Der Piratenlord
wegnehmen lassen. Ich kämpfe mit jedem Mann, der das versucht. Offensichtlich hatte sie sich daran erinnert. Sie hatte sich das zu Herzen genommen und sichergestellt, dass Gideon keine Chance bekam, ihren Bruder zu verletzen.
Wut stieg in Gideon hoch, eine Wut, die es mit jedem Sturm auf See aufnehmen konnte. Nur das hatte sie interessiert -ihren Bruder zu schützen, der vermutlich zu diesen Gecken gehörte, die zu schwach waren, um ein Schwert zu halten und sich vor Pistolen fürchteten!
Wie heftig Ann oder Hargraves sie auch verteidigen mochten, die Wahrheit war, dass Sara sich für ihre Familie entschieden hatte, als sie zwischen ihm und ihr wählen musste. Sie hatte zwar von Reformen gesprochen und davon, Atlantis zu einer Kolonie zu machen, auf die sie stolz sein konnten, doch das waren nur leere Worte gewesen. Sonst hätte sie ihn nicht zu Gunsten ihres Bruders verlassen.
Fest umklammerte Gideon das Medaillon und betrachtete forschend die Gesichter der Menschen, die um das Feuer herumstanden. Was war mit ihnen? Was war mit den anderen Bewohnern von Atlantis, für die sie sich angeblich einsetzen wollte? Sie hatte für die Frauen gekämpft und wollte die Männer unterrichten. Sie alle hatten ihr vertraut. Doch als sich ihr die Chance auf Freiheit bot, hatte sie sie rücksichtslos ergriffen und nicht einmal so lange gewartet, um sich zu verabschieden.
Sie hatte davon gesprochen, dass den Frauen eine Wahl gegeben werden solle, doch sie hatte keine von ihnen mitgenommen. Stattdessen hatte sie sich mit ihrem feigen Bruder von der Insel geschlichen und alle zurückgelassen. Verflucht sei diese Frau! Er hatte sich in ihr von Anfang an getäuscht!
Diese adligen Frauen waren alle gleich - hinterlistig, schwach und entschlossen, alles zu tun, um in die Arme ihrer reichen, mächtigen Familien zurückzukehren. Wie hatte er jemals etwas anderes annehmen können?
„Bitte, Captain Horn“, unterbrach Anns sanfte Stimme seine Gedanken, „Sie müssen einfach glauben, dass sie zurückkehrt. Sie wissen doch, dass Miss Willis nichts versprechen würde, was sie nicht halten wollte.“
Finster sah er Ann an. „Sie können das glauben, wenn es Sie tröstet, aber ich weiß es besser. Sie ist ohne jede Rücksicht auf Sie alle fortgegangen und sicherlich auch ohne einen Gedanken an mich. Sie will nicht wiederkommen. Und für Atlantis wird das auch besser sein.“
„Aber es war doch gar nicht so . . .“, hob Hargraves noch einmal an.
Gideon brachte ihn mit einem wütenden Blick zum Schweigen. „Und von Ihnen, Mr. Hargraves, möchte ich kein Wort mehr hören. Ich habe Ihnen mehr Gold gegeben, als Sie je in Ihrem Leben gesehen haben, um Sie von hier zu entfernen, und das haben Sie mir damit vergolten, dass Sie meine Feinde hierher gebracht haben.“
Ein weiterer entsetzlicher Gedanke kam ihm. Er ging zu Hargraves hinüber und packte ihn am Kragen. „Und jetzt wissen alle, wo diese Insel sich befindet, nicht wahr? Ich vermute, dass der Earl nur so lange abgewartet hat, bis er seine Schwester sicher von der Insel geholt hatte. Und nun wird er die Marine Seiner Majestät herschicken, um uns alle zu vernichten. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir alle jetzt schon so gut wie tot sind!“
Heftig schüttelte Hargraves den Kopf. „Seine Lordschaft hat die Marine herausgehalten, um Miss Willis' Ruf zu schützen. Ich schwöre es. Er hat seinen Männern nicht gesagt, wer auf dieser Insel lebt, weil er fürchtete, dass sie beim Klang Ihres Namens das Schiff in Santiago verlassen würden. Und Miss Willis ist ihm erst gefolgt, nachdem er versprochen hat, über Atlantis Stillschweigen zu bewahren.“
Gideon blickte den Mann scharf an, der sich ihm gegenüber immer behauptet hatte. „Und warum sollte ich das glauben?“ „Wenn ich hätte annehmen müssen, dass die Insel unter Beschuss genommen würde, wäre ich doch nicht hier geblieben, Cap’n. Ich hätte doch zusammen mit meiner Frau auf der Defiant zurückfahren können.“
Das stimmte. Gideon konnte noch so weit vernünftig denken, dass ihm das klar war.
Sein Blick glitt von Hargraves zu Ann, deren Gesicht die Angst zeigte, die Hargraves sich zu verbergen bemühte „Bitte, Sir“, sagte sie mit angespannter Stimme. „Tun Sie Petey nichts. Er ist um meinetwillen hier geblieben. Er glaub genauso wie ich an Atlantis. Ich könnte es nicht ertragen wenn . . . wenn ihm etwas passiert.“
„Keine Angst, Miss Ann“, mischte sich Silas ein. „Der Cap´n wird Mr. Hargraves schon
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