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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ufer an und befestigte seinen Anker an einem der Bäume des Praters, des berühmten Lustparkes von Wien, der dem Bois de Boulogne in Paris entspricht.
    »Was fehlt Ihnen denn eigentlich an den Augen, Herr Brusch?« fragte in diesem Augenblicke Karl Dragoch, der seit dem Vorfalle mit der Brille nur sehr wenige Worte gesprochen hatte.
    Ilia Brusch unterbrach seine Tätigkeit und wendete sich seinem Passagier zu.
    »An den Augen? wiederholte er, etwas befangen.
    – Ja, an den Augen, sagte Jäger. Ich setze doch voraus, daß Sie diese dunkle Brille nicht zum Vergnügen tragen.
    – Ach so, versetzte Ilia Brusch, Ihnen ist meine Brille aufgefallen. Ja, ich bin etwas schwachsichtig und das Licht belästigt mich sehr.«
    Schwachsichtig?… Und mit solchen Augen?…
    Nach Abgabe seiner Erklärung legte Ilia Brusch seine Jolle vollends fest. Sein Passagier aber sah ihn recht nachdenklich an.
Siebentes Kapitel.
Jäger und Wild.
    Am Ufer der Donau, die im Nordosten das Ende des Praters begrenzt, befanden sich an diesem Augustnachmittage nur einige Spaziergänger. Ob diese wohl Ilia Brusch erwarteten? Wahrscheinlich, denn der hatte es sich ja angelegen sein lassen, den Tag und fast die genaue Stunde seines Eintreffens durch die Zeitungen anzukündigen. Wie sollten aber die auf sehr großem Raum verstreuten Neugierigen die Jolle, auf die sie nichts besondres hinwies, herausfinden?
    Ilia Brusch hatte diese Schwierigkeit vorausgesehen. Sobald sein Fahrzeug festgelegt war, beeilte er sich, ein Paar Stangen aufzurichten und dazwischen ein langes Stück Leinen anzubringen, worauf man die Worte »Ilia Brusch, der erste Preisträger des Angelwettkampfs von Sigmaringen« lesen konnte. Auf dem Dache seines Unterschlupfs – stolz »Koje« genannt – veranstaltete er mit den am Vormittag gefangenen Fischen eine Art Ladenauslage, in der der große Hecht den Ehrenplatz einnahm.
    Diese echt amerikanische Reklame hatte einen ungeahnten Erfolg. Einige Lustwandelnde blieben vor der Jolle stehen und lockten dadurch andre an. Die Ansammlung nahm in kürzester Zeit einen solchen Umfang an, daß die wirklich Neugierigen nichts andres tun konnten, als sie zu betrachten. Als sie alle diese Leute in derselben Richtung hinlaufen sahen, schlossen sie sich ihnen an, ohne eigentlich zu wissen, warum. In weniger als einer Viertelstunde hatten sich gegen fünfhundert Menschen in der Nähe der Jolle zusammengedrängt. Ilia Brusch hatte einen solchen Erfolg niemals erwartet.
    Bald kam es auch zu einem Gespräch zwischen dem Publikum und dem Fischer.
    »Herr Brusch? fragte einer der Nächststehenden.
    – Wie Sie sagen, antwortete dieser.
    – Erlauben Sie mir, mich vorzustellen: Claudius Roth, einer Ihrer Kollegen vom Donaubunde.
    – Sehr erfreut, Herr Roth.
    – Es sind übrigens auch noch andre Kollegen zur Stelle. Hier die Herren Hanisch, Tietze und Hugo Zwiedinek, außer noch andern, die ich nicht kenne.
    – Ich zum Beispiel, Matthias Kasselick aus Budapest, meldete sich ein Zuschauer.
    – Und ich, fügte ein zweiter hinzu, Wilhelm Bickel aus Wien.
    – Ich bin entzückt, meine Herren, hier unter Bekannten zu sein«, rief Ilia Brusch.
    Fragen und Antworten kreuzten sich weiter, das Gespräch wurde allgemein.
    »Haben Sie eine gute Fahrt gehabt, Herr Brusch?
    – O, eine ganz vortreffliche.
    – Jedenfalls eine schnelle Fahrt. Man hatte Sie hier nicht so bald erwartet.
    – Nun, ich bin doch bereits vierzehn Tage unterwegs.
    – Von Donaueschingen bis Wien ist es aber sehr weit.
    – Ungefähr neunhundert Kilometer; das macht für vierzehn Tage durchschnittlich wenig über sechzig Kilometer.
    – Die Strömung legt so viel aber kaum in vierundzwanzig Stunden zurück.
    – Das ist auf verschiedenen Strecken verschieden.
    – Ja freilich. Nun aber Ihre Fische; haben Sie die gut verkaufen können?
    – Sogar sehr gut.
    – So sind Sie also mit Ihrer Reise zufrieden?
    – Gewiß; in jeder Hinsicht
    – Heute haben Sie offenbar einen recht glücklichen Fang getan, vorzüglich an dem prächtigen Hecht.
    – Ja, der ist wirklich schön.
    – Wieviel soll er kosten?
    – Soviel Ihnen dafür zu zahlen beliebt. Ich denke, mit Ihrer Erlaubnis, meine Fische zu versteigern, und den großen Hecht zuletzt.
    – Nun ja, das Beste zuletzt, meinte einer scherzend.
    – Ein vortrefflicher Gedanke! sagte Herr Roth. Der Ersteher des Hechtes könnte ihn dann, statt sein Fleisch zu verspeisen, zum Andenken an Ilia Brusch ausstopfen lassen.«
    Diese hingeworfenen Äußerungen

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