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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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eines Küstengeschwaders gewesen und hatte die Aufgabe, Versorgungsschiffe und militärische Geleitzüge zu schützen. Eine Schaluppe hatte die Nachricht gebracht, daß ein französisches Geschwader vor der ceylonesischen Küste eingetroffen war, und ohne Zögern war er ausgelaufen, um die feindlichen Schiffe anzugreifen und sie so lange unter Feuer zu nehmen, bis die Hauptmacht eintraf, um sie zu vernichten.
    Aber Conway wußte nicht, daß ihn eine andere Schaluppe überall suchte, mit neuen Befehlen für die Verteidigung von Trincomali. Conway erreichte das Gebiet, wo die Franzosen gesichtet worden waren – aber sie waren schon weg. Er hörte von Fischern, daß sie eben dorthin gesegelt waren, wo er herkam; und mit einer Nervosität, die sich Bolitho nur zu gut vorstellen konnte, war er mit seinen Schiffen auf Gegenkurs gegangen. Er fand die Franzosen und konnte gerade noch ihre Nachhut in ein kurzes, unbefriedigendes Gefecht verwickeln, doch verloren seine Schiffe in dieser Nacht die Verbindung zueinander. Als sich sein kleines Geschwader beim Morgengrauen wieder sammelte, waren die Versorgungsschiffe, die er hätte schützen sollen, gekapert oder vernichtet; und als er Signalverbindung mit der Schaluppe des Admirals bekam, hatte sie abermals neue Befehle für ihn: Trincomali war erobert worden.
    In der Stille der Kajüte sprach Conway immer lauter; schließlich schrie er wie im Fieber. »Noch einen Tag, und ich hätte sie fertiggemacht! Dann hätte uns weder Suffren noch sonst ein Admiral aus Ceylon vertrieben!«
    Bolitho blickte hoch. Die ersten Trupps schwärmten auf die Rahen aus, um die regelmäßigen Reparaturen zu besorgen, um zu spleißen und zu flicken. Es war nur zu klar: Conway hätte auch als Held aus der Affäre hervorgehen können. Statt dessen machte man ihn zum Sündenbock. Doch mußte er, wie Bolitho annahm, immer noch über einigen Einfluß verfügen. Ein Gouverneursposten, ganz gleich wo, das sah immer noch mehr nach einer Belohnung aus als nach Schimpf und Schande.
    Plötzlich wurde Bolitho hellwach und hielt auf seinem Spaziergang inne. Vielleicht gab es noch einen Anlaß dafür, einen viel heimtückischeren. Vielleicht sollte Conway wieder als Sündenbock dienen?
    Aber er schüttelte den Kopf. Was hätte das für einen Sinn gehabt?
    Allday kam über das Achterdeck. »Frühstück ist fertig, Captain.« Mit zusammengekniffenen Augen spähte er zur Brigg hinüber. »Sie ist also immer noch da?« Er lächelte, unbewegt von Bolithos starrem Blick. »Das ist gut.«
    Bolitho sah ihn nachdenklich an. Es war derselbe Blick wie damals in Madras, als er die Gig für ihn klargemacht hatte.
    »Danke«, sagte er kalt. »Was finden Sie daran so besonders gut?«
    Allday hob die Schultern. »Schwer zu sagen, Captain. Es ist so eine Art warmes Gefühl im Bauch – ich habe das manchmal. Ganz angenehm.«
    Bolitho schritt an ihm vorbei zum Kajütniedergang. Der Morgen war ihm verdorben. Als er in die schattige Kühle zwischen den beiden Decks trat, stellte er sich vor, was Viola Raymond jetzt eine Meile voraus an Bord der Brigg wohl tat.
    Ihr Mann würde sie nicht aus den Augen lassen. Und »Mister Pigsliver« würde beide beobachten.
    Es war immer noch schwer zu sagen, was sie wirklich von ihm hielt, ob sie seine Eroberung als ein Spiel betrachtete. Es gab allerlei distinguierte Gäste in der Residenz des Gouverneurs, Militärs, Beamte der Company und andere; aber sie war von Anfang an fest entschlossen gewesen, gerade ihn an sich zu fesseln. Zwar hatte sie es nie direkt ausgesprochen, es zeigte sich an ihrer Erregtheit, ihrer spitzbübischen Rücksichtslosigkeit: eine Herausforderung, die er einfach nicht übersehen konnte.
    Bald hatte sie ihn nicht mehr auf Abstand gehalten; und ein paarmal hatte sie ihre Hand auf der seinen ruhen lassen, selbst wenn Raymond in der Nähe war.
    Am letzten Abend, als er im Begriff war, wieder an Bord zu gehen, war sie ihm auf die dunkle Terrasse an der inneren Mauer nachgekommen und hatte ihm eine kleine Schachtel hingehalten. »Für Sie.« Ganz beiläufig hatte sie es gesagt; aber er sah, wie ihre Augen glänzten, und wie erregt sich ihre Brust unter dem eleganten Kleid hob, als er die Schachtel öffnete. Es war eine goldene Uhr.
    Er wandte sie in den Händen hin und her; Viola ergriff seinen Arm und flüsterte: »Nie werde ich Ihr Gesicht damals vergessen...« Diesmal hatte sie nicht gelacht. »Weisen Sie mein kleines Geschenk nicht zurück... Bitte!«
    Er nahm ihre Hand und

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