Der Pfeil der Rache
werde.«
»Und verbissener denn je.«
Ich holte tief Luft. »Dann muss ich in Zukunft, scheint’s, des Öfteren deinen Rat einholen. Ich danke dir, Jack.«
* * *
Wir gingen zum Haus zurück. Er hat ganz recht, dachte ich. Sobald wir zurückkommen, ist es an der Zeit, dass ich mir ein eigenes Leben aufbaue, anstatt die Tragödien anderer zu durchleben. Das hatte ich seit Jahren getan, wurde mir bewusst: Es waren so viele gewesen, hervorgerufen durch die wilden Veränderungen und Konflikte, die der König England aufgezwungen hatte; vielleicht war es meine Antwort auf den Irrsinn um mich her.
Fulstowe stand im großen Saal und starrte auf die kahle Wand, wo sich bis vor kurzem die Teppiche befunden hatten. Er blickte mich feindselig an, und sein Haar hob sich hell vom tiefschwarzen Trauerwams ab.
»Wo sind Sir Quintin und sein Sohn?«, fragte ich kurz angebunden.
»Abgereist.«
»Und die Familie?«
Der Steward funkelte mich böse an, der letzte Rest von Unterwürfigkeit war verschwunden. »Ich lasse nicht zu, dass Ihr sie behelligt. Nicht nach der heutigen Untersuchung. Ihr habt ihnen schrecklich zugesetzt.«
»Was maßt Ihr Euch an, Steward!«, rügte ich ihn mit ruhiger Stimme.
»Master Hobbey hat mir die Verantwortung für Haus und Hof übertragen. Und ich sage es noch einmal, ich lasse nicht zu, dass Ihr sie behelligt.«
»Wo ist Master Dyrick?«
»Bei Master Hobbey.«
»Wir brechen morgen auf. Sagt Master Dyrick, dass ich ihn zuvor noch sprechen muss.«
Er wirkte erleichtert. »Nun gut. Wir speisen heute Abend nicht im großen Saal. Die Mahlzeiten werden in den Gemächern serviert.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.
Ich begab mich auf mein Zimmer. Kurz darauf klopfte es an meiner Tür, und Dyrick trat ein, seine Miene war düster. »Ihr könnt Euch freuen, Sir«, sagte er gereizt, »Master Hobbey ist völlig gebrochen. Und David untröstlich.«
»Nicht im selben Maße wie Master Ettis, möchte ich meinen.«
Ich sah ihn an. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen meiner Äußerungen bei der Befragung, aber für Dyrick empfand ich nichts als Zorn und Verachtung. Ich war der Ansicht gewesen, dass er, so lächerlich unangenehm er sich aufführte, doch aufrichtig glaubte, ich würde Hobbey Hughs wegen ungerecht behandeln; doch nach seiner Rolle in der Verfolgung von Ettis wusste ich, dass er durch und durch korrupt war und grausam.
Er schnaubte. »Ettis. Dessen Weib zweifellos seinen Platz einnehmen wird als Eure Mandantin.«
Ich sagte: »Ihr werdet erfreut sein zu hören, dass ich befugt bin, den Fall Hugh Curteys niederzulegen und Euer Angebot anzunehmen.«
»Ach ja, jener königliche Kurier.« Er grinste gemein. »Mir ist auch aufgefallen, dass Master Hugh Euch nicht mehr zugetan ist. Und nach den Äußerungen heute Nachmittag, zu denen Ihr ihn genötigt habt, dürfte er ebenso froh sein, Euch los zu sein, wie alle anderen hier.«
»Oh, die Sache ist noch nicht vorbei, Bruder Dyrick«, antwortete ich leise. »Da wäre noch die Klage der Dorfleute. Und die Suche nach dem Mörder, wenn’s recht ist.«
»Er ist doch gefunden.«
»Nicht einmal Ihr haltet Ettis für den Schuldigen, wie ich meine.«
»Pest und Pocken!«, stieß er aus. »Ihr seid der lästigste Bursche, der mir jemals untergekommen ist!«
»Mäßigt Euch, Bruder!«
»Ich werde mich erst mäßigen, wenn Ihr mitsamt Eurem impertinenten Schreiber aus dem Haus seid!«
»Und ich hoffe, Ihr bleibt ruhig, wenn wir uns das nächste Mal begegnen, bei Ettis Gerichtsverhandlung oder vor dem Court of Requests. Ich habe Euch durchschaut, Dyrick, ich sehe Euch jetzt klar und deutlich.«
»Ihr seht gar nichts. Blind seid Ihr. Master Hobbey und die Seinen können, so glaube ich, auch ohne Euren Abschiedsgruß auskommen.« Dyrick stapfte hinaus und schloss die Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall.
* * *
Wir erhoben uns früh am darauffolgenden Morgen, nahmen das Frühstück in der Küche ein und verabschiedeten uns von der alten Ursula, die sich dort wie üblich abmühte und uns dankte für das Interesse an Hugh. »Obwohl Ihr nie herausgefunden habt, warum sie jene giftige Lüge in die Welt setzten, Master Calfhill habe Hugh seine Liebe gestanden, nicht wahr, Sir?«
»Nein, Ursula. Und ohne Hughs Hilfe konnte dies kaum gelingen.«
Sie blickte mich flehend an. »Ihr werdet doch Master Ettis helfen? Er ist ein braver Mann. Er hat Mistress Hobbey nie und nimmer getötet.«
»Aber ja.« Ich blickte sie mit ernster Miene an.
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