Der Planet der Katzenwölfe
gesprochen.“
Jeff schwieg.
Dr. Holman fuhr fort: „Bernie hat mir berichtet, daß du… nun, daß du heute nachmittag seine Anweisungen nicht recht befolgt hast. Vielleicht war es auch heute morgen. Jedenfalls hast du das Tier veranlaßt, von seinem Weg zum Camp abzuweichen…“
„Es hatte Hunger. Es wäre sonst verhungert.“
„Aber du solltest doch…“
„Crown ist keine Maschine. Wenn er nichts zu fressen bekommt, kann er auch nichts leisten. Und er ist doch schließlich im Camp angekommen… nachdem er etwas gefressen hatte.“
Dr. Holmans Kiefer schnappten zu, seine Backenmuskeln zuckten. „Ist dir nicht der Gedanke gekommen, daß der Affe oder Bär oder was es auch war – daß dieses Tier intelligent gewesen sein könnte?“
„Intelligent?“
„Nicht so wie wir natürlich. Es gibt auf dem Planeten keine Städte, nicht einmal Dörfer. Aber es wäre doch möglich, daß das Tier auf derselben Stufe steht wie die Vorläufer des Menschen auf der Erde – ein intelligentes Geschöpf, der Anfang einer Rasse von zivilisierten Lebewesen.“
„Daran habe ich gar nicht gedacht. Crown… er hatte solchen Hunger…“
„Bei deiner Arbeit geht es um mehr als um den leeren Magen eines Tieres, Jeff.“
„Crown ist nicht einfach ein Tier!“ rief Jeff heftig. Er wunderte sich selber über seine plötzliche Verärgerung.
„Was denn?“
„Er… er ist wichtig. Er ist der einzige Helfer, den wir da unten auf dem Planeten haben, oder nicht? Es hat uns allerlei Mühe gemacht, ihm diese Gehirnsonde einzusetzen. Er ist das einzige Tier, mit dem wir Kontakt aufnehmen können. Wir dürfen ihn nicht einfach wie ein Werkzeug behandeln, das man hinterher wegschmeißt.“
„Ja, natürlich… doch er ist dennoch nur ein Tier, Jeff. Über kurz oder lang werden wir auch anderen Tieren Gehirnsonden einpflanzen. Dieses bestimmte Tier ist nur ein Anfang.“
„Crown ist aber nicht irgendein Tier. Er ist unser Gehilfe, und zwar der einzige, den wir da unten haben“, versetzte Jeff hitzig.
Und in seinem Kopf hörte er seine eigene Stimme flüstern: Er ist ich!
6
Schmerz!
Er war so heftig, so überwältigend, daß Jeff sich beinahe von der Couch geworfen und die Kabel und Manschetten abgerissen hätte, die an ihm befestigt waren.
Amanda sah, daß sämtliche Kontrollampen auf der Tafel rot aufflammten und damit eine Überlastung signalisierten. Auf halbem Wege zwischen Amandas Sitzplatz und der Couch, auf der Jeff sich wand und laut stöhnte, blieb Dr. Carbo wie erstarrt stehen.
Crown lag auf dem Bauch. Er blutete.
In seinem blutbedeckten rechten Vorderbein pochte ein glühender Schmerz. Auch sein Körper, vor allem der Rücken, war von klaffenden Wunden gezeichnet. Er spürte so rasende Schmerzen, daß er fast das Bewußtsein verloren hätte.
Auf dem Gipfel oberhalb des Camps hatte ein alter Katzenwolf zwischen den Bäumen sein Warngebrüll ausgestoßen, weil Crown in dessen Revier zu jagen versucht hatte. Der alte Rudelführer war mit vier seiner männlichen Jungtiere über Crown hergefallen. Er kannte kein Erbarmen. Crown setzte sich zur Wehr aus Hunger und Verzweiflung. Aber die Übermacht war zu groß. Die fremden Katzenwölfe wollten ihn nicht umbringen, sondern nur von ihrem eigenen Nahrungsreservoir vertreiben. Doch Crown ließ sich nicht so leicht vertreiben. Als er sich schließlich geschlagen geben mußte, war er halb tot.
Jetzt lag er keuchend am Strand neben einer verrotteten Maschine und tränkte den Sand mit seinem Blut.
Holen Sie ihn da heraus, Bernie! Wir können ihm diese Überlastung nicht zumuten.
Nur keine Panik! Er wird schon damit fertig. Die Lampen zeigen wieder grünes Licht… sehen Sie?
Können Sie denn nichts tun, um die Schmerzübertragung zu blockieren?
Nein. Selbst wenn wir das könnten, wäre es keine sinnvolle Lösung.
Crown knurrte.
Er richtete sich steifbeinig auf. Hinkend, schmerzgequält und noch immer blutend, bahnte er sich einen Weg durch die seltsamen Apparate und kastenförmigen Unterkünfte des verlassenen Camps. Die Gerüche, die er hier aufnahm, waren fremdartig, unheilschwanger. Tote Dinge; Dinge, die niemals gelebt hatten. Doch anders als der Sand und die Steine. Diese Metallgebilde waren Crown vollkommen fremd. Und dennoch . dennoch . da war eine schwache Spur von irgend etwas. Irgend etwas anderes, ein Hauch von Leben, freilich sehr fein und sehr ungewöhnlich. Crown stolperte über den Sand und brach neben einem riesigen Traktor zusammen.
In seinem
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