Der Pfeil der Rache
die Geburt meines Sohnes erleben darf«, sagte er bekümmert. »Ich muss Tamasin einen Brief schreiben.«
»Und ich muss Warner verständigen.«
Wir langten am Gutshaus an. Als wir uns der Eingangstreppe näherten, ging die Tür auf, und Leonard Ettis marschierte heraus, einen fragenden Ausdruck im Gesicht. Er blieb stehen und starrte auf die Prozession vor ihm. Sein Blick blieb an dem weinenden David hängen, der von dem bleichen, entsetzten Hobbey gestützt wurde.
Fulstowe schritt auf Ettis zu. »Was habt Ihr hier zu suchen?«, herrschte er ihn an.
»Ich wollte den Herrn sprechen«, versetzte der. »Mich vergewissern, dass seine Männer noch immer die Absicht haben, in dieser Woche in unseren Wald einzudringen. Doch abgesehen von dem bösartigen alten Krüppel in der Halle war keiner da.«
»Hütet Eure Zunge!«, wies Fulstowe ihn zurecht.
»O ja, ich muss vorsichtig sein mit dem, was ich sage.« Ettis lachte. »Das wird sich ändern, sobald ich an der Spitze unserer Bürgerwehr gegen die Franzosen ziehe.«
Barak und ich wechselten einen Blick. »Priddis«, sagte ich. »Den hatte ich ganz vergessen.«
»Heute hat die Jagd stattgefunden.« Fulstowe blickte Ettis aus schmalen Augen an. »Das habt Ihr doch nicht vergessen?«
»Ich vermutete euch schon wieder im Haus, und diese Angelegenheit duldet keinen Aufschub. Wir brauchen eine Antwort.« Er blickte in die Runde und starrte dann wieder auf Hobbey und David. »Ist etwas geschehen?«
»Mistress Hobbey ist tot«, erwiderte Fulstowe unumwunden.
Ettis starrte ihn an. »Was?«
»Von einem Pfeil getroffen. Auf welchem Weg seid Ihr hergekommen, Ettis?«
Die Augen des Bauern weiteten sich. »Ihr – Ihr verdächtigt mich?«
Corembeck trat vor. »Auf welchem Weg, Ettis?«
Ettis funkelte ihn wütend an. »Aus dem Dorf.«
»Nicht durch den Wald?«
»Nein!«
»Allein?«, fragte Fulstowe.
Ettis tat einen Schritt auf ihn zu, und einen Augenblick dachte ich, er wolle den Steward ohrfeigen. Da machte er kehrt und stapfte auf das Tor zu. Dyrick warf Corembeck einen vielsagenden Blick zu.
Wir begaben uns in die Halle, wo Priddis und sein Sohn auf uns warteten. Fulstowe erzählte, was geschehen war. Die Augen des Alten funkelten vor Neugier. Für ihn, erkannte ich, war es eine unverhoffte Aufregung.
* * *
Ich ging hinauf, um mich für meinen Ritt mit Edward Priddis umzukleiden. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich hatte bleiben wollen. Barak wäre so gern zu Tamasin heimgekehrt. Als ich aus dem Fenster blickte, erinnerte ich mich traurig daran, wie Feaveryear und die beiden Jünglinge sich noch vor kurzem im Bogenschießen geübt hatten. David und Hugh hatten sich gleich nach unserer Ankunft verzogen, ein jeder in sein Zimmer. Ich wusste nicht, ob jemand bei ihnen war.
Als ich mich wieder nach unten begab, saßen Sir Quintin und sein Sohn noch immer bequem in ihren Sesseln am Kamin und beobachteten mit schauriger Belustigung das Geschehen ringsum. Ich bat Barak, im großen Saal zu bleiben und alles zu belauschen, was gesprochen wurde. Edward erhob sich, und wir gingen, die Pferde zu holen. Als wir zum Tor hinausritten, war Edwards Gebaren kühl und distanziert, aber durchaus höflich.
»Ein grausiges Ereignis«, sagte ich.
Er nickte ernst. »Wir leben in beängstigenden Zeiten.«
»Gibt es in Portsmouth Neuigkeiten von den Franzosen?«, fragte ich.
»Ihre Flotte soll vor der Küste von Sussex gesichtet worden sein. Die Leute bekommen es mit der Angst.«
»O ja. Unter der vermeintlichen Zuversicht der Menschen verbirgt sich eine Menge Angst.«
»Trotzdem«, sagte er mit Nachdruck, »wir müssen uns dieser Angst stellen.«
Ich musterte ihn. Edward hatte wie sein Vater buschige Brauen und denselben sturen, verkniffenen Mund. »Ich glaube, Euer Vater kennt Sir Richard Rich«, sagte ich.
Er lächelte frostig. »Ein alter Bekannter, ja. Wir trafen ihn in der Guildhall von Portsmouth und unterhielten uns ein wenig. Am selben Tag, an dem Ihr Hugh Curteys dorthin begleitet habt. Wie ich hörte, müssen die Kaufleute, die die Armee übervorteilt oder schlechte Lebensmittel geliefert haben, zitternd und zagend vor Sir Richard treten. Er wird kurzen Prozess machen mit ihren Ausflüchten, dass sie aufgrund der neuen Währung mehr berechnen mussten. Sir Richard hatte einen ausgezeichneten Lehrmeister, nämlich Cromwell. Aber das wisst Ihr ja.« Wieder jenes frostige Lächeln, dazu ein bohrender Blick aus blauen Augen.
»Rich hat von mir gesprochen?«
Edward
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