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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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ein. Wann immer er etwas von den Frauen benötigte, kam er erst zu ihr, und sie ermittelten gemeinsam viele Stunden lang die beste Verwendung ihrer geringen Mittel.
    Sie fand auch genügend Vorwände, um ihn aufzusuchen. Am meisten schalt sie sich dafür, dass sie ihm gern bei der Arbeit zusah, wenn seine Muskeln vor Schweiß in der warmen Sonne glänzten. Er aß mit ihr unter den Bäumen zu Mittag und bot ihr Bananen an, die sie jetzt gern mochte, und große Stücke Schweinefleisch, die auf Silas’ behelfsmäßigen Spießen geröstet worden waren. Manchmal streifte Gideon Sara versehentlich mit den Fingern.
    Gideons Rückzug hätte alles leichter machen sollen. Doch das war nicht der Fall. Nachts lag sie wach und dachte an ihn. Manchmal schloss sie die Augen und stellte sich vor, wie seine Finger über ihre Schultern, Brüste und Hüften glitten. Manchmal unterstützte sie ihre Phantasie dadurch, dass sie sich selbst berührte. Das war das Allerschlimmste, dass er sie dazu gebracht hatte, sich so ruchlos zu verhalten.
    Die zweite Woche wurde härter. Es war eine gewisse Routine eingekehrt. Jeder erledigte die Aufgaben, für die er am besten geeignet war, und alle arbeiteten fleißig daran, Atlantis wieder aufzubauen. Daher musste weniger entschieden werden, und Sara hatte weniger Vorwände, Gideon aufzusuchen. Außerdem ließ er manchmal die Mittagspause ausfallen.
    Dennoch war sie sich seiner immer bewusst, selbst wenn er die Häuser plante oder das Fällen der Bäume überwachte. Sie dachte sich Gründe aus, um ihn zu sehen, und dann fand sie Entschuldigungen dafür, dass ihre Gründe äußerst fadenscheinig waren. Sie ertappte sich dabei, dass sie ihn versehentlich berührte, seinen Arm, seine Schulter oder seinen Ellbogen. Das wollte sie natürlich nicht, es geschah einfach. Doch wenn es geschah, erstarrte er und sah sie so verlangend an, dass sie rasch die Hand fortzog.
    Eines Abends brachte er ihr Geschenke - eine Duftseife, etwas Satin für eine Haube, eine leuchtend orangefarbene Koralle, die er beim Speerfischen mit den Männern gefunden hatte. Er schenkte ihr nie etwas, das er gestohlen hatte, und bei diesem Gedanken wurde ihr immer ganz warm ums Herz, da er ja Mengen an Juwelen hatte, die er ihr hätte geben können.
    Er ging mit ihr auch auf dem Deck spazieren und sprach über seine Hoffnungen, die er hinsichtlich der Insel hegte. Trotz ihres Vorsatzes, sich von seinen Worten nicht beeindrucken zu lassen, gelang ihr das nicht. Seine Träume von einer Gesellschaft, in der Männer und Frauen frei von den Grausamkeiten einer nach absoluter Macht strebenden Regierung arbeiten und leben konnten, einer Gesellschaft, in der Verbrechen angemessen bestraft wurden und Menschen wie Ann nicht das entbehren mussten, was sie am meisten brauchten, begeisterten Sara.
    Die schlimmsten Momente an den Abenden waren die, wenn Gideon sie zur Tür ihrer Kabine begleitete. Insgeheim hoffte sie, dass er sie küssen würde, und war dann enttäuscht, wenn er es nicht tat. Später, wenn sie im Bett lag, gaben ihr ihre Phantasien das, was das Leben ihr vorenthielt. Zuerst erinnerte sie sich an seine kühnen Berührungen. Dann träumte sie von seinem Mund auf ihrem. Erst durchlebte sie die Küsse noch einmal, danach stellte sie sich vor, wie er mit den Lippen ihre Brüste, ihren Bauch und sogar ihre intimste Körperstelle liebkoste.
    Derartige Vorstellungen waren entsetzlich skandalös und beschämten sie sehr.
    Manchmal erwachte sie sogar davon, dass sie ihren Körper in wollüstiger Art berührte, wie sie sich das nie hätte träumen lassen. Nachts verzehrte sie sich vor Sehnsucht nach ihm. Tagsüber kreisten ihre Gedanken um ihn. Doch Gideon - verflucht sei dieser Mann - schien entschlossen zu sein, sich ihr auch weiterhin nicht zu nähern.
    Gegen Ende der dritten Woche änderte sich das jedoch. Gideon begann, sie zu berühren, als sie es am wenigsten erwartete. Scheinbar absichtslos strich er ihr das Haar aus dem Gesicht oder fasste sie am Arm, um sie morgens über die bewegliche Brücke an Land zu führen. Als sie nun wieder regelmäßig zusammen aßen, schien er sich ein Vergnügen daraus zu machen, „versehentlich“ ihre Brüste zu streifen, wenn er sich vorbeugte, oder er setzte sich so dicht neben sie, dass sich ihre Beine bei jeder Bewegung berührten.
    Wenn sie stark gewesen wäre, hätte sie ihn darauf hingewiesen, dass er sein Versprechen nicht einhielt. Doch sie sehnte sich viel zu sehr nach seinen Zärtlichkeiten,

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