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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bis zu den Knien verbrannt aufgefunden hat.
    – Für die Kerle ein Grund mehr, ihre Tätigkeit anderswohin zu verlegen.
    – Warum das?
    – Weil sie sich sagen werden, daß die Gegend, wo jenes Verbrechen verübt worden ist, besonders scharf überwacht sein wird. Sie müssen also weiter ziehen, ihr Glück zu versuchen. So haben sie es wenigstens bis jetzt gehalten: nie zweimal hintereinander an demselben Orte.
    – Da haben sie wie Dummköpfe geurteilt, und du, Friedrich Uhlmann, du machst es nicht viel besser, erwiderte Karl Dragoch. Doch gerade auf ihre Dummheit rechne ich. Alle Zeitungen haben mir, wie du gesehen haben mußt, einen ähnlichen Gedankengang zugeschrieben. Sie haben mit lieblicher Übereinstimmung berichtet, daß ich die obere Donau verließe, wo die Burschen nicht wieder aufzutreten wagen würden, und daß ich mich nach dem südlichen Ungarn zu begeben gedächte. Ich brauche dir wohl nicht versichern, daß daran kein wahres Wort ist, du kannst aber glauben, daß jene tendenziösen Mitteilungen ihre Wirkung auf die Betreffenden nicht verfehlt haben.
    – Und daraus schließen Sie?…
    – Daß sie das südliche Ungarn vermeiden werden, um dem Wolfe nicht in den Rachen zu laufen.
    – Die Donau ist nur sehr lang, wendete Uhlmann ein; sie geht durch Serbien, Rumänien und die Türkei…
    – Richtig; aber der Krieg? Dort ist für sie nichts zu holen. Das wird sich ja bald zeigen.«
    Karl Dragoch schwieg einen Augenblick still.
    »Hat man meine Anweisungen gewissenhaft befolgt? fuhr er dann fort.
    – Ganz gewissenhaft.
    – Die Überwachung des Stromes ist fortgesetzt worden?
    – Tag und Nacht.
    – Ohne daß etwas Verdächtiges bemerkt worden ist?
    – Nicht das geringste. Alle Jollen, alle Schuten hatten ihre Papiere in Ordnung. Ich muß Ihnen hierbei jedoch sagen, daß diese strenge Kontrolle rechte Unzufriedenheit erregte. Die Flußschiffer erheben dagegen Einspruch, und ich finde, daß sie damit nicht unrecht haben. Auf den Fahrzeugen, sagen sie, wäre doch nichts zu suchen, und auf dem Wasser wären doch keine Verbrechen begangen worden.«
     

    »Stelle dich, als ob du mich nicht kenntest.« (S. 76.)
     
    Karl Dragoch runzelte die Brauen.
    »Ich halte die Besichtigung der Jollen, der Schuten und selbst der kleinsten Boote für sehr wichtig, antwortete er trocknen Tones, und möchte hiermit ein-für allemal ausgesprochen haben, daß ich Einwendungen dieser Art nicht liebe.«
    Uhlmann bog sich, so zurechtgewiesen, etwas zusammen.
    »Schön, wie Sie wünschen, Herr Dragoch!«
    Dieser aber fuhr fort:
    »Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Vielleicht bleib’ ich in Wien, vielleicht begebe ich mich noch nach Belgrad. Das hängt von Umständen ab. Da es aber darauf ankommt, mich auf dem Laufenden zu erhalten, wirst du mir immer schriftlich Nachricht, und zwar in soviel Exemplaren geben, wie zur Verteilung an unsre zwischen Regensburg und Wien stationierten Leute nötig sind.
    – Schön, Herr Dragoch, antwortete Uhlmann. Doch ich… wo werde ich Sie wiedersehen?
    – Wie ich schon gesagt habe, nach acht Tagen in Wien«, erwiderte der Detektiv.
    Dann dachte er einige Augenblicke nach.
    »Vergiß nicht, nach der Polizei zu gehen, und dann benutze den ersten Zug.«
    Uhlmann entfernte sich bereits, als Karl Dragoch ihn zurückrief.
    »Du hast doch wohl von einem Fischer, einem gewissen Ilia Brusch, reden hören? fragte er.
    – Von dem, der es unternommen hat, mit der Angel in der Hand die ganze Donau hinunterzufahren?
    – Ganz recht. Wenn du mich also einmal mit dem siehst, so stelle dich, als ob du mich nicht kenntest.«
    Hiermit trennten sich beide. Uhlmann verschwand im obren Stadtteile, während Karl Dragoch das Hotel zum Goldnen Kreuz aufsuchte, wo er speisen wollte.
    Als er an der Tafel Platz nahm, saßen bereits ein Dutzend Gäste daran, die sich von dem und jenem unterhielten. Karl Dragoch aß mit bestem Appetit, mischte sich aber nicht in das allgemeine Gespräch. Er horchte nur, wie ein Mann, der das Ohr offen zu halten gewöhnt ist, auf alles, was rings um ihn gesagt wurde. Dabei hörte er auch wie einer der Tischgäste an seinen Nachbar die Frage richtete:
    »Nun, und von der berüchtigten Bande weiß man noch weiter nichts?
    – Nicht mehr als von dem berühmten Brusch, antwortete der andre. Man erwartete sein Eintreffen in Regensburg, bis jetzt hat man aber noch nichts davon gehört.
    – Das ist merkwürdig.
    – Wenn Brusch und der Anführer der Bande nicht einunddieselbe Person

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