Der Pfeil der Rache
Aufseher Metwys. Gebons, der weiß, wie groß dein Interesse ist, Ellens Geschichte zu ergründen, versuchte zu lauschen, aber sie redeten so leise, dass er nur wenig verstand. Ein einziges Mal jedoch seien sie laut geworden: »Sie« müsse verlegt werden, schrie Metwys, wenn sie den Mund nicht halten könne, woraufhin Shawms erwiderte, dass du unter dem Schutze der Königin stündest und er nichts dergleichen zu tun gedenke.
Matthew, komme baldmöglichst zurück.
Dein Dich liebender Freund,
Guy
Ich blickte auf und fragte Barak: »Was weiß Tamasin zu berichten?«
Er lächelte. »Dass sie sich langweilt, sich müde fühlt und sackschwer. Sie möchte, dass ich heimkomme.« Er atmete erleichtert auf. »Und Guy?«
Ich überließ Barak den Brief und öffnete das Schreiben Warners. Es datierte von gestern, Warner hatte den Boten sogleich auf den Weg geschickt. Als ich den Brief öffnete, verstand ich den Grund; im Innern befand sich eine kleine zusammengefaltete Nachricht in der Handschrift der Königin. Ich erbrach das Siegel. Der Brief datierte vom 15. Juli, in Portchester.
Lieber Matthew,
Ich habe Euren Brief erhalten und mit Entsetzen die Nachricht vom gewaltsamen Tode der armen Mistress Hobbey gelesen. Wie es scheint, liegt wenig oder nichts gegen Master Hobbey vor, und wenn dieser arme Junge keinen Prozess anstrengen möchte, sollten wir ihn zu diesem Zeitpunkt nicht den Wirren des Gerichts ausliefern. Mistress Calfhill wird mir gewiss zustimmen.
Wir sind soeben in Portchester Castle eingetroffen. Der König reist in zwei Tagen nach Portsmouth. Jüngste Berichte über die Truppenstärke der Franzosen und das Vorrücken ihrer Flotte im Ärmelkanal sind äußerst beunruhigend. Ihr solltet aufbrechen, nach London heimkehren.
Ich wandte mich Warners Brief zu; er war kurz, die Schrift ohne die übliche Sorgfalt und in Eile geschrieben:
Lieber Matthew,
der Hofstaat ist in Portchester Castle eingetroffen. Anbei ein Brief der Königin; wir sind uns einig darin, dass Ihr so bald wie möglich nach London zurückreiten solltet. Bitte nehmt Dyricks Angebot an. Ich hoffe, das Untersuchungsverfahren hat den Mörder ermittelt. Übrigens: Das Urteil zum Fall Master Myllings lautete Tod durch Unfall.
Der König ist derzeit sehr besorgt über das Vorrücken der französischen Flotte. Ich bin vermutlich außerstande, Euch zu schreiben, ehe diese verzweifelte Krise überwunden ist.
Herzliche Grüße,
Robert Warner
Ich reichte beide Briefe an Barak weiter. »Ich habe noch nie einen Brief von der Königin erhalten.«
»Ihr seid ein Glückspilz. Tja, damit liegt der Fall Curteys bei den Akten.«
»Ich weiß. Es ist stickig hier drin. Gehen wir hinaus an die Luft.«
Wir traten in den lauen Sommerabend. Ich blickte zu dem soliden alten Klostergemäuer hinüber, von dessen rotem Ziegeldach neue hohe Schornsteine aufragten.
»Dies hier ist zum Glück unsere letzte Nacht an diesem Ort«, sagte Barak. Er sah mich an. »Glaubt Ihr noch immer, Warner könne irgendwie mit Ellen in Verbindung stehen?«
»Ich weiß es nicht.« Ich holte tief Luft. »Morgen früh brechen wir auf. Ich reite noch einmal nach Portsmouth, und du nimmst den Weg nach London. Mit ein wenig Glück bleibe ich dort nur einige wenige Stunden und kann dich tags darauf einholen.«
»Lasst es sein.«
»Ich kann nicht anders.«
»Die Franzosen könnten kommen.«
»Ich muss mit West sprechen. Schließlich habe ich in Rolfswood in ein Hornissennest gestochen.«
»Und jetzt wollt Ihr versuchen, die Hornissen wieder einzusammeln?«
»Ich will ergründen, was damals in jener Eisenhütte vorgefallen ist.«
Er schüttelte den Kopf. »Verflucht noch eins! Also gut, ich begleite Euch morgen nach Portsmouth.«
»Nein. Du reitest nach London. Ich suche Leacon, vielleicht kann er mir noch einmal helfen, West zu finden.«
»Ihr solltet nicht allein reiten.«
Ich sah ihn an. »Bist du sicher?«
»Vorausgesetzt, wir brechen auf, sobald Ihr mit West gesprochen habt. Wenn Ich Euch allein lasse, muss ich befürchten, dass Ihr noch länger bleibt und Euch noch mehr der Gefahr aussetzt.«
Ich lächelte. »Dann – danke ich dir.«
Er sprach mit jäher Bestimmtheit: »Wenn wir wieder in London sind, müsst Ihr Euch ändern. Ihr könnt so nicht weitermachen. Und ich ebenso wenig.« Wieder sah er mich scharf an, doch neben der Kritik war in seinen Augen auch Besorgnis zu lesen.
Ich lächelte traurig. »Leacon sagte etwas Ähnliches zu mir. Dass ich allmählich alt
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