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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Dringend.«
    Broughton sammelte seine Gedanken und sah mich dann unverwandt an. »Ich ahnte gleich, dass diese Vormundschaft belastet war. John und Ruth Curteys waren jahrelang meine Pfarrkinder. Als die Kirchenreform kam, ermutigten sie mich, mit den alten Bräuchen zu brechen. Sie waren wackere Glaubenskämpfer. Ich taufte ihre Kinder, sah die Familie gedeihen. Und dann musste ich John und Ruth zu Grabe tragen.« Sein Gesicht zuckte vor Rührung.
    »Hatten sie Angehörige in London?«
    Broughton verneinte. »Sie waren aus Lancaster nach London gezogen. John wollte hier sein Glück machen, wie viele junge Menschen damals. Bald darauf starben beider Eltern. Nachdem die Pest auch John und Ruth dahingerafft hatte, war nur noch Ruths alte Tante übrig, von der sie bisweilen erzählt hatte und mit der sie in Briefkontakt stand. Sie lebte im Norden. Michael kam zu mir, weil Master Hobbeys Interesse an der Vormundschaft für die Kinder ihn zutiefst beunruhigte. Ich schlug ihm vor, nach Briefen von ihr zu suchen, wollte ihr schreiben. Sir«, stieß er plötzlich hervor. »Wie ist Michael gestorben?«
    »Angeblich durch Selbstmord«, entgegnete ich sanft. »Was er in Hampshire vorfand, hat ihn offenbar zutiefst verstört.«
    »Grundgütiger!« Broughton schlug die Hände vors Gesicht.
    »Es tut mir leid, Sir. Doch sagt mir bitte, was Ihr über diese Vormundschaft wisst. Was ist aus der Tante geworden?«
    »Michael gab mir ihre Anschrift. Zu diesem Zeitpunkt hatte Nicholas Hobbey, wie er mir sagte, bereits Dokumente und Kontenbücher an sich gebracht. Michael hatte ihn daran hindern wollen, aber Hobbey stieß ihn beiseite – Michael war nicht von Stand.«
    »Ihr scheint Michael gut gekannt zu haben.«
    Broughton seufzte – und schüttelte den Kopf. »Michael begleitete die Familie jeden Sonntag in die Kirche. Dennoch, ich hatte nie das Gefühl, ihn zu kennen. Oder dass er mir ganz vertraute. Ich fragte mich, ob er insgeheim mit den Papisten liebäugelte. Irgendetwas jedenfalls lastete ihm schwer auf der Seele. Doch liebte er diese beiden Kinder und tat alles, um ihnen zu helfen. Wir wurden gleichsam –« er lächelte – »Verschwörer zum Wohle der Kinder.«
    »Michaels Mutter erzählte mir, Hugh und Emma Curteys seien einander sehr zugetan gewesen.«
    »O ja. Ernste, gottesfürchtige Kinder.« Er schüttelte den Kopf, dass der lange Bart zitterte. »Ich schrieb der Tante einen Brief, bezahlte einen eiligen Boten. Der Tod der Eltern lag schon drei Wochen zurück, und Michael und ich hegten den Verdacht, dass Hobbey es auf das Erbe der Kinder abgesehen hatte, allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass dergleichen so schnell vonstattenginge.«
    »Normalerweise ist das auch nicht möglich.«
    »Ich wartete Tag für Tag auf eine Anwort aus dem Norden, aber Ihr wisst ja, wie lange es dauert, bis man aus dieser Wildnis Kunde bekommt. Zwei Wochen vergingen, dann drei. Michael suchte mich erneut auf. Hobbey sei ständig im Hause Curteys, sagte er mir. Und sein Anwalt ebenso.«
    »Vincent Dyrick.«
    »Ja, genauso hieß er. Michael sagte, die Kinder hätten Angst. Er flehte mich an, Hobbey einen Besuch abzustatten. Das tat ich auch, ging zu seinem Haus in der Shoe Lane.« Broughton runzelte die Stirn. »Hobbey empfing mich in seiner Stube, maß mich mit dem schnöden Hochmut eines Mannes, der dem Mammon huldigt, nicht Gott. Ich sagte ihm, ich hätte der Tante einen Brief geschrieben, woraufhin Master Hobbey kühl erwiderte, er frage sich, wie ein altes Weib sich zweihundert Meilen hierherschleppen und für zwei heranwachsende Kinder sorgen sollte. Er sei der beste Freund der Familie, behauptete er, außerdem grenze sein Land in Hampshire an das ihre, er werde schon dafür sorgen, dass Hugh und Emma Gerechtigkeit widerfahre. Da kam seine Frau ins Zimmer. Abigail Hobbey.« Jetzt stand Broughton der Ärger ins Gesicht geschrieben.
    »Die Gevatterin Calfhill hat sie erwähnt. Die Dame sei nicht ganz bei Trost, soll Michael ihr über sie verraten haben.«
    »Eine keifende, geifernde Xanthippe. Sie platzte in die Stube, während ich mit ihrem Ehemann sprach, und schalt mich kreischend einen Unruhestifter, der gegen ihren Gemahl Beschuldigungen vorbringe, während dieser doch nur zwei verwaisten Kindern helfen wolle.«
    »Ihr hattet aber doch keine Beschuldigungen ausgesprochen?«
    »Nein. Doch als jenes Weib zu keifen begann, fürchtete ich wirklich um die Kinder.«
    »Wie hat Nicholas Hobbey auf den Ausbruch seiner Gemahlin

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