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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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wiederkommen.«
    Ich lächelte. »Gut gemacht. Dann haben wir ja einen Zeugen. Und den brauchen wir auch.« Ich erzählte ihm von meinem Besuch im Court of Wards. »Du bist billig davongekommen mit den paar Groschen für das Bier. Mich hat Myllings Hilfe drei Shilling in gutem Silber gekostet. Morgen nehmen wir uns den Pfarrer vor. Und dann werfen wir einen Blick in Michaels Kammer. Obwohl seine Mutter fest behauptet, die Notiz sei von ihm selbst verfasst.« Ich runzelte die Stirn. »Möglicherweise hat ihn ja die Entdeckung, die er in Hampshire gemacht hatte, um den Verstand gebracht.«
    Das Gegröle der Burschen hinter der Trennwand war lauter geworden, und ich unterschied Coldirons heisere Stimme: »Memmen seid ihr, allesamt! Im Freien schlafen ist doch das Beste! Man rafft sich ein paar Zweige zusammen, wirft eine Decke darüber, und schon liegt man wie die Sau in der Suhle!«
    »Da schmus ich lieber mit meinem Kätzchen!«
    Coldiron überbrüllte das Gelächter. »An Weibern herrscht kein Mangel im Heer! Soldatenliebchen! Verdorbene Luder, aber sie verstehen ihr Handwerk! Na kommt, Burschen, wer von euch holt mir noch ein Bier?«
    »Da habt Ihr eine schlechte Wahl getroffen«, stellte Barak fest.
    »Ich weiß. Ich werfe ihn hinaus, sobald ich Ersatz für ihn habe.«
    Barak leerte den Becher. »Wollt Ihr noch ein Bier? Keine Sorge, es wird das letzte sein.«
    »Also schön. Aber sieh zu, dass Coldiron dich nicht bemerkt.«
    Während Barak das Bier für uns holte, saß ich sinnend da. Als er zurückkam, sagte ich: »Ich habe etwas über Ellen herausgefunden. Am Court of Wards lagert kein Dokument, das ihr Geisteskrankheit bescheinigt.«
    »Weshalb ist sie dann im Bedlam?«
    »Genau das will ich herausfinden. Jemand zahlt eine Menge Geld für sie. Sir Metwys ist eingeweiht, kein Zweifel. Sowie sämtliche Aufseher der vergangenen neunzehn Jahre. Dieses Amt ist gewinnträchtig; daher wird es an Höflinge verkauft.«
    Barak sagte: »Am Ende seid Ihr enger mit ihr verstrickt denn je.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Gewiss nicht. Unmöglich.«
    »Seht es doch ein: Im Augenblick hat Ellen ein Zuhause, eine Aufgabe. Wenn Ihr in Familiengeheimnissen stöbert, werden die Zahlungen für sie womöglich eingestellt. Und der Aufseher setzt sie auf die Straße. Und wo soll sie dann wohnen – etwa bei Euch?«
    Ich seufzte, denn was er sagte, leuchtete mir ein. »Ich werde vorsichtig sein. Doch wenn ich nach Portsmouth reite, muss ich herausfinden, was damals in Rolfswood geschehen ist. Diese Gelegenheit kann ich mir nicht entgehen lassen.«
    »Werdet Ihr reiten?«
    »Wenn der Fall am Montag vorankommt, möglicherweise. Hör zu, morgen werde ich Master Carver aufsuchen, den Ratsherren. Vielleicht kann er dir aus dem Schlamassel heraushelfen. Er schuldet mir einen Gefallen. Dann suchen wir diesen Geistlichen auf und fragen, was er uns über die Familie Curteys zu berichten weiß. Bess muss der Anhörung am Montag übrigens beiwohnen. Ich besuche sie am Samstag. Sie soll nicht erfahren, dass Michael diesen Schlägern Blicke zugeworfen hat. Falls er es denn tat.«
    »Vielleicht haben die ihn auf dem Gewissen.«
    »Weil er sie beäugt hat? Sei nicht albern.«
    »Und wenn der Pfarrer nichts sagt, was wir gegen Hobbey verwenden könnten?«
    »Dann wird die Sache kompliziert. Ich müsste mich ganz auf Michaels Darstellung verlassen und die Tatsache auf den Tisch bringen, dass die Vormundschaft äußerst übereilt durchgesetzt wurde. Nötigenfalls würde ich darauf bestehen, dass man die Familie Hobbey einem Verhör unterziehe. Und gibt das Gericht mir recht, werde ich wahrscheinlich nach Hampshire reiten und die Leute selbst befragen. Ich spreche mit Dyrick, sobald wir wissen, ob es irgendeine verwertbare Zeugenaussage gibt.«
    »Ihr braucht einen Begleiter auf der Reise. Die Angelegenheit könnte sich als unsauber erweisen. Auch die Sache mit Ellen.«
    »Du bleibst hier, schließlich steht Tamasin kurz vor der Niederkunft. Ein Gentleman würde seinen Steward mitnehmen, aber lieber trete ich selbst der Armee bei, als mich von Coldiron begleiten zu lassen. Warner wird wissen, was zu tun ist.« Ich schüttelte den Kopf. »Vormundschaft. Kennst du eigentlich den Leitspruch des Court of Wards? Er prangt über dem Eingang.
›Pupillis Orphanis et Viduis Adiutor‹

    »Im Lateinischen bin ich wenig bewandert, das wisst Ihr doch.«
    »Es bedeutet ›Helfer der Witwen und Waisen‹. Der Spruch bezieht sich auf einen Bibelvers, aus dem Buch

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