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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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blieben nur sechs Monate. Das war länger als an den meisten anderen Orten.“ Er spielte mit ihrem Haar und ließ die Strähnen immer wieder zwischen seinen Fingern hindurchgleiten. „Doch ich erinnere mich noch immer lebhaft an die Vorhänge in ihrem Salon. Sie waren aus irgendeinem roten, seidenen Material, und wenn die Sonne hindurchschien, sahen sie flammend rot aus.“
    Gideon lächelte. „Wenn mein Vater betrunken war und mich mit dem Riemen schlagen wollte, rannte ich fort und versteckte mich hinter diesen Vorhängen. Ich hoffte, dass sie mich schützen würden.“ Ihre Blicke trafen sich. „Auf seltsame Weise war das auch so. Er hat mich nie gefunden, wenn ich dort stand.
    Und wenn Miss Mulligan mich entdeckte, gab sie mir Milch und Kekse. Dann erlaubte sie mir, mich zu ihr ins Bett zu legen, während mein Vater seinen Rausch ausschlief. Für einen sechsjährigen Jungen war das der Himmel. Sie war freundlich und mütterlich und duftete nach Rosenwasser. Ich mochte diesen Geruch.“
    Saras Kehle war wie zugeschnürt. Sanft berührte sie seine Wange mit den Fingern. „Hat dein Vater dich ... oft mit dem Riemen geschlagen?“
    Gideon schaute sie an, doch Sara hatte das Gefühl, als nähme er sie gar nicht wahr. Er legte sich aufs Bett zurück, schob sich einen Arm unter den Kopf und blickte starr zur Decke hinauf. „Oft genug. Wahrscheinlich denkst du, dass er es noch ein wenig öfter hätte tun sollen, um mir ein wenig Tugend einzubläuen. Wie es ja schon in der Bibel heißt: ,Wenn du auf den Stock verzichtest, verwöhnst du das Kind.“'
    „O nein, sag diesen schrecklichen Satz nicht! Damit rechtfertigen die Menschen nur ihre Grausamkeit. Wenn man ein Kind schlägt, demütigt man es und flößt ihm Angst ein.“ Forschend sah er sie an, als wollte er sie ganz ergründen. „Ja“, sagte er schließlich. „Das stimmt wirklich.“
    Sie fühlte mit ihm. Armer Gideon. Kein Wunder, dass er sich sein eigenes Paradies schaffen wollte. Die Welt, in der er aufgewachsen war, musste die Hölle für ihn gewesen sein.
    „Was hat deine Mutter dagegen getan?“ fragte Sara. „Hat sie es zugelassen, dass dein Vater dich geschlagen hat?“ Gideons Miene verschloss sich. Unvermittelt glitt er aus dem Bett und schlüpfte in die Hose. „Sie war nicht da.“
    Sara richtete sich auf und zog sich das Laken vor die Brust. „Wieso? Ist sie gestorben?“
    An den Schreibtisch gelehnt, fragte Gideon: „Ist das so wichtig? Sie war einfach nicht da.“
    „Wenn du nicht über sie sprechen möchtest..."
    „Nein, das möchte ich nicht.“ Als sie ihm einen verletzten Blick zuwarf, fügte er hinzu: „Wir haben über wichtigere Dinge zu reden, Sara. Zum Beispiel über das, was heute geschehen wird.“
    Der plötzliche Themenwechsel ließ sie unachtsam sein. „Heute?“
    „Die Frauen wählen sich doch ihre Ehemänner aus. Hast du das vergessen?“
    Ach ja. Das. Sie hatte wirklich nicht mehr daran gedacht. Ohne auf eine Antwort zu warten, sprach er weiter: „Wir werden nicht so lange damit warten können, bis die neuen Häuser gebaut sind. Das wird Wochen dauern. Die Männer, die nach Sao Nicolau gefahren sind, kehren heute Morgen zurück, und daher gibt es keinen Grund mehr für einen weiteren Aufschub. Ich muss wissen . . .“ Er hörte mitten im Satz auf, während ein verletzlicher Ausdruck auf seinem Gesicht erschien. „Ich muss wissen, wen du wählen wirst.“
    „Damit du deine Zustimmung geben kannst?“ fauchte sie. „Was, zum Teufel, willst du damit sagen?“
    Sie zwang sich mühsam um einen gelasseneren Ton. „Als wir zuletzt darüber sprachen, hast du mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass du mich nicht heiraten möchtest.“ „Das ist nicht wahr. Wenn ich mich erinnere, sagte ich nur, dass ich ,die Ware vorher prüfen müsse“.“
    „O ja, daran kann ich mich erinnern. Und nachdem du sie nun geprüft hast, habe ich den Test bestanden? Wie viele Frauen hast du denn auf deiner Suche nach der perfekten Bettgefährtin geprüft“?“
    „Verflixt noch mal, Sara, du weißt genau, dass ich keine andere Frau mehr angefasst habe, seit ich dich kennen gelernt habe. Was wir in der vergangenen Nacht miteinander erlebt haben war kein Test. Leider kann ich ja nicht wählen. Das ist deine Sache. Die Frage ist, wen du wählen wirst.“
    Verwirrt und innerlich zerrissen, wandte sie den Blick von ihm ab. Ihn heiraten? Wie konnte sie? Petey und Jordan würden in frühestens einem Monat hier sein. Und wenn sie da waren,

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