Der Planet der Katzenwölfe
Kopf drehte es sich, und alles verschwamm vor seinen Augen. Doch trotz alledem witterte er Nahrung. Es war eine Frage der Zeit. Irgendwann einmal mußte es hier Beute gegeben haben. Sie konnte zurückkommen. Vielleicht kehrte sie zurück, ehe Crown verhungerte oder an Erschöpfung oder Blutverlust starb.
„Ich habe gesagt, Sie sollen ihn da herausholen“, wiederholte Dr. Carbo.
Amanda blickte ihn mit großen Augen an. „Er zeigt einfach keine Reaktion. Überhaupt keine.“
Carbo wandte sich der Couch zu, auf der sich Jeff hin und her warf. Ein Zucken lief durch seinen Körper. Sein Mund öffnete sich. „Nein… nein“, hauchte er.
Amanda sagte besorgt: „Er möchte die Verbindung aufrechterhalten.“ Ihre Stimme klang furchtsam und unsicher.
Bernie spürte, daß ihm Schweißperlen auf die Stirn traten. „Verdammt! Seine Willenskraft könnte das einzige Mittel sein, das Tier am Leben zu erhalten.“
„Oder der Schmerz des Tieres könnte Jeff töten“, entgegnete Amanda.
„Nein… das glaube ich nicht…“
„Schauen Sie!“ rief Amanda.
Sämtliche Zeiger auf der Kontrolltafel kletterten wieder in die Höhe: Herzschlag, Atemrhythmus, elektrische Gehirntätigkeit und so weiter.
„Das Tier wird durch irgend etwas angeregt.“
„Aber Jeff…“
„Schauen Sie doch auf den Bildschirm“, sagte Carbo.
Crown konzentrierte seinen Blick auf den Strand und das Camp, während er gleichzeitig den Schmerz mit Gewalt zurückdrängte.
Die Witterung war jetzt stärker und nahm sogar von Minute zu Minute noch zu. Ein Lebewesen kam auf ihn zu. Beute.
Crown rührte sich nicht. Er probierte seine Muskeln aus, indem er sie spannte. Sie waren steif und gefühllos vor Schmerz. Sein Vorderbein blutete noch immer, doch das Blut war inzwischen schon weitgehend geronnen und tröpfelte nur noch. Ein starkes Hungergefühl gesellte sich zu dem Schmerz, den seine Wunden verursachten.
Der Wind blies vom Meer herüber, jedoch in einem so schrägen Winkel, daß er Crown Gerüche vom Strand oberhalb des befremdlichen Camps zutrug. Eine kalte Dusche, gemischt aus Schnee und Regen, ging nieder – das erstemal, daß Crown Schnee sah. Doch er beachtete ihn nicht. Es war noch immer früh am Morgen; auf dem Ozean lag ein Nebeldunst, der verschwinden würde, sobald Altair am Himmel emporstieg.
Und dann erblickte Crown sie: Affen, dieselbe Art, die er in der Wüste bei den Falken angetroffen hatte.
Aber diese Affen waren gesund und stark. Es waren insgesamt drei Tiere, die am anderen Ende auf allen vieren vorsichtig das Camp durchstreiften.
Eine Familiengruppe: Vater, Mutter, Jungtier.
Jungtier ist gut! Es ist so groß wie ein Rugbyspieler.
Crown bewegte sich nicht, er atmete kaum. Er wartete und wartete, bis sie näher kamen, so nahe, daß er sie anspringen konnte. Er hatte es auf den größten Affen abgesehen. Den größten wollte er zuerst erwischen, mit einem raschen Sprung. Die anderen beiden würden dann wegrennen. Und wenn sie nicht davonliefen, würde er sie leichter überwinden können, nachdem der Größte aus dem Weg geräumt wäre.
Bernie, er versucht sie umzubringen.
Was? Wovon reden Sie?
Der Katzenwolf – Jeff … er will die Affen umbringen und auffressen.
Das dürfen wir nicht zulassen. Holman und Polchek und die anderen wollen die Affen genauer studieren. Sie waren furchtbar wütend, als er den anderen drüben in der Wüste getötet hat.
Aber das hat er vor!
Wir müssen es verhindern.
Wie?
Unterbrechen Sie die Verbindung! Holen Sie Jeff zurück! Wecken Sie ihn auf!
Das schaffe ich nicht mehr rechtzeitig. Außerdem würde es nichts nützen. Der Katzenwolf wird es trotzdem von sich aus tun. Er muß völlig ausgehungert sein.
Quatsch! Wir dürfen es nicht zulassen.
Wir können nichts dagegen machen.
Die Affen kamen näher. Irgendwo weit hinten in seinem Gehirn fragte sich Crown, warum die Affen hier am Strand waren und durch das Camp zogen. Und kamen sie wohl öfters hierher? War dies ihr Wechsel oder ein Teil ihres Territoriums?
Das männliche Alttier war groß, größer noch als Crown, ein massiger Berg unter einem dunkel sandfarbenen Fell, gekrönt von einem schweren kuppelförmigen Kopf mit starken Knochenwülsten über den Augenplatten. Aber es schien nichts Böses zu ahnen.
Der Wind hielt Crowns Witterung ab, und der Affenmann war offensichtlich nur darauf bedacht, sein Weibchen und sein Junges sicher durch das unheimliche Camp zu führen.
Durch den Schleier aus Regen und Schnee bemerkte
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