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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vom 18. bis zum 24. August ereigneten. Nach einer am Ufer und fern von jeder Ortschaft unterhalb der kleinen Stadt Tulln verbrachten Nacht brach Ilia Brusch am letztgenannten Tage seiner Gewohnheit gemäß schon vor Sonnenaufgang wieder auf. Der heutige Tag sollte nun nicht mehr den frühern gleichen. Am Abend hoffte man in Wien zu sein, und zum erstenmale seit einer Woche fing Ilia Brusch wieder an zu angeln, um die Bewundrer seiner Person nicht zu enttäuschen, an denen es ihm in der Hauptstadt nicht fehlen konnte, wo er sein Eintreffen durch hundert Stimmen der Presse hatte ankündigen lassen.
    Übrigens mußte er sich doch auch der seit einer Woche möglichst beschleunigter Fahrt vernachlässigten Interessen Jägers erinnern. Obgleich dieser sich, wie er versprochen hatte, nicht beklagte, konnte er damit, das gestand sich Ilia Brusch, doch nicht grade zufrieden sein, und, um ihm wenigstens eine scheinbare Befriedigung zu gewähren, hatte er es so eingerichtet, daß an diesem letzten Tage nur noch eine Strecke von dreißig Kilometern zurückzulegen war. Trotz Verminderung der Fahrgeschwindigkeit mußte es ihm also möglich sein. Wien zeitig genug zu erreichen, um den Ertrag seines Fischfangs veräußern zu können.
    Als Karl Dragoch aus der kleinen Koje trat, war die Ausbeute schon recht beträchtlich, der Fischer hoffte sie aber noch zu vermehren. Um elf Uhr brachte er an der Schnur einen Hecht von zwanzig Pfund heraus. Das war ein so seltnes Stück, daß die Wiener Liebhaber dafür gewiß einen hohen Preis bezahlen würden.
    Angeregt durch diesen Erfolg, wollte Ilia Brusch sein Glück noch ein letztes Mal versuchen; er tat damit aber, wie das weitere zeigen wird, sehr unrecht.
    Wie das kam? Er hätte es selbst nicht erklären können. Tatsächlich warf er, sonst so geschickt, dabei die Schnur sehr unglücklich aus. Ob er gerade etwas zerstreut war oder sonst welche andre Ursache vorlag, jedenfalls schlug ihm der zurückschwankende Angelhaken ins Gesicht und riß ihm da eine blutende Wunde, so daß er vor Schmerz laut aufschrie.
    Nach Durchreißung der Fleischteile glitt der Haken weiter und hob dabei die Brille mit den großen rauchschwarzen Gläsern ab, die der Fischer Tag und Nacht trug, und dieses wie eine Feder davongetragene Instrument beschrieb schon einige regellose Kreise nur wenige Zentimeter über der Wasserfläche.
    Eine halb unterdrückte Verwünschung ausstoßend, holte sich Ilia Brusch aber, nach einem unruhigen Blick auf seinen Begleiter, die davongegangene Brille wieder ein und beeilte sich, sie auf ihren frühern Platz zu setzen. Erst dann atmete er erleichtert auf.
    Dieser Vorgang hatte nur wenige Sekunden gedauert, doch gerade lange genug, Jäger erkennen zu lassen, daß sein Wirt auffallend schöne blaue Augen hatte, deren lebhafter Blick mit einer etwaigen Augenkrankheit doch kaum harmonierte.
    Der Detektiv mußte unwillkürlich über diese Eigenheit nachdenken, wie er ja gewöhnt war, über alles nachzudenken, was seine Aufmerksamkeit erregte, und dieses Nachsinnen fand auch noch kein Ende, als die blauen Augen hinter den sie gewöhnlich verbergenden dunkeln Gläsern wieder verschwunden waren.
    Ilia Brusch angelte an diesem Tage natürlich nicht weiter. Nachdem seine mehr schmerzhafte als ernste Rißwunde oberflächlich verbunden war, packte er seine Geräte sorgfältig ein, während das Boot sich selbst überlassen der Strömung folgte, bis die Frühstücksstunde herankam.
    Kurze Zeit vorher war das Fahrzeug am Fuße des Kahlenberges vorübergekommen, der, sich vierhundertdreiundachtzig Meter erhebend, die Stadt Wien beherrscht. Je weiter man nun vorwärts trieb, desto mehr verriet das Leben an den Ufern die Nähe einer Großstadt. Zuerst zeigten sich Villen, nach und nach immer dichter beieinander; weiterhin verdunkelten Fabriken den Himmel mit dem Rauch ihrer hohen Schornsteine, und bald erblickten Ilia Brusch und sein Begleiter auch einzelne Fiaker, die diesen Vororten schon den großstädtischen Stempel aufprägten.
    In den ersten Nachmittagsstunden passierte die Jolle dann Nußdorf, wo die Dampfschiffe ihres Tiefgangs wegen meist anhalten. Das bescheidne Fahrzeug des Fischers stellte bezüglich der Wassertiefe geringere Anforderungen. Es trug ja auch nicht wie die Dampfschiffe Passagiere, die auf dem Kanal bis zur Mitte der Stadt befördert zu werden verlangten.
    Unbeschränkt in seinen Bewegungen folgte Ilia Brusch dem großen Arm der Donau. Noch vor vier Uhr hielt er schon an dessen

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