Der Piratenlord
zurückbekommen! „Gideon weiß, was es mir bedeutet, und er weiß auch, dass ich es nicht für immer zurücklasse. Nur damit kann ich ihm versichern, dass ich wiederkomme.“
Wie unzureichend war das doch angesichts der Untreue seiner Mutter. Dass sie sich so heimlich davonschlich, würde ihn vernichten. Vielleicht würde er ihr nie vergeben. Dieser Gedanke trieb ihr Tränen in die Augen.
Sie sah Petey an, weil sie ihn bitten wollte, Gideon zu sagen, dass sie gegen ihren Willen fortgegangen sei. Dann besann sie sich anders. Nein, denn wenn Gideon wusste, dass sie die Insel nicht freiwillig verlassen hatte, würde nichts ihn aufhalten können, ihr nach England zu folgen. Das wollte sie nicht. Er musste glauben, dass sie es aus freien Stücken getan hatte.
„Sag Gideon, dass ich unter allen Umständen wiederkomme, aber erzähl ihm nichts von meiner Abmachung mit Jordan, hörst du? Er würde mir nach England folgen und gehängt werden und auch alle, die ihn begleiten. Schwört beide, dass ihr ihm die Wahrheit verschweigt.“
Nach einem Moment des Zögerns nickte Petey und schließlich auch Ann.
Sara wurde es schwer ums Herz. Indem sie sie schwören ließ, brachte sie großes Leid über Gideon. Doch ihr war es lieber, dass er litt, als dass man ihn gefangen nahm, sobald er englisches Gewässer erreichte. In England würde ihn ein kurzes, grausames und endgültiges Schicksal erwarten. Sie mochte nicht einmal darüber nachdenken.
„Komm schon, Sara“, forderte Jordan sie ungeduldig auf. „Meine Männer greifen an, wenn ich nicht zur Mittagszeit auf die Defiant zurückgekehrt bin.“
„Ja, gut.“ Sie umarmte Ann und Petey. „Ich komme zurück“, versprach sie unter Tränen. „Es kann Monate dauern, aber ich werde so schnell wie möglich nach Atlantis zurückkehren.“ Als sie mit Jordan davonging, sah er sie wütend an. „Du benimmst dich, als ob du zu deiner Hinrichtung gehst und nicht
in die Arme deiner Familie und in dein rechtmäßiges Heim zurückkehrst. “
„In die Arme meiner Familie?“ Sie blickte mit versteinerter Miene vor sich hin und achtete kaum darauf, wohin sie ging. „Jetzt bist du in meinen Augen mein Kerkermeister. Und das wird sich erst ändern, wenn du mich hierher zurückbringst.“ Einmal wenigstens war ihr Bruder klug genug, nichts darauf zu erwidern.
23. KAPITEL
Als die Männer am frühen Abend von der Jagd zurückkamen, waren sie in Hochstimmung. Sie waren mit mehreren toten Schweinen beladen und hatten auch einige Rebhühner ergattert. Prahlend und scherzend stolzierten sie zum Feuer und riefen nach Ale.
Gideon wollte jedoch kein Ale. Er wollte zu Sara. Er konnte es kaum erwarten, ihr von dem Wasserfall zu erzählen, den sie zufällig am Rand eines Orangenhains entdeckt hatten. Er nahm sich schon vor, mit ihr zusammen am nächsten Morgen dorthin zu gehen. Als Auftakt für einen Liebesnachmittag in der Einsamkeit des Waldes konnten sie im Wasserfall baden und sich gegenseitig mit Orangen füttern.
Er schob den kleinen Segeltuchbeutel von einer Hand in die andere. Er enthielt seine Geschenke für sie - einen seltsam glitzernden Stein, mehrere Orangen und eine kleine Schnitzerei. Auf sie war er besonders stolz. Sie war die perfekte Wiedergabe der Küste von Atlantis auf einem geschnitzten Stück Elfenbein, das nicht größer war als sein Daumen. Für diese Schnitzerei hatte er einem seiner Männer sein bestes Jagdmesser gegeben, und es würde ihn überraschen, wenn sie sie nicht für das Entzückendste halten würde, was sie je gesehen hatte.
Doch wo war sie nur? Er hatte angenommen, dass sie hier auf ihn warten würde. Gideon blickte zum Haus hinüber und sah ein Licht im Fenster brennen. Sie musste sich schon in ihr gemeinsames Haus zurückgezogen haben. Wenn es so war, sollte er so bald wie möglich zu ihr gehen.
Er sah Louisa schweigend am Feuer stehen und machte den Männern ein Zeichen, mit ihren auf Stangen getragenen Schweinen näher zu kommen. Breit grinsend legten sie die toten Tiere vor ihr ab.
„Wir werden heute Abend gut essen, Louisa.“ Gideon ließ den größeren Segeltuchbeutel vor ihr fallen. „Brate die Rebhühner zuerst. Wir essen sie, während wir auf das Schweinefleisch warten. Und lass deinen Ehemann nichts kochen. Du kannst Schweinefleisch gut zubereiten. Zeig uns, was du kannst.“
„Ja“, sagte Silas gut gelaunt neben Gideon. Der Mann hatte mehr getrunken, als ihm gut tat, und war jetzt so angetrunken, dass es ihm wohl egal war, dass man
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