Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom

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Ritt hielten wir auf einer Lichtung inne.
    »Wir haben ihn abgehängt«, stellte Barak fest. Dennoch starrten wir aus geweiteten Augen durch den prasselnden Regen zwischen die Bäume, wohl wissend, dass wir einem Schützen, der dort auf uns lauerte, hilflos ausgeliefert waren.
    »Kommt weiter«, sagte Barak.
    Es war eine Erleichterung, als wir wieder die Straße erreichten. Der Regen ließ allmählich nach. Wir hielten inne und starrten auf den Pfad zurück, den wir gekommen waren.
    »Wer war das?«, rief Barak.
    »Jemand, der uns abschrecken wollte? Es war eine Warnung. Ein geübter Schütze hätte uns beide ohne weiteres töten können.«
    »Noch eine Warnung? Wie die gedungenen Schläger? Also ist uns jemand gefolgt, jemand, der diesen Wald hier sehr genau kennt.«
    »Wir müssen Hobbey davon in Kenntnis setzen, und den Schultheiß ebenso.«
    »Was soll der schon tun? Ich sag Euch eines: Je eher wir aufbrechen, desto besser. Verflucht!«
    Wir ritten zurück zum Kloster Hoyland. Früher hätte Barak kühn den Schützen aufgespürt, dachte ich. Doch nun muss er für Tamasin sorgen und schon bald für ein Kind.
    * * *
    Als wir in Kloster Hoyland eintrafen, hatte es zu regnen aufgehört. Es wehte jedoch eine leichte Brise, und die Luft war kühl. Die alte Ursula polierte im Großen Saal die Tafel, und ich bat sie, mir Hobbey herzuschicken.
    »Er ist ausgegangen, Sir. Hinunter zum Dorf, mit Master Dyrick. Mistress Hobbey ist wieder unpässlich. Sie liegt im Bett, mitsamt dem Hundsvieh«, fügte sie hinzu und rümpfte angeekelt die Nase.
    »Dann holt mir bitte den Steward.«
    Augenblicke später trat Fulstowe in den Saal. Er merkte auf, als ich ihm erzählte, was uns im Wald widerfahren war. »Vermutlich ein Wilddieb«, sagte er, als ich geendigt hatte. »Vielleicht auch ein Fahnenflüchtiger, nicht wenige sollen derzeit die Wälder durchstreifen. Wir haben einen Forstmann, der in Master Hughs Wald nach dem Rechten schaut, aber er ist ein fauler Strick. Das wird er mir büßen.«
    »Warum sollte ein Wilddieb auf sich aufmerksam machen?«, fragte Barak ungehalten.
    »Ihr habt doch ein paar Hirsche aufgestöbert. Vielleicht war er ihnen auf der Spur. Sie wären ein guter Fang für einen Fahnenflüchtigen oder für einen dieser Sturschädel aus dem Dorf. Vielleicht sollte der Pfeil Euch auch nur vertreiben.« Er runzelte die Stirn. »Aber die Angelegenheit ist ernst, der Schultheiß muss davon in Kenntnis gesetzt werden. Bedauerlich, dass Ihr den Schurken nicht gesehen habt. Wenn wir einen dieser Hunde aus Hoyland an den Galgen brächten, wäre dies allen eine Lehre.«
    »Barak vernahm Hufgetrappel von der Straße her.«
    »Und just an der Stelle, wo wir den Wald betreten hatten, hörte es auf.« Barak blickte Fulstowe eindringlich an. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich fragte – wie ich vor ihm –, ob der Schütze uns vom Kloster aus gefolgt war. Fulstowe schüttelte den Kopf. »Ein Wilddieb säße nicht zu Pferde.«
    »Das ist wahr«, stimmte ich zu.
    »Ich gebe Euch Bescheid, sobald Master Hobbey zurückkommt. Wie bedauerlich, dass dergleichen ausgerechnet jetzt geschieht, da Ihr sein Gast seid.« Er verneigte sich und ließ uns allein.
    »Es tut mir leid, dass ich dich nun doch in Gefahr bringe«, sagte ich leise zu Barak. »Dabei habe ich Tamasin mein Wort gegeben.«
    Er seufzte schwer. »Wenn ich nicht hier wäre, steckte ich in der Armee. Und Ihr habt recht, er wollte uns nicht ans Leben. Er hat absichtlich sein Ziel verfehlt.« Er sah mich an. »Wollt Ihr morgen dennoch nach Rolfswood reiten?«
    »Es ist vielleicht meine einzige Gelegenheit.«
    »Ich begleite Euch, wenn Ihr wollt.«
    »Nein«, versetzte ich mit Bestimmtheit. »Ich will, dass du hierbleibst und die Dienerschaft befragst. Vielleicht erfährst du ja etwas von Ursula. Und gehst noch einmal ins Dorf.«
    »Wie Ihr wollt«, meinte er widerstrebend. Ich machte kehrt, spürte seinen besorgten Blick im Rücken und stieg die Treppe hinauf.
    * * *
    In meinem Zimmer besah ich mir mein Bündel Zeugenaussagen. Alsdann, von Stimmen angezogen, trat ich ans Fenster. Hugh und David waren wieder auf dem Übungsplatz. Fulstowe war bei ihnen, Barak und Feaveryear ebenso. Ich ging nach unten, um mich zu ihnen zu gesellen. Die Sonne war wieder hervorgekommen und zauberte ein hübsches Glitzern in das nasse Gras, als ich auf die Gruppe zuhielt. Es wehte noch immer ein leichter Wind, und hohe weiße Wolken trieben über den Himmel. Hugh zeigte Feaveryear, wie