Der Piratenlord
würde sie mit ihnen fortgehen. Obwohl die Vorstellung, mit Gideon auf dieser faszinierenden Insel zu bleiben, so verlockend war, dass sie fast bereit war, allem zuzustimmen, was er wollte.
Was für ein dummer Gedanke. Sie gehörte nicht hierher. Und außerdem war er ja nur auf der Suche nach einer bequemen Bettgefährtin. Aus irgendwelchen Gründen hatte er sie ausgewählt, doch das hatte keine große Bedeutung.
„Ich habe gar keine wirkliche Wahl“, erwiderte sie ausweichend. „Ich würde lieber nicht heiraten, doch das wirst du nicht gestatten. Wenn ich dich nicht wähle, wirst du ja mich wählen. Und das heißt, dass ich dich entweder als Ehemann aussuche oder dich selbst bestimmen lasse, mein Ehemann zu werden. Das kommt doch alles auf das Gleiche hinaus.“ Wütend ballte er die Hände zu Fausten. „Du würdest lieber unverheiratet bleiben, als mich zu heiraten? Selbst nach dem, was wir in der vergangenen Nacht gemeinsam erlebt haben, bin ich dir noch immer als Ehemann nicht gut genug?“
„Das stimmt so nicht, Gideon! “ Doch als er sie ansah und auf eine Erklärung wartete, fand sie keine. Sie konnte ihm doch wohl schlecht die Wahrheit sagen . . ., dass sie hoffte, bald von dieser Insel geholt zu werden. „Ich bin einfach noch nicht so weit. Eine Ehe ist etwas Endgültiges. Man müsste sich viel besser kennen lernen, bevor man so einen Schritt tut.“
„Wie vorausschauend von dir“, bemerkte Gideon erbost. „Einem Mann deine Unschuld zu geben ist nicht endgültig, aber ihn zu heiraten schon. Also gut, du wirst nicht heiraten müssen. Ich werde dich nicht dazu zwingen.“
Er nahm sein Hemd und wandte sich zur Tür.
„Warte! Was meinst du denn damit?“
Wortlos trat er vor die Tür, hob ein verschnürtes Bündel auf und warf es mitten in die Kajüte. „Hier. Das sind Kleider, die ich aus Sao Nicolau für dich habe mitbringen lassen. Zieh dich an. Ich erwarte dich in einer halben Stunde an Deck.“ Und bevor sie ihn noch etwas fragen konnte, war er verschwunden.
Sie blickte gegen die geschlossene Tür und spürte, wie sich eine schreckliche Leere in ihr ausbreitete. Was hatte sie getan? Was hatte er nun vor? Niemals hätte sie ihm nachgeben dürfen. Das war ein furchtbarer Fehler gewesen. Und wie sollte sie sich aus dieser verfahrenen Situation wieder befreien?
Eine halbe Stunde später stand Gideon oben auf dem Achterdeck und hielt grimmig nach Sara Ausschau. Wo war sie? Sie musste jetzt hier bei ihm sein.
Sie sollte miterleben, wie er ihr sein Opfer darbrachte. Schließlich machte er das nur für sie und ihre Damen. Niemand sonst würde sich über das freuen, was er verkünden wollte. Seine Männer würden vor Wut schnauben.
Doch das kümmerte ihn nicht. Er hatte entschieden, und er würde das bis zum Schluss durchziehen, auch wenn er damit seine Männer verärgerte. Mit dem, was er vorhatte, würde er ihre Lage verbessern.
Jedenfalls würde seine eigene dadurch verbessert werden. Vielleicht war dies das Einzige, was helfen konnte.
Plötzlich tauchte Sara unter dem Achterdeck auf und sah voller Angst zu ihm hoch. Sein Puls beschleunigte sich bei ihrem Anblick. Sie trug das weiß verzierte blaue Kleid, das die Männer auf seinen Wunsch für sie gekauft hatten. Mit dem offenen Haar, das ihr locker über die Schultern fiel, sah sie wundervoll aus. Und der Wind presste ihr den dünnen Baumwollstoff so gegen die Beine, dass kaum etwas der Phantasie überlassen blieb.
Ihr Abenteuer im Bett hätte ihn eigentlich von diesem unvernünftigen Verlangen nach ihr befreien müssen. Doch das war nicht geschehen, sondern es war nur noch gewachsen. Er wollte sie jetzt in diesem Augenblick schon wieder lieben. Nachdem er jahrelang englische adlige Damen verhöhnt hatte, setzte seine Sehnsucht nach dieser einen seinem Stolz ziemlich zu.
Doch er war nie so dumm gewesen, sich von dem abhalten zu lassen, was er wollte, und er wollte Sara haben ... in seinem Haus und in seinem Bett. Er hatte sie längst zur Frau gewählt. Nun musste er sie nur noch dazu bringen, dass sie ihn wählte.
Er wandte den Blick von ihr ab und sah die Gruppe an. Es wurde Zeit, dass er den ersten Schritt seines Planes verkündete, um genau das zu tun.
„Guten Morgen. Ich bin froh, dass wir alle den Brand unbeschadet überlebt haben. Wir haben zwar in der vergangenen Nacht alle Hütten verloren, doch das wird uns nicht aufhalten können. Jemand hat mir klargemacht, dass die Insel Atlantis es wert ist, um sie kämpfen.“ Seine
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