Der Planet der Katzenwölfe
Menschen leben können. Es liegt an uns. Wir halten das Schicksal der Menschheit in der Hand. Ist das nicht wichtiger als das Leben von ein paar wilden Tieren?“
Jeff wußte, welche Antwort sein Vater von ihm erwartete, und er wollte diese Antwort auch wirklich geben. Doch statt dessen platzte es aus ihm heraus: „Wir haben also unseren eigenen Planeten zugrunde gerichtet, und jetzt wollen wir auch noch diesen da zugrunde richten!“
Er stand auf und rannte in sein Zimmer, ehe noch seine verblüfften Eltern eine Antwort geben konnten.
Sie ließen ihn allein. Jeff hörte, wie seine Mutter und sein Vater in dieser Nacht miteinander stritten, manchmal ziemlich laut. Aber sie betraten nicht sein Zimmer.
Am nächsten Morgen stand Jeff sehr früh auf, wie es seine Gewohnheit war, schluckte ein paar Pillen und etwas Fruchtkonzentrat und eilte dann ins Kontaktlabor. Es war jetzt natürlich mehr als ein bloßes Labor. Neue Räume waren ihm angeschlossen, neue Geräte aufgestellt worden. Die Erweiterung des Büroraums nahm inzwischen eine ganze Etage ein. Jeden Morgen kamen mehrere Dutzend Kinder.
„Hei, Jeff!“
Er drehte sich um und erblickte Laura, die rasch den „Grünpfad“ entlanglief, um ihn einzuholen.
„Ich arbeite heute mit einem Katzenwolf… mein erster Tag!“
Er lächelte gequält. „Viel Glück!“
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Weiter vorn erkannte Jeff drei andere Jungen, die lachend und scherzend dem Kontaktzentrum zustrebten.
„Dr. Carbo meint, wir haben bald genug ausgebildete Kinder, so daß niemand länger als ein paar Stunden am Tag zu arbeiten braucht. Dann hast du es auch nicht mehr so schwer.“
Mehr Kinder bedeuten mehr getötete Tiere, dachte Jeff. Bin ich denn der einzige, dem das nahegeht?
„Am Samstag abend gebe ich eine Geburtstagsparty“, fuhr Laura fort. „Ich habe Dr. Carbo gefragt, ob er dir am Sonntag freigeben kann, und er…“
„Was hast du?“
Laura erschrak über den wütenden Ton, den er plötzlich anschlug. Ihre Stimme zitterte: „Ich… ich habe Dr. Carbo gefragt…“
„Herrlich! Vor unseren Augen fallen Tiere tot um, und du machst dir Gedanken über Partys! Das ist großartig!“
Lauras Gesicht lief rot an. „Du brauchst dich gar nicht so aufzuspielen! Nur, weil du der erste warst, der einen Kontakt hergestellt hat, tust du so, als ob das Ganze dein Werk wäre.“
„Vielleicht ist es so“, versetzte Jeff. „Vielleicht bin ich der einzige, dem es nicht ganz schnuppe ist, was da unten passiert. Ihr anderen denkt immer bloß daran, wie oft ihr frei bekommt und auf welche Partys ihr gehen sollt!“
Sie blieb stehen und stemmte die Arme auf die Hüften. „Das zieht bei mir nicht, Jeff Holman. Alle wissen doch, warum du so scharf auf die Arbeit bist!“
„Ach, wirklich?“
„Jawohl!“ rief Laura. „So, wie du um Amanda Corlie herumscharwenzelst… wie ein Hündchen!“
Jeff hatte das Gefühl, sein Inneres sacke durch wie in einem luftleeren Raum. „Waaaaas?“
„Tu doch nicht so, als wüßtest du nicht, wovon ich rede“, sagte Laura mit leiserer Stimme, die aber noch immer so scharf wie eine Messerschneide war. „Du überschlägst dich ja, um in Amandas Nähe zu sein. Du hast sogar eine Aufnahme von ihr gemacht, oder etwa nicht? Hast du sie vielleicht unter deinem Kopfkissen versteckt?“
Jeffs Antwort blieb ihm im Halse stecken. Er hob die Hände, ließ sie wieder sinken und schritt, ohne Laura weiter zu beachten, über den „Grünpfad“ auf das Kontaktzentrum zu.
Er war allein.
9
Den ganzen Tag war Crown suchend umhergestreift.
Die Antilopenherde war nicht zu finden. Crown und die anderen Katzenwölfe hatten sich gleich nach Sonnenaufgang auf die Suche gemacht, wie gewöhnlich, aber ohne Erfolg. Die Herde war verschwunden.
Die Katzenwölfe konnten allerdings sehr leicht feststellen, wo sich die Antilopen zuletzt aufgehalten hatten. Das Gras war dort fast bis zum Boden abgeweidet. Überall fanden sich Fährten und Duftspuren. Aber statt nur etwa einen Kilometer weiter nach Süden zu ziehen, hatte sich die Herde über Nacht vollständig abgesetzt. Vielleicht war sie vor der immer strengeren Kälte einfach nach Süden geflohen.
Einer nach dem andern gaben die Katzenwölfe die sinnlose Jagd auf und begannen statt dessen nach möglicherweise vorhandenen Kleintieren zu suchen, mit denen sie ihren Hunger stillen konnten. Schließlich setzte nur noch Crown die Suche nach den Antilopen fort.
Als die Sonne am
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