Feldwebel schritt die Reihen ab und rief den Nachzüglern zu, sie sollten gefälligst die Füße heben. Der Proviantwagen rumpelte vorüber, und die Kompanie verschwand um eine Straßenbiegung. Wieder fragte ich mich, wie es Leacon wohl in Portsmouth ergehen mochte.
    Wir setzten unseren Weg noch ein, zwei Meilen fort. Zur Linken erstreckte sich erneut dichter Wald. Auch das Gebiet rechts war bewaldet, der Karte nach das Gemeindeland, worauf Hobbey es abgesehen hatte. Der Weg stieg sanft an, und in der Ferne gewahrten wir die Silhouette des Hügels Portsdown Hill, hinter dem die Küste lag. Schließlich erreichten wir eine Stelle, auf der Holzfäller zugange waren. Auf einer Länge von etwa hundert Schritt waren schon fast alle Bäume geschlagen. Einige Männer zersägten den Stamm einer Eiche, andere zupften das Laub von den aufgehäuften Zweigen, wieder andere luden lange Stammsegmente auf einen Ochsenkarren.
    »Wir wollen mit den Leuten sprechen«, sagte ich. Wir ritten vorsichtig an den Stümpfen vorbei, die meisten waren noch immer roh und gelb glänzend, und blieben in einiger Entfernung von den Holzfällern stehen. Einer von ihnen, ein großgewachsener, sehniger Bursche, trat auf uns zu. Er zog die Mütze vom Kopf und verneigte sich.
    »Guten Tag, Gentlemen.«
    »Ich bin Master Shardlake, der Anwalt von Hugh Curteys, dem dieses Waldstück gehört. Ich wohne bei Master Hobbey im ehemaligen Kloster Hoyland.«
    »Master Fulstowe hat uns Euer Kommen angekündigt«, antwortete der Mann. »Wie Ihr seht, sind wir mitten in der Arbeit. Ich bin Peter Drury, der Vorarbeiter.« Er hatte wachsame kleine Knopfaugen.
    »Ihr schlagt eine Menge Holz. Welche Bäume fällt ihr?«
    »Alle, Sir. Eichen sind auch darunter, aber auf der Rodung dort hinten standen vor allem Eschen und Ulmen. Die Eichenstämme gehen nach Portsmouth, die Äste zu den Kohlenbrennern.«
    »Es wird Jahre dauern, bis hier wieder Bäume wachsen, die zu schlagen es sich lohnt.«
    »Es wird ja auch eine Zeitlang dauern, ehe die Preise wieder in dem Maße steigen wie gerade jetzt, sagt Master Hobbey.«
    »Dann steht Ihr bei ihm unter Vertrag?«
    »So ist es. Der Junge ist schließlich sein Mündel, oder etwa nicht?« Ein bedrohlicher Unterton schwang in seiner Stimme.
    »Das ist wahr. Seid Ihr aus dieser Gegend, vielleicht aus Hoyland?«
    Drury lachte. »Keiner von den sturen Dörflern würde hier Holz schlagen. Als ein paar von uns in ihren Dorfwald gingen, schrien sie Zeter und Mordio. Nein, meine Männer stammen aus der Gegend bei Horndean.« Und bewegten sich damit außerhalb der Reichweite einheimischer Verpflichtungen, dachte ich. Ich bedankte mich für die Auskunft, und wir ritten zurück auf die Straße.
    Wir setzten unseren Weg in südlicher Richtung fort und gelangten in eine Gegend, die noch gänzlich unberührt war. Ich entdeckte einen schmalen Pfad, der in den Wald führte. »Komm«, sagte ich, »ich bin gespannt, welche Bäume hier wachsen. Zweifellos sind es mehr Eichen, als dieser Bursche uns weismachen wollte.«
    Barak blickte argwöhnisch in den sich verdunkelnden Himmel. »Sieht nach Regen aus.«
    »Dann werden wir eben nass.«
    Wir lenkten die Tiere nacheinander auf den schmalen Pfad, der uns tief in den Wald führte. Zwischen den Bäumen wurde die Luft noch drückender.
    »Hast du immer

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