Der Pilot von der Donau
letzten Punktes stimmen die Zeugenaussagen allerdings nicht überein.
– Das wäre ja ein Hinweis, erkannte Ilia Brusch an, aber doch nur ein sehr unsichrer. Blonde Männer gibts viele, und wenn man daraus den Rechten suchen soll…
– O, man weiß ja auch noch mehr. Den Aussagen nach wäre der Anführer Bulgare… wie Sie selbst, Herr Brusch!
– Was wollen Sie damit sagen? fragte Ilia Brusch mit unruhiger Stimme.
– Ihrem Tonfalle nach, entschuldigte sich Karl Dragoch mit harmlosester Miene, mußte ich Sie auch für einen Bulgaren halten. Doch hab’ ich mich vielleicht getäuscht?
– Nein, getäuscht haben Sie sich damit nicht, gestand Ilia Brusch nach einigem Zögern.
– Jener Anführer wäre demnach ein Landsmann von Ihnen. Sein Name geht auch öffentlich von Mund zu Mund.
– Ah… freilich… wenn man seinen Namen kennt!
– Nun wohlverstanden: offiziell ist das nicht.
– Ah, offiziell oder offiziös, wie soll denn der Mann heißen?
– Die Uferbewohner schreiben, mit Recht oder Unrecht, die Schandtaten, worunter sie zu leiden haben, einem gewissen Ladko zu.
– Ladko! wiederholte Ilia Brusch, der, offenbar plötzlich betroffen, seinen Riemen ruhen ließ.
– Ja, Ladko,« versicherte Karl Dragoch, der seinen Wirt unbemerkt scharf beobachtete.
Der hatte jedoch seine Fassung bald wieder gewonnen.
»Das ist drollig, sagte er einfach, während der Riemen in seinen Händen schon wieder in die Fluten tauchte.
– Was ist daran Drolliges? fragte Karl Dragoch. Sollten Sie diesen Ladko kennen?
– Ich? wehrte der Fischer ab. Keine Spur; Ladko ist aber gar kein bulgarischer Name. Das kam mir so drollig vor.«
Karl Dragoch führte dieses Frage-und Antwortspiel nicht weiter fort, das allgemach gefährlich werden konnte und dessen Ergebnis schon jetzt recht befriedigend erschien. Das Erstaunen des Fischers, als er das Signalement des Übeltäters erfuhr, seine Erregung bei Nennung der wahrscheinlichen Nationalität des Mannes, die bei der Nennung von dessen Namen noch zunahm, alles das war unverkennbar und stützte aufs neue die frühern Vermutungen, wenn es auch noch keinen handgreiflichen Beweis lieferte.
Wie Ilia Brusch vorausgesehen hatte, war es noch nicht zwei Uhr, als die Jolle in Gran eintraf. Fünfhundert Meter vor den ersten Häusern ging der Fischer hier am linken Ufer ans Land, um, wie er angab, der Belästigung durch Neugierige zu entgehen. Seinen Begleiter ersuchte er aber, die Jolle allein an das rechte Ufer zu steuern, wo er im Herzen der Stadt anlegen könnte… ein Auftrag, den sein Passagier mit großer Befriedigung annahm.
Nach dessen Ausführung verwandelte sich dieser zum Detektiv, und nach Festlegung der Jolle sprang er auf den Kai hinauf und suchte nach einem seiner Leute.
Er hatte kaum zwanzig Schritte getan, als er schon auf Friedrich Uhlmann stieß. Die beiden Polizisten kamen bald in ein eifriges Gespräch.
»Es geht doch alles gut?
– Alles.
– Wir müssen die Schlinge etwas enger zuziehen, Uhlmann. Deine Posten werden sich fortan nur einen Kilometer voneinander aufstellen.
– Aha… es ›raucht‹ wohl schon?
– Jawohl.
– Desto besser.
– Achte darauf, mich morgen nicht aus den Augen zu verlieren. Mir ahnt, es wird bald ›brennen‹.
– Desto besser.
– Und daß mir keiner einschläft. Jetzt heißt’s aufpassen und zugreifen
– Rechnen Sie auf mich.
– Wenn du etwas bemerkst, ein Signal vom Ufer her, nicht wahr?
– Zu Befehl, Herr Dragoch.«
Die beiden Männer schieden von einander, und Karl Dragoch begab sich auf das Fahrzeug zurück.
Sein Schlummer wurde diesmal nicht von einer vorgeschützten Unruhe gestört, die ihn angeblich gewöhnlich plagte, im Laufe der heutigen Nacht dagegen durch den Lärm der aufgeregten Elemente. Gegen Mitternacht erhob sich aus Osten ein Sturm, der von Stunde zu Stunde unter furchtbarem Platzregen noch an Heftigkeit zunahm.
Als Ilia Brusch dann gegen fünf Uhr früh wieder in der Jolle erschien, strömte der Regen noch immer herab und der Wind wehte mit voller Wut aus einer, der der Strömung gerade entgegengesetzten Richtung. Der Fischer zögerte trotzdem nicht, vom Lande abzustoßen. Nach Einholung seines Ankers steuerte er sofort nach der Mitte des Stromes und griff wieder zu dem unausbleiblichen Riemen. Es gehörte ein wirklicher Mut dazu, nach einer Nacht, die ihn gewiß erschöpft hatte, und unter den vorliegenden Umständen schon wieder an die Arbeit zu gehen.
Der Sturm zeigte in den ersten
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