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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Versuch. »Er hat Pflichten. Seine Frau soll in wenigen Wochen niederkommen, das erste Kind starb bei der Geburt.«
    Ratsherr Carver nickte traurig. »O ja, ein hartes Los. Nicht wahr, Master Goodryke?«
    Goodryke blieb ungerührt. »Er schnippte mit den Fingern und jagte mich zum Teufel, als wäre ich ein dahergelaufener Lump. Bildet sich ein, er könne sich nach Gutdünken vor seiner Vaterlandspflicht drücken. Viele der Soldaten, die ich gesehen habe, taugen tatsächlich nicht für den Kriegsdienst, aber er scheint mir doch ein zäher, kräftiger Bursche zu sein. Ein tüchtiger Pikenier.«
    »Nun«, sagte ich ruhig, »können wir uns nicht in irgendeiner Weise einigen?«
    »O ja«, stimmte Carver eifrig zu. »Master Shardlake hat schon viele Male die Guildhall vertreten, ich lege die Hand für ihn ins Feuer. Und ich kenne auch Barak, er ist schon in den Dreißigern. Ein wenig zu alt für den Kriegsdienst. Wenn Ihr Gnade vor Recht ergehen lasst, wird Sergeant Shardlake Euch gewiss seine Wertschätzung bezeigen. Vielleicht eine Spende für Eure Truppe –«
    Goodryke errötete noch mehr. »Hier geht es nicht ums Geld«, sagte er mit harter Stimme, dass einige Kaufleute in der Nähe neugierig zu uns herüberstarrten. »Dieser Mann ist wehrfähig und soll Disziplin und Loyalität lernen.«
    Carver biss sich auf die Lippe und sah mich an. »Sergeant Shardlake«, sagte er, »auf ein Wort. Würdet Ihr uns entschuldigen, Master Goodryke?« Goodryke zuckte die Schultern, und Carver nahm meinen Arm und führte mich in eine Ecke.
    »Ich habe mich verrechnet«, sagte er. »Ich war der Meinung, man könne Barak freikaufen. Doch Goodryke ist ein wilder Bursche, er zeigt sich störrisch. Er war jahrelang Feldwebel –«
    »Wie bitte?«
    »Ein Offizier niederen Ranges, verantwortlich für Zucht und Ordnung in der Truppe. Er nahm seinen Abschied, trat jedoch den Trained Bands bei. Nachdem er zuvor nur ein Nachtwächter gewesen war, ist er jetzt geradezu erpicht auf die Macht, die ihm der Krieg verliehen hat. Er bildet sich ein, Barak habe unsere Streitkräfte entehrt.«
    »Das Wohl Baraks und seiner Frau liegt mir sehr am Herzen, Master Carver. Wenn Ihr diese Angelegenheit für mich regelt, will ich eine tüchtige Summe an Goodrykes Truppe spenden, obschon ich derzeit weiß Gott wenig Bares zur Verfügung habe, zumal demnächst wieder eine Steuerrate fällig wird.«
    »Überlasst das mir.«
    »Vielen Dank.«
    »Ich habe nicht vergessen, wie Ihr entgegen allen Erwartungen das Land für mich bewahrt habt, das mein Vetter von mir forderte.« Er zog die Augenbrauen in die Höhe. »Und ich weiß wohl, wie Eurem Barak zumute ist, denn die Armee braucht Männer von Stand, die das Kommando übernehmen, und so bat man auch mich, einem Trupp Londoner vorzustehen. Ich konnte die Herren zum Glück überzeugen, dass ich zum Offizier nicht tauge. Ich werde mit Goodrykes Vorgesetzten sprechen. Die Königin betraut Euch doch zuweilen mit juristischen Fällen, darf ich das erwähnen?«
    Ich zögerte, denn ich wollte die Gunst der Königin nicht allzu leichtfertig in die Waagschale werfen. Doch dann nickte ich.
    »Was den jungen Barak betrifft, so seht zu, dass er sich nicht noch größeren Ärger einhandelt. Ich gebe Euch Bescheid, sobald ich Neuigkeiten habe.«
    »Habt vielen Dank.«
    Carver senkte die Stimme. »Ich sah Euch am Mittwoch, auf den Feldern von Lincoln’s Inn. Um ehrlich zu sein, kam ich mir recht albern vor auf jenem Pferd. Dieser Krieg – nur weil der König Boulogne behalten will, das doch keinerlei Nutzen für ihn hat.«
    Ich nickte zustimmend. »So ist es. Tut, was in Eurer Macht steht, Sir. Seid so gut.« Ich wandte mich ab, nickte Goodryke zu. Er beachtete mich kaum.
    * * *
    Ich ging die kurze Wegstrecke in die Fall Lane zu Fuß. Sie bog von der Basinghall Street ab, wo in nicht allzu weiter Ferne die Stadtmauer und die hohen Türme des Moorgate sichtbar wurden. Die Häuser hier mit ihren Flügelfenstern und den herrlich geschnitzten Türpfosten boten einen stattlichen Anblick. Nach hinten grenzten sie an die weitläufigen Gärten der Drapers’ Hall. Eine Kaufmannsgattin, das Gesicht hinter einem Schleier verborgen, schritt vorüber, begleitet von zwei bewaffneten Dienern.
    Am oberen Ende der Gasse stand ein altes Kirchlein. Der spitz zulaufende Glockenturm mit dem glänzenden Wetterhahn darauf war neu, wie ich bemerkte; es handelte sich demnach um eine wohlhabende Pfarrei. Barak saß auf der Friedhofsmauer und blickte

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