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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ist.
    – Das ist wohl zum Lachen!
    – Nun… wer kann’s wissen?…«
    Karl Dragoch hatte die Augen erhoben. Das war zum zweite einmal, daß diese Vermutung, wenn auch in der Luft schwebend, seine Aufmerksamkeit erregte. Er zuckte dazu aber nur unbemerkbar mit den Achseln und vollendete seine Mahlzeit, ohne ein Wort geäußert zu haben. Das waren doch wohl nur leichte Redereien. Und er mußte gut unterrichtet sein, jener Schwätzer, daß er von Bruschs Ankunft in Regensburg noch nicht einmal etwas wußte.
    Nach Beendigung seines Abendessens ging Karl Dragoch wieder nach den Kais hinunter. Er wendete sich jedoch nicht gleich der Jolle zu, sondern blieb kurze Zeit auf der alten Steinbrücke stehen, die Regensburg mit seinem Vororte Stadt am Hof verbindet. Hier blickte er über den Strom hin, wo einige Fahrzeuge im letzten Tagesschimmer noch eilig dahinglitten.
    Dabei versank er völlig in seine Gedanken, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und ihn gleichzeitig eine wohlbekannte Stimme anrief.
    »Man sollte glauben, Herr Jäger, daß das alles hier Sie besonders interessierte.«
    Karl Dragoch sah sich um und erkannte, ihm dicht gegenüber, Ilia Brusch, der ihm lächelnd ins Gesicht sah.
    »Ja gewiß, antwortete er, das Leben auf dem Strom hat etwas anziehendes, so daß ich nicht müde werde, es zu betrachten.
    – O, Herr Jäger, da wird es Sie noch mehr interessieren, wenn wir erst auf den Unterlauf des Stromes kommen, wo noch weit mehr Schiffe verkehren. Sie sollen das einmal sehen, wenn wir am Eisernen Tor sind. Kennen Sie das?
    – Nein, antwortete Dragoch.
    – Das muß man gesehen haben! erklärte Ilia Brusch eifrig. Wenn es auf Erden keinen schöneren Strom als die Donau gibt, so gibt es längs der ganzen Donau keine schönere Stelle als dieses Eiserne Tor!«
    Inzwischen war es völlig dunkel geworden. Ilia Bruschs große Taschenuhr zeigte auf die neunte Stunde.
    »Ich befand mich unten in der Jolle, als ich Sie, Herr Jäger, auf der Brücke erkannte. Wenn ich Sie aufgesucht habe, geschah das nur, um Ihnen zu melden, daß wir morgen ganz zeitig abfahren müssen und es deshalb wohl geraten erscheint, uns bald niederzulegen.
    – Ich folge Ihnen, Herr Brusch«, sagte einfach Karl Dragoch.
    Beide stiegen nun zum Ufer hinunter. Als sie um das Ende der Brücke schritten begann der Passagier:
    »Nun, und der Verkauf unsrer Fische, Herr Brusch? Sind Sie damit zufrieden gewesen?
    – Mehr als zufrieden. Herr Jäger. Ich habe Ihnen einundvierzig Gulden zu überliefern.
    – Das wären mit den siebenundzwanzig früher eingenommenen schon achtundsechzig Gulden. Und jetzt sind wir erst in Regensburg. Ach, mein Herr Brusch, das Geschäft scheint nicht so schlecht zu werden!
    – Das glaub’ ich jetzt fast selbst«, meinte der Fischer.
    Eine Viertelstunde später schlummerten beide nebeneinander, und bei Sonnenaufgang war das Fahrzeug schon fünf Kilometer von Regensburg entfernt. Stromabwärts von dieser Stadt gewähren die Ufer der Donau einen sehr wechselnden Anblick. Auf dem rechten dehnen sich über Sehweite hinaus fruchtbare Ebenen aus, ein lachender, ertragreicher Landstrich, wo es weder an Dörfern noch an Städten fehlt, während das linke von dichten Waldmassen gesäumt ist hinter denen sich Hügel erheben, die bis zum Böhmerwalde reichen.
    Im Vorüberfahren konnten Jäger und Ilia Brusch den Sommersitz der Fürsten von Thurn und Taxis sehen auch das alte Bischofsschloß von Regensburg, und weiterhin, auf dem Salvatorberge, die Walhalla, eine Art unter den Himmel Bayerns – denn der gleicht nicht dem Attikas – verirrtes Parthenon, das einst König Ludwig I. erbaut hatte. Das Innere bildet ein Museum mit den Büsten der Helden und andern Berühmtheiten Deutschlands, es steht aber seiner Anlage nach gegen die schöne Außenarchitektur zurück. Wenn die Walhalla also auch nicht dem Parthenon Athens gleichkommt, so übertrifft sie doch bei weitem das entsprechende ähnliche Gebäude, womit die Schotten einen der Hügel von Edinburg, des »alten Rauchfangs«, geschmückt haben.
    Die Entfernung zwischen Regensburg und Wien ist, wenn man den vielen Windungen der Donau folgt, sehr groß. An dieser vierhundertfünfundsiebzig Kilometer langen Wasserstraße liegen aber nur sehr wenige, einigermaßen bedeutende Städte. Von diesen wäre nur Straubing, die Kornkammer Bayerns, zu nennen, wo die Jolle am Abend des 18. August anhielt, ferner Passau, das am 20. erreicht wurde, und Linz, an dem sie im Laufe des 21.

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