Der Planet der Katzenwölfe
ihren Handabdruck ab und erkannten sie. Die Kontrollampen, die normalerweise orange leuchteten, zeigten grünes Licht.
Jeff hatten die Unterschiede der Hautfarbe von Amandas Handflächen und -rücken schon immer fasziniert: auf der einen Seite waren ihre Hände fast rosa, auf der anderen rauchschwarz.
Sie unterhielt sich jetzt mit dem Computergehirn des „Medizinmanns“. Die Maschine klickte und summte, ein paar Lampen leuchteten auf, eine kleine Metallplatte schob sich zurück und gab einen Plastikbecher frei, der mit einer blaßgelben Flüssigkeit gefüllt war.
Amanda nahm ihn heraus und reichte ihn Jeff. „Dein Vormittagscocktail!“ sagte sie stolz.
Er griff nach dem Becher, hielt ihn hoch, als wollte er ihr zuprosten, und trank ihn in einem Zug leer. Das Zeug schmeckte beinahe gut.
„Jetzt brauchst du einen Kamin, um ihn zu zerschmettern“, sagte Amanda.
„Wie bitte?“
„Ein alter Brauch aus früheren Jahrhunderten. Du solltest wirklich mehr lesen, weißt du.“
Jeff nickte mit ernster Miene. „Ja, das mag schon sein.“ Wenn ihm das jemand anders gesagt hätte, wäre er bestimmt wütend geworden. Aber bei Amanda war das anders, ihr konnte er nicht böse sein.
„Ich bin froh, daß wir zusammen arbeiten“, sagte Jeff, ohne lange zu überlegen.
Amanda machte ein überraschtes Gesicht. „Wir? Du tust doch die ganze Arbeit. Ich sitze bloß dabei und mache mir Sorgen um dich. Komm jetzt, hinein in die Höhle der Blutsauger!“
Sie stieß die Tür auf, und Jeff folgte ihr in die Krankenstation. Aber er dachte nicht an Blutproben und Fluoreszenzfarben und all die Nadeln, mit denen die Ärzte hantierten.
Er dachte nur: Sie macht sich Sorgen um mich. Sie macht sich tatsächlich Sorgen um mich!
7
Als sich Jeff am nächsten Morgen in aller Ruhe sein Frühstück einverleibte, das aus synthetischen Eiern, Sojafleisch und Fruchtkonzentrat bestand, nahm sein Vater ihm gegenüber an dem kleinen Klapptisch neben der Kochnische Platz.
„Du gehst heute morgen nicht ins Kontaktlabor“, sagte Dr. Holman mit seiner tiefen, selbstsicheren Stimme, die keinen Widerspruch zuließ.
„Wieso?“
„Carbo und ich, wir wollen uns über den augenblicklichen Stand der Dinge Klarheit verschaffen und die nächsten Schritte planen. Ich habe eine Besprechung mit sämtlichen Abteilungsleitern angesetzt.“
„Aber Crown…“
„Das Biest wird einen Tag auch ohne dich zurechtkommen. Übrigens möchte ich, daß du an der Besprechung teilnimmst.“
Jeff machte große Augen. „Ich? Mit den Abteilungsleitern?“
Der Vater quittierte Jeffs Überraschung mit einem Lächeln. „Du bist für unsere Mission ebenso wichtig wie die großen Tiere. Vielleicht noch wichtiger.“
Jeff beendete sein Frühstück und ging auf sein Zimmer. Nachdem er eine Viertelstunde lang in seinem Deckenschrank herumgesucht hatte, fand er endlich seine Taschenkamera. Er stopfte sie in die Tasche und schwang sich von der Klapptür hinunter auf den Boden. Die Tür klappte in ihre ursprüngliche Lage an der Decke zurück.
Das Telefon summte. Er knipste den Schalter neben dem Bett an, und Lauras Gesicht erschien auf dem Bildschirm an der Wand.
„Mutter sagt, daß du heute morgen zur Abteilungsleiterversammlung gehst!“ Sie wirkte ganz aufgeregt und fast ebenso erfreut wie Jeff selbst.
„Ja“, antwortete er und ließ sich, halb liegend und halb sitzend, auf seinem Bett nieder.
„Sie will deinen Vater und Dr. Carbo bereden, daß sie auch andere Kinder bei den Kontaktversuchen mitmachen lassen. Mich eingeschlossen!“
Jeff lächelte ihr zu. „Fein!“
Während er noch mit ihr sprach, glitt seine Hand in die Tasche, in der sich seine Kamera befand. Er hatte die Kamera eingesteckt, weil er den übermächtigen Wunsch verspürte, eine Aufnahme von Amanda Corlie zu machen.
Amanda nahm an der Besprechung nicht teil.
Jeff betrat zusammen mit seinem Vater den Konferenzsaal und blickte sich um. Der Tisch war rund, so daß niemand den Vorsitz führen und in den Diskussionen den Ton angeben konnte. Dr. Holman war zwar, wie jeder wußte, mit der Gesamtleitung des Unternehmens betraut, aber die anderen Männer und Frauen der Gruppe waren seine gleichberechtigten Partner, nicht seine Untergebenen. Sie alle – auch Dr. Holman selber – waren übereingekommen, bei der Organisation des Unternehmens so demokratisch wie möglich zu verfahren.
Lauras Mutter, Anna Polchek, saß bereits am Tisch, als Jeff und sein Vater eintraten. Sie leitete die
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