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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vorüberkam. Außer diesen Städten, von denen die beiden letzten eine gewisse strategische Bedeutung haben, von denen aber keine über zwanzigtausend Einwohner zählt, gibt es hier nur ganz unbedeutende Ortschaften.
    Statt der Menschenwerke genießt hier der Tourist, um der Langenweile zu entgehen, wenigstens das wechselnde Bild, das die Stromufer bieten. Unterhalb Straubing, wo die Donau schon eine Breite von vierhundert Metern hat, wird sie wieder schmäler, während die ersten Verzweigungen der Rhätischen Alpen das rechte Ufer überragen.
    In Passau, das an der Vereinigung dreier Wasserläufe, der Donau, des Inn und der Ilz liegt, von denen angeblich die beiden ersten zu den bedeutendsten gehören, verläßt man das Deutsche Reich, und unmittelbar unterhalb der Stadt wird das rechte Ufer schon österreichisch, während das linke Ufer erst einige Kilometer weiter, von der Einmündung des Dadelsbachs an, zum habsburgischen Gebiete gehört. An dieser Stelle ist das Bett des Stromes zu einer engen, etwa zweihundert Meter breiten Talschlucht eingeengt die ähnlich bis Wien weitergeht, wobei sich das Bett zuweilen zu wirklichen Seen mit Inseln und Eilanden verbreitert, zuweilen aber noch mehr seine Wände zusammenzieht, zwischen denen das Wasser in wilden Strudeln dahinschäumt.
    Ilia Brusch schien für diese Reihe herrlicher Wandelbilder keinerlei Interesse zu verspüren und nur bedacht zu sein, die Fortbewegung des Fahrzeugs mit der ganzen Kraft seiner Arme zu beschleunigen. Die Aufmerksamkeit, die er hier der Führung der Jolle widmen mußte, entschuldigte ja einigermaßen seine Gleichgültigkeit. Außer der von vielen Sandbänken herrührenden Schwierigkeit, von der man bei einer Donaufahrt allenthalben bedroht ist, waren auch noch ernstere zu überwinden. Einige Kilometer vor Passau hatte man mit den Stromschnellen von Vilshofen zu kämpfen, und fünfzig Kilometer weiter, ein wenig unterhalb von Grein, eines der Städtchen Oberösterreichs, mit dem Strudel und dem Wirbel, die nicht weniger zu fürchten sind.
    An dieser Stelle verengert sich das Tal fast zu einem von drohenden Wänden eingefaßten Gange, durch den das Wasser siedend dahinschießt. Früher machten zahlreiche Klippen die Fahrt hier höchst gefährlich, und es war nicht selten, daß die Schiffahrt ernstliche Schäden zu beklagen hatte. Jetzt ist diese Gefahr wesentlich vermindert. Man hat die schlimmsten Felsrücken, die von einem Ufer bis zum andern reichten, durch Sprengung beseitigt. Die Stromschnellen sind dadurch gemildert worden; sie ziehen die Schiffe nicht mehr so gewaltsam in ihre Wirbel, und Unfälle kommen deshalb jetzt weit seltener vor. Noch immer ist hier aber, sowohl für die großen Schuten wie für die kleinen Fahrzeuge, große Vorsicht nötig.
    Das alles brachte Ilia Brusch jedoch nicht in Verlegenheit. Er folgte den Fahrrinnen, vermied die Sandbänke und überwand die Wirbel und Stromschnellen mit erstaunlicher Geschicklichkeit. Diese Geschicklichkeit bewunderte Karl Dragoch zwar aufrichtig, er wunderte sich aber doch darüber, daß ein einfacher Fischer eine so gründliche Kenntnis der Donau und ihrer tückischen Überraschungen hatte.
    So wie Karl Dragoch über Ilia Brusch erstaunte, war aber auch das Gegenteil der Fall. Der Fischer wunderte sich, ohne sich’s erklären zu können, über die vielfachen Bekanntschaften, die sein Passagier hatte. So unbedeutend der für den Halt am Abend gewählte Ort auch sein mochte, war es nur selten, daß Jäger da keinen Bekannten getroffen hätte.
     

    Wien, Franz Josef-Kai mit der Stephanie-Brücke.
     
    Dabei kam es aber nie zu einer längeren Unterhaltung. Nach dem Austausch weniger Worte trennten sich die Betreffenden wieder, und Jäger kehrte in die Jolle zurück, während die Fremden verschwanden.
    Endlich konnte sich Ilia Brusch nicht mehr halten.
    »Sie haben ja überall einige Freunde, Herr Jäger? fragte er eines Tages.
    – Ja, so ist es, Herr Brusch, gab Karl Dragoch unumwunden zu. Das kommt daher, daß ich in diesen Landesteilen oft gewesen bin.
    – Als Lustreisender, Herr Jäger?
    – Nein Herr Brusch, das nicht. Ich reiste früher für ein Handelshaus in Budapest, und da sieht man ja nicht allein das Land, sondern knüpft auch, wie Sie wohl wissen, vielerlei Beziehungen mit andern Leuten an.«
     

    Die Ansammlung nahm in kürzester Zeit einen solchen Umfang an… (S. 86.)
     
    Das waren die einzigen Zwischenfälle – wenn hier von solchen die Rede sein kann – die sich

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