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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Vorsitzender.«
    Wieder lächelte Paulet dünn. »Nicht wirklich. Ich stamme ebenfalls aus Hampshire. Ich muss in einigen Tagen nach Portsmouth reisen, als Statthalter, um all den Soldaten und Matrosen ein wenig Ordnung beizubringen.« Er überlegte. »Eine Aussage von Sir Quintin, jawohl, einverstanden. Doch was die Einsicht in die Kontenbücher anbelangt – lieber nicht. Dergleichen könnte als ein Schandfleck auf Sir Quintins Reputation aufgefasst werden.« Er starrte mich aus großen, leeren Augen an, die Miene gänzlich unbewegt, und ich erkannte, dass ich nicht so viel gewonnen hatte, wie ich zunächst dachte. Wenn jemand aus Hughs Waldland den Gewinn abschöpfte – und die Tatsache, dass Hobbey Bäume schlagen ließ, erhärtete diesen Verdacht –, war der Lehnsrichter vor Ort vermutlich eingeweiht. Ohne den Kontennachweis konnte er alles Mögliche behaupten, denn niemand wäre imstande, ihm das Gegenteil zu beweisen.
    »Und nun«, fuhr der Vorsitzende gewandt fort, »nun stellt sich die Frage, wer diese Aussagen aufnehmen soll.« Er sah Dyrick an, dessen Gesicht mittlerweile fast so rot war wie sein Haar. »Wie wäre es mit Sergeant Shardlake?«
    »Mit Verlaub«, warf Dyrick ein, »hier ist eine unparteiische Person vonnöten –«
    Paulet lehnte sich in seinem hohen Stuhl zurück. »Ich habe eine bessere Idee. Ihr und Sergeant Shardlake, Ihr könnt beide reisen.«
    Ich begriff, was Paulet vorhatte. Er würde zwar Nachforschungen anordnen, meine Ermittlung jedoch behindern, indem er mir Dyrick an die Fersen heftete und es ablehnte, eine Einsicht der Kontenbücher anzuordnen. Dyrick musste dies erkannt haben, sah aber dennoch nicht glücklicher drein. »Herr Vorsitzender«, sagte er. »Dies brächte mich in Schwierigkeiten. Familiäre Pflichten –«
    »Ihr seid einzig und allein dem Gericht verpflichtet, Bruder. Master Shardlake, habt Ihr Einwände gegen meinen Vorschlag?«
    Da kam mir eine Idee. Ich starrte Barak an, der fragend zurückblickte. »Sir William«, sagte ich. »Wenn wir beide, Bruder Dyrick und ich, in den Süden reisen sollen, dürfte ich dann darum bitten, dass unsere Schreiber uns begleiten?«
    Paulet nickte. »Ein vernünftiger Vorschlag.«
    »Vielleicht könnten sie in der richterlichen Anweisung namentlich genannt werden. Nur um sicherzustellen, dass es gerecht zugeht und jede Partei die gleichen Voraussetzungen vorfindet.«
    Paulet wandte sich an Dyrick. »Habt Ihr Einwände?«
    Dyrick zögerte. Paulet trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Da sagte Dyrick: »Ich habe keine Einwände, wenn Sergeant Shardlake es so wünscht.« Ich warf Barak einen Blick zu und wagte ein Augenzwinkern. Wenn ein Gericht ihm den Befehl erteilte, nach Hampshire zu reisen, hatte die Armee keine Gewalt über ihn.
    »Wie lauten die Namen?«
    »Barak und Feaveryear, Herr Vorsitzender.«
    »Schreibt Euch die Namen auf, Mylling.«
    Ich sah zu meiner Überraschung, dass Feaveryear grinste.
    Paulet lehnte sich zurück. »Nun gut, in sagen wir vier Wochen soll hier eine neuerliche Anhörung stattfinden, um die Angelegenheit abzuschließen. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich vielleicht selbst wieder hier. Bis dahin müssten die Franzosen doch in die Flucht geschlagen sein, wie?« Mylling musste so heftig lachen über den Scherz, dass es ihn schüttelte. Paulet schenkte ihm ein frostiges Lächeln. »Wenn nicht, wird mein Stellvertreter bei der Anhörung den Vorsitz übernehmen.«
    Dyrick stand erneut auf. »Herr Vorsitzender, wenn wir beide reisen, wird dies die Kosten in die Höhe treiben. Ich muss das Gericht daher ersuchen, Sorge zu tragen, dass Master Hobbey die Ausgaben in voller Höhe erstattet werden, falls, nein, sobald sich die Anwürfe gegen ihn als unbegründet erweisen.«
    »Falls sich herausstellen sollte, dass sie unbegründet sind, werden ihm die Kosten erstattet, Master Dyrick, seid unbesorgt.« Er wandte sich an Bess. »Verfügt Ihr über die nötigen Mittel, Madam, um die möglicherweise beträchtlichen Kosten zu erstatten?«
    Bess erhob sich. »Jawohl, Sir.«
    Paulet maß sie mit einem langen, harten Blick. Er ahnte wohl, dass das Geld von der Königin käme. Hoffentlich war Warner imstande, eine plausible Geldsumme für Bess zusammenzuschustern, aus der Schatzkammer der Königin. Der Richter wandte sich mir zu, ließ die Augen lange auf mir ruhen. »Die Sache sollte sich besser nicht als Windei entpuppen, Sergeant Shardlake«, sagte er, sehr still, »sonst haftet Euch in diesem Gericht

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