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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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weilten, obwohl seiner Rede nichts dergleichen anzumerken war.
    »Eine Brigg«, erwiderte Conway. »Don Puigserver hat sie zum eigenen Gebrauch gechartert. Unter anderem auf meine Veranlassung hin. Für mich ist der Krieg noch nicht lange genug vorbei, als daß ich einen Spanier als Freund betrachten könnte.«
    »Verstehe, Sir.«
    »Sie verstehen gar nichts. Aber das spielt auch keine Rolle.« Conway trat an die Heckfenster und starrte auf die Küstenlinie und auf die zahllosen winzigen Fahrzeuge hinaus, die wie geschäftige Wasserkäfer hin- und herschossen. »Ich möchte an Bord bleiben, Bolitho.«
    »Bis zum Ankerlichten, Sir?« Bolitho sah sich in der Kajüte um. Wie eng es hier war, verglichen mit dem Palast an Land.
    »Ja.« Conway wandte sich vom Fenster ab. »Haben Sie was dagegen?« Eine Sekunde klang seine Stimme wie früher.
    »Nein, Sir«, lächelte Bolitho. »Ich habe die ganze Zeit auf die Gelegenheit gewartet, den Wein zu probieren, den ich in London gekauft habe, und ...«
    »London?« Conway seufzte bitter. »Verdammte Stadt! Seit fünf Jahren habe ich keinen Fuß mehr dorthin gesetzt. Die Pest über London und seine Gemeinheit!«
    »Vielleicht hat es sich seitdem geändert...«
    »Die Menschen ändern sich nicht, Bolitho.« Conway tippte auf seine Brust. »Nicht hier drin. Gerade Sie müßten das doch wissen. Als ich hörte, wer das Schiff kommandiert, mit dem ich die Überfahrt machten sollte, da wußte ich sofort, Sie würden noch so sein wie damals. Vielleicht sind Sie nicht mehr so vergnügt und vertrauensselig, aber geändert haben Sie sich im Grunde nicht.«
    Schweigend beobachtete Bolitho, wie Conways Gesichtsausdruck mehrmals wechselte; vielleicht erinnerte er sich jedesmal an etwas Bestimmtes. »Die Gorgon – eine Ewigkeit ist das her. An Bord der Gorgon habe ich meine beste Zeit gehabt, wenn ich das damals auch nicht wußte.«
    Vorsichtig wandte Bolitho ein: »Auf Ihrem neuen Posten werden Sie diese Ansicht vielleicht ändern, Sir.«
    »Glauben Sie?« Conway lächelte, aber seine Augen lächelten nicht mit. »Ich habe ihn bekommen, weil ich Erfolg haben werde. Ich muß, es bleibt mir nichts anderes übrig. Wenn man etwas verpatzt hat, Bolitho, dann bekommt man manchmal eine Chance, es wieder auszubügeln.« Er schlug mit der Faust in die andere Handfläche. »Und ich will Erfolg haben!« Es klopfte, und Allday trat in die Kajüte.
    »Wer ist dieser Kerl?«
    »Mein Bootsführer, Sir.« Bolitho mußte lächeln, weil Allday ein so schockiertes Gesicht machte.
    »Ach so.«
    »Mr. Herrick läßt respektvoll fragen, Sir«, meldete Allday, »ob Sie an Deck kommen können, um den Kapitän der Bedford zu empfangen.«
    Bolitho entschuldigte sich bei Conway und ging mit Allday hinaus. »»Kerl« hat er gesagt, Captain?« murmelte Allday.
    »Bißchen grob, finde ich.«
    Bolitho lachte. »Wenn er Sie erst besser kennt, nennt er Sie bestimmt beim Vornamen.«
    Allday warf ihm einen mißtrauischen Blick zu und grinste dann. »Sicher, Captain.« Dann senkte er die Stimme: »Es wurde eine Nachricht für Sie abgegeben. Hier.« Er hielt Bolitho eine Visitenkarte hin. Sie sah in seiner breiten Hand ganz winzig aus.
    »Um acht Uhr. Bitte?« hatte sie auf die Rückseite geschrieben.
    Bolitho blickte von der Karte in Alldays maskengleiches Gesicht. »Wer hat Ihnen das gegeben?«
    »Ein Diener, Captain.« Seine Lider zuckten nicht einmal.
    »Die Lady weiß, daß sie mir vertrauen kann.«
    Bolitho wandte sich ab, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. »Danke.«
    Allday blickte ihm nach, wie er raschen Schritts zum Achterdeck hinaufging. »Wird ihm guttun.« Dann sah er, wie der wachhabende Marineinfanterist ihn verwundert anstarrte.
    »Was hast du denn zu glotzen?« blaffte er ihn an. Dann grinste er nochmals. »He, du Kerl?«

Geschenk von zarter Hand
    Eine Stunde vor Ablösung der Morgenwache kam Bolitho an Deck, um diese friedlichste Zeit des Tages zu genießen. Das Hemd offen bis zum Gürtel, ging er zur Luvseite und studierte genau jedes Segel; dann erst trat er zum Kompaß und kontrollierte den Kurs. Madras lag seit zwölf Tagen hinter ihnen; aber der Wind, der sich so vielversprechend angelassen hatte, war zu einer sanften Brise abgeflaut, so daß es unwahrscheinlich wurde, daß sie mehr als vier Knoten machen konnten, selbst wenn sie jeden Fetzen Tuch setzten.
    Fowlar kritzelte gerade etwas auf die Tafel neben dem Rad,, richtete sich aber auf, als Bolitho kam, berührte grüßend die Stirn und meldete:

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