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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Kurs Südost, Sir. Voll und bei.«
    Bolitho nickte, beschattete seine Augen und studierte aufs neue die Segel. Der Wind, soweit von Wind die Rede sein konnte, kam aus Südwesten, und die Rahen der Undine waren dicht gebraßt, während sie über Backbordbug segelte. Ungefähr eine Meile voraus lag die Brigg Rosalind, die keine Schwierigkeiten hatte, das Tempo ihres schwereren Begleitschiffes zu halten. Bolitho fühlte sich versucht, ein Fernrohr zu nehmen und sie etwas genauer zu studieren.
    Anscheinend dachte Fowlar, er müsse außer der bloßen Kursmeldung etwas mehr sagen. »Wir könnten noch vor Sonnenuntergang bessere Fahrt machen, Sir. Mr. Mudge denkt, der Wind wird auffrischen, wenn wir erst in die Straße von Malakka kommen.«
    »Äh – ja.« Bolitho versuchte, sich zu konzentrieren. Vom Deck der Rosalind aus mußte die Undine unter vollen Segeln einen großartigen Anblick bieten. Aber diesmal war ihm das ein karger Trost. Er wollte mehr Fahrt machen, um seine eigentliche Aufgabe in Angriff zu nehmen. Dieses Dahinschleichen mochte für einen Poeten oder Maler sehr idyllisch sein, aber es ließ ihm zuviel Zeit für andere Gedanken. Davy kam eilig herbei. »Entschuldigen Sie, Sir, ich habe Sie nicht an Deck kommen sehen«, sagte er mit besorgt gerunzelter Stirn und machte eine Handbewegung zum Großmast hin. »Ich mußte mich mit der Beschwerde eines Soldaten befassen.
    Nichts von Bedeutung«, setzte er beflissen hinzu.
    »Sie sind Offizier der Wache, Mr. Davy. Allmählich könnten Sie wissen, daß ich mich nicht in Ihren Dienst mische, bloß um mich wichtig zu machen.« Er lächelte. »Schöner Tag heute, nicht wahr?«
    »Jawohl, Sir.« Davy folgte mit den Augen Bolithos prüfendem Blick. Das Meer war sehr blau, und außer der niedrigen Brigg gab es kein Fleckchen, weder Land noch ein anderes Schiff, das die Leere, diese unendliche Weite unterbrach.
    Beiläufig fragte Davy: »Stimmt es, Sir, daß solche Missionen manchmal zur ständigen Verwendung im Kolonialdienst führen, Sir?«
    Bolitho nickte. »Bei Konteradmiral Conway ist das der Fall.« Er blickte nachdenklich in Davys gebräuntes Gesicht. Der Leutnant hatte irgendwelche Sorgen. So etwas sah man ihm immer gleich an, genau wie damals, als nicht er, sondern Soames das Kommando bei dem Überfall auf die Sklavenjäger bekam.
    »Ich dachte...«, setzte Davy zögernd an. »Ich bin selbstverständlich mit dem Dienst bei der Königlichen Marine durchaus zufrieden. Er ist genau das, was ich will. Als erster meiner Familie bin ich zur See gegangen. Mein Vater war Kaufmann in der City und hielt nichts vom Dienst. Er wollte mich durchaus nicht zur See gehen lassen.«
    Dieses Herumreden, dachte Bolitho, erwiderte aber ermunternd: »Bei Mr. Herrick war es auch so: der erste Seemann in der Familie.«
    »Ja.« Jetzt kam Soames den Niedergang herauf, gähnte und sah nach der Uhr. Davy machte ein verzweifeltes Gesicht.
    »Also – das ist nicht ganz das, was ich meinte, Sir.«
    Bolitho wandte sich um und sah ihn voll an. »Mr. Davy, ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie endlich zur Sache kämen. In einer Stunde ist es so heiß wie im Backofen, und ich würde meinen Spaziergang gern noch vor dem Frühstück machen, nicht erst nach dem Dinner.«
    Davy biß sich auf die Lippen. »Entschuldigung, Sir! Ich will es erklären.« Dann schlug er die Augen nieder. »Darf ich von Ihrem Bruder sprechen, Sir?«
    Bolitho erstarrte. »Von meinem verstorbenen Bruder?«
    »Ich wollte nicht unverschämt sein, Sir.« Davy hob den Kopf und sprach jetzt rasch weiter. »Ich habe irgendwo gehört, daß er den Dienst quittiert hatte.«
    Bolitho wartete ab. Er wurde diese Sache mit Hugh eben nicht los. Jetzt riskierte schon sein Zweiter Leutnant einen Anpfiff, bloß um seine Neugier zu befriedigen. Aber er irrte sich in Davys Fall.
    »Es war wegen Spielschulden, habe ich gehört?« fragte Davy leise und mit so kläglich flehendem Gesicht, daß Bolitho seine Verbitterung vergaß und fragte: »Ist das Ihr Problem? Spielschulden?«
    »Jawohl, Sir. Wie ein rechter Narr versuchte ich in London, meine Verluste zurückzugewinnen. Jetzt, da mein Vater tot ist, bin ich verantwortlich für das Wohl meiner Mutter und für unseren Grundbesitz.« Verlegen blickte Davy zur Seite. »In Kriegszeiten hätte ich mit schnellerer Beförderung und entsprechenden Prisengeldern rechnen können, Sir.«
    »Genauso schnell hätten Sie den Tod finden können.« Doch er fragte freundlich weiter: »Wollen Sie mir verraten,

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