Der Piratenlord
„Nun, er ist nichts für Sie, Sara, auch wenn Sie anderer Meinung sind. Und ich werde dieser Werbung um Sie jetzt sofort ein Ende setzen!“
Entsetzen packte sie. Er konnte Petey alles antun, alles! „Nein!“ rief sie, sprang von der Truhe und eilte Gideon hinterher. „Nein, Gideon! Warten Sie!“
Doch er war schon die Leiter hinauf gestiegen. Hilflos sah sie zu, wie er durch die Luke verschwand.
Zum Teufel mit allem! dachte sie. Wenn sie nicht sofort nach oben an Deck kam, würde Gideon Petey sicher über Bord werfen oder ihm noch Schlimmeres antun. Und das durfte sie nicht zulassen. Petey war ihre einzige Hoffnung auf eine Flucht, und dieser schreckliche Pirat durfte ihm kein Leid zufügen!
Petey hatte gerade seinen Wachdienst beendet, lag in seiner Hängematte und schnitzte die Silhouette eines Schiffs in ein Stück altes Elfenbein. Die Unterkünfte der Besatzung waren verwaist, weil die Männer entweder den Frauen den Hof machten oder Wachdienst hatten. Wenn er die Wahl gehabt hätte, würde er jetzt oben nach Ann suchen.
Er wusste, dass dies unmöglich war, und der Gedanke, irgendein Pirat würde gerade jetzt um Anns Zuneigung buhlen, machte ihn wütend. Er hatte den einzig möglichen Weg gewählt, doch es gefiel ihm gar nicht, dass er die süße Ann Morris nicht haben konnte.
Plötzlich wurde die Tür zu den Besatzungsunterkünften aufgerissen und so kräftig gegen die Wand gestoßen, dass Petey vor Überraschung fast aus seiner Hängematte gefallen wäre. Der Piratenlord stürzte mit wütend funkelnden Augen herein und sah wie der Teufel persönlich aus. Der Blick, mit dem er ihn musterte, war so hasserfüllt, dass Petey von Angst gepackt wurde.
Vorsichtig glitt er aus seiner Hängematte und zog sich hinter sie zurück, als Captain Horn auf ihn zukam. „Guten Abend, Cap'n. Ist alles in Ordnung?“
Grob packte Gideon ihn bei den Schultern. „Du kannst sie nicht haben, hörst du? Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht. Niemals!“
Aschfahl fragte Petey: „Wen meinen Sie, Cap'n?“
„Du weißt, wen ich meine, Engländer.“ Gideon kniff sie Augen zusammen. „Es sei denn, es war gelogen, dass sie dich als Ehemann ausgewählt hat.“
Also darum ging es. Um Miss Willis. Petey schluckte krampfhaft. Was für ein schrecklicher Albtraum. „Miss Willis hat nicht gelogen, Cap'n. Ich . . . ich habe sie gebeten, meine Frau zu werden, und sie hat zugestimmt.“
Als der Captain ihm jetzt an die Kehle fuhr, schloss sich Peteys Hand fester um sein Schnitzmesser. Wenn ein anderer Mann ihn so gepackt hätte, hätte Petey ihm das Messer in den Bauch gejagt. Doch hier hatte er es mit dem Captain zu tun, und deshalb musste er sich zurückhalten.
„Lassen Sie ihn los!“ befahl jemand hinter dem Captain. Miss Willis stand mit wirrem Haar und blassem Gesicht da. „Lassen Sie ihn los“, wiederholte sie, als Gideon nicht sofort reagierte!
„Halten Sie sich da raus, Sara!“ sagte der Captain scharf, während er Peteys Hals noch fester umschloss. Petey bekam kaum noch Luft.
Miss Willis ignorierte die Worte des Captains. Zornig trat sie hinter ihn und schlug ihm auf den Arm. „Sie tun ihm weh! Lassen Sie ihn los!“
„Ich erteile ihm nur eine Lektion“, erwiderte Captain Horn. „Ihm muss sein Stand auf diesem Schiff vor Augen geführt werden - und der reicht nicht einmal an den eines Kabinenstewards heran!“
„Müssen Sie ihn deshalb erwürgen?“
„Ja, und dafür, dass er sich erlaubt, Ihnen den Hof zu machen.“ Verächtlich blickte der Captain Petey an, der jetzt hörbar nach Luft rang. „Er hat nicht die gleichen Rechte wie meine Männer. Das hätte ich von Anfang an klarstellen sollen. “
„Aber ich habe ihn doch ausgewählt!“ Sie hängte sich wie eine Klette an Gideons Arm. „Sie sagten, dass wir uns die Ehemänner selbst aussuchen dürfen! Das habe ich getan! Ich habe den gewählt, den ich wollte!“
Eine unangenehme Stille senkte sich herab. Nur das Geräusch der hin und her schwingenden Hängematten war zu hören. Captain Horn lockerte seinen Griff um Peteys Hals nur ein wenig und drehte sich dann zu Miss Willis um. Durchdringend sah er sie an. „Wollen Sie mir weismachen, dass Sie sich einen einfachen Matrosen zum Ehemann ausgewählt haben?“
„Ja, wenn sonst nur ein Pirat infrage käme!“ stieß sie aufgebracht hervor. Als der Captain sie zornig ansah, fügte sie mit festerer Stimme hinzu: „Ich habe mich entschieden. Und wenn Sie ihm verbieten, mich zu heiraten, dann brechen
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