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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Augen waren die eines Mannes, der fast sein ganzes Leben auf See verbracht hat. Zähigkeit, Selbstsicherheit, Tüchtigkeit – all das stand deutlich auf seinem Gesicht.
    Bolitho nickte. »Und ich bin Captain Bolitho von Seiner Majestät Schiff Undine.«
    Der Lieutenant lächelte schief. »Mein capitaine hat Sie bereits erwartet.«
    Bolitho warf einen Blick auf die Kokarde an Maurins Hut. Statt der französischen Farben zeigte sie die kleine rote Raubkatze. »Und welche Nationalität haben Sie, lieutenant!«
    Der Mann hob die Schultern. »Ich stehe natürlich im Dienst des Fürsten Muljadi.«
    Jetzt lächelte Bolitho. »Natürlich«, wiederholte er und fügte schärfer hinzu: »Ich wünsche unverzüglich Ihren Kapitän zu sprechen, um gewisse Dinge zu erörtern.«
    »Aber selbstverständlich, m'sieur. «
    Wieder glitten seine Blicke über die Männer an Deck, von einem zum anderen. Berechnend. »Capitaine Le Chaumareys ist damit einverstanden«, fuhr er fort, »daß ich als Pfand für Ihre, äh, Sicherheit hier an Bord bleibe.«
    Bolitho verbarg seine Erleichterung. Wäre Le Chaumareys im Gefecht getötet oder verwundet und durch einen anderen ersetzt worden, dann hätte er seine Taktik ändern müssen. So aber antwortete er gelassen: »Das wird nicht nötig sein. Ich vertraue dem Ehrgefühl Ihres Kommandanten.«
    »Aber Sir«, rief Herrick dazwischen, »das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Behalten Sie ihn hier! Ihr Leben ist zu wertvoll, um es auf das Wort eines Franzosen hin zu riskieren!«
    Lächelnd legte Bolitho ihm die Hand auf den Arm. »Wenn Le Chaumareys der abgebrühte Schurke wäre, für den Sie ihn halten, dann würde es ihm auch nichts ausmachen, einen Leutnant zu verlieren, um einen britischen Kapitän in die Hand zu bekommen. In meiner Kajüte sind ein paar Notizen. Mit denen können Sie sich die Zeit vertreiben, bis ich wieder da bin.« Er wandte sich zum Achterdeck, berührte grüßend seinen Hut und sagte dann zu Maurin: »Ich bin bereit.«
    Noch einen Augenblick blieb er an der Fallreepspforte stehen und blickte in das unten wartende Boot. Etwa ein halbes Dutzend halbnackter Männer saß darin, alle bis an die Zähne bewaffnet und von der Sorte, die töten, ohne lange zu fragen.
    Leise sagte Maurin: »In meiner Gegenwart sind Sie sicher, m'sieur.« Er ließ sich geschickt auf den Schandeckel des Bootes hinab. »Im Moment jedenfalls.«
    Bolitho nahm die letzten paar Fuß im Sprung und hielt sich an einem primitiven Backstag fest, angeekelt von dem Gestank nach Schweiß und Dreck. »Merkwürdige Verbündete haben Sie, lieutenant.«
    Maurin gab das Zeichen zum Ablegen. Lässig hielt er eine Hand am Griff seiner Pistole. »Wer sich mit Hunden schlafen legt, steht mit Flöhen auf, m'sieur. Das ist so üblich.«
    Bolitho warf einen rasche n Blick auf sein Profil. Vielleicht ein zweiter Herrick?
    Doch als sich das Segel krachend füllte und das schlanke Boot Fahrt zu machen begann, dachte er an sein Vorhaben und vergaß nicht nur Maurin, sondern auch die besorgten Gesichter auf dem Achterdeck der Undine.
    Das Boot glitt gefährlich dicht an einer Reihe schwarzer Felszacken vorbei, und Bolitho griff wieder nach dem Backstag.
    Dann nahm es Kurs auf die Hauptdurchfahrt. Er bemerkte, daß die Strömung stark war und der einkommenden Tide entgegenlief. Das Boot stampfte auf dem letzten Teil der Fahrt.
    Achteraus war die Undine nicht mehr zu sehen, ein dunkler Landstreifen verbarg sie bereits.
    Unvermittelt fragte Maurin: »Warum gehen Sie ein solches Risiko ein, m'sieur ?«
    Bolitho blickte ihn gelassen an. »Warum tun Sie's?«
    Maurin hob die Schultern. »Befehl ist Befehl. Aber bald fahre ich wieder nach Hause. Nach Toulon. Ich habe meine Familie nicht gesehen seit...« Er lächelte trübe. »Zu lange nicht.«
    Bolitho blickte über die Schulter des Leutnants und studierte die grimme Festung, die jetzt an Backbord vorbeiglitt. Es war immer noch schwierig, die Ausmaße des Bauwerks festzustellen: eine hohe Mauer auf dem welligen Felsengrat; die Fenster nur kleine schwarze Schlitze. Oben auf der verwitterten Brustwehr konnte er die Mündungen einiger großer Geschütze hinter ihren Schießscharten eben noch erkennen.
    Maurin sagte: »Ein schauerlicher Ort, nicht wahr? Aber die sind eben anders als wir. Sie leben wie Krabben zwischen Felsen.« Es klang verächtlich.
    Mehrere kleine Boote dümpelten vor Anker, und ein Schoner ähnlich dem, den sie aufgebracht hatten, hatte an einer steinernen Pier festgemacht.

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