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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eines Verbrechens gekommen war, seine Aufmerksamkeit erweckte.
    Alles das war klug und weise ausgedacht, und je mehr er sich’s überlegte, desto mehr beglückwünschte sich Karl Dragoch wegen seiner Idee, die seine Aussichten auf Erfolg vervielfältigte, während sie sein Inkognito auf der ganzen Donaustrecke sicherte. Bei diesem Gedankengange hatte Karl Dragoch aber leider den Zufall außer Rechnung gelassen. Es kam ihm gar nicht in den Sinn, daß eine Reihe seltsamer Ereignisse seine Nachforschungen nach einer ganz andern Richtung ablenken und seiner Aufgabe unerwartet weitere Grenzen stecken würde.
Sechstes Kapitel.
Die blauen Augen.
    Als Karl Dragoch die Jolle verlassen hatte, begab er sich nach den innern Stadtteilen. Er kannte Regensburg, und, ohne über die einzuhaltende Richtung im Zweifel zu sein, wanderte er durch die stillen, da und dort von zehn Stockwerke hohen Warttürmen unterbrochenen Straßen der einst geräuschvollen Stadt, die gegenwärtig kaum von einer Bevölkerung von sechsundzwanzigtausend Seelen belebt wird.
    Karl Dragoch dachte jedoch nicht daran, die Stadt zu besuchen, wie Ilia Brusch glaubte, Er reiste ja nicht als Tourist. Unweit von der Brücke kam er schon nach dem Dome, einem großen Bauwerke mit unvollendeten Türmen; er warf aber nur einen flüchtigen Blick auf dessen merkwürdiges Portal, das aus dem 15. Jahrhundert stammt. Ebensowenig dachte er daran, den Palast der Fürsten von Thurn und Taxis zu bewundern, oder die gotische Kapelle und das spitzbogige Kloster, so wenig wie die merkwürdige Sammlung von Pfeifen – übrigens eine Sehenswürdigkeit – die dieses enthält. Auch das Rathaus, den einstmaligen Sitz des Reichstags, dessen Saal mit sehr alten Tapeten geschmückt ist, wollte er nicht besuchen, wo noch vom Wachtmeister nicht ohne einen gewissen Stolz die Folterkammer mit all ihren schrecklichen Marterwerkzeugen gezeigt wird. Ein Trinkgeld für einen ortskundigen Führer brauchte er auch nicht auszugeben. Er bedurfte keines solchen, und ohne jemandes Hilfe kam er nach dem Postgebäude, wo mehrere Briefe unter verabredeter Chiffre seiner warteten.
    Nachdem er die Briefe gelesen hatte, ohne daß seine Züge sich dabei veränderten, wollte er eben den Schalterraum verlassen, als ein ziemlich gewöhnlicher Mann ihm an der Tür entgegentrat.
    Dieser Mann und Dragoch kannten einander denn mit einer Handbewegung unterbrach der Detektiv den andern als der zu sprechen anfangen wollte. Die Geste bedeutete offenbar: »Nicht hier.« Da begaben sich beide nach einem Platze in der Nähe.
    »Warum hast du mich nicht am Stromufer erwartet? fragte Karl Dragoch, als er sich vor indiskreten Lauschern geschützt glaubte.
    – Ich fürchtete, Sie zu verfehlen, lautete die Antwort. Und da ich wußte, daß Sie nach der Post kommen würden…
    – Schon gut; du bist jetzt da, das ist die Hauptsache, unterbrach ihn Karl Dragoch. Nichts neues?
    – Gar nichts.
    – Nicht einmal ein gewöhnlicher Diebstahl in dem Bezirke?
    – Weder im hiesigen Bezirke noch anderswo längs der Donau.
    – Bis wieweit reichen deine letzten eingelaufenen Meldungen?
    – Es war kaum vor zwei Stunden, wo ich von Zentralbureau in Budapest ein Telegramm erhalten habe. Auf der ganzen Linie ist alles ruhig.«
    Karl Dragoch sann einen Augenblick nach.
    »Du wirst dich an meiner Stelle nach dem Polizeibureau begeben, dort deinen Namen, Friedrich Uhlmann, nennen und bitten, es dir schleunigst zu melden, wenn irgend etwas vorfallen sollte. Dann reisest du sofort nach Wien ab.
    – Aber unsre Leute?
    – Die laß meine Sorge sein. Ich werde sie schon im Vorüberkommen sehen. Stelldichein in Wien, heut über acht Tage… so lautet der Tagesbefehl.
    – Dann wollen Sie den obern Fluß also ohne Bewachung lassen? fragte Uhlmann.
    – Dort wird die Ortspolizei genügen, antwortete Dragoch, und beim geringsten Alarm sind wir sofort zur Stelle. Bisher ist übrigens oberhalb Wiens nichts passiert, was uns besonders anginge. So dumm sind unsre Leute nicht, ihre Tätigkeit so weit vom Hauptstützpunkte zu verlegen.
    – Ihrem Hauptstützpunkte? wiederholte Uhlmann Hätten Sie darüber besondre Nachrichten?
    – Nein, jedenfalls aber eine Ansicht.
    – Und die wäre?
    – Zu neugierig, Uhlmann… Ich sage aber, daß wir zuerst jedenfalls zwischen Wien und Budapest zu tun haben werden.
    – Warum dort zuerst?
    – Weil dort das letzte Verbrechen begangen worden ist. Du weißt doch von dem Landmann, dem sie eingeheizt haben und den man

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