Der Planet der Katzenwölfe
der aufschäumende Gischt spritzte in die Öffnung hinein.
Crown watete durch die Brandung und bedachte das kalte nasse Element mit einem ärgerlichen Knurren. Indem er sich auf den Hinterbeinen aufrichtete, konnte er den Kopf in die offene Luke stecken. Mit einer Vorderpranke angelte er ein Stück schwabbeliges synthetisches Fleisch heraus. Er schnupperte und leckte daran. Kein Geschmack, kein Blutgeruch.
Es kostete ihn einige Mühe, mit dem länglichen Futterbrocken, den er mit den Vorderpranken gepackt hielt, auf den trockenen Sand des Strandes zu hinken, über die Hochwasserlinie hinaus. Er ließ ihn fallen, beschnupperte ihn noch einmal und biß dann hinein. Das Zeug fühlte sich an wie Fleisch, schmeckte jedoch nach nichts. Crown fraß es trotzdem, das ganze Stück. Es füllte ihm den Magen, weiter nichts.
Er kehrte zu der Kapsel zurück, holte ein zweites Stück heraus und schleppte es im Maul zu der Katzenwolffamilie.
Die Katzenwölfe streiften auf der Südseite des Camps am Ufer umher, wie eine Polizeipatrouille, die auf ihren Einsatz wartet. Crown warf das künstliche Futter in den Sand, trottete dann davon und legte sich im braunen, erfrorenen Gras nieder. Er sah zu, wie die Katzenwölfe einer nach dem anderen an das synthetische Fleisch heranschlichen und es beschnupperten. Als letzter näherte sich der starke Familienchef. Er knurrte den Brocken an, betastete ihn und versetzte ihm sogar einen Prankenhieb.
Doch dann kauerte er sich hin und begann zu fressen. Die anderen Familienmitglieder saßen hilflos herum, während ihr Anführer das ganze Stück verspeiste.
Darauf blickte er zu Crown hinüber und grunzte, als ob er sagen wollte: Wo hast du das gefunden?
Crown richtete sich auf und schritt strandabwärts. Mit einem Blick über die Schulter sah er, daß die gesamte Sippe ihm folgte. Alle, bis auf den Anführer.
Ehe der Tag zu Ende ging, hatten sich sämtliche Katzenwölfe satt gefressen und auch den Affen eine Portion Fleisch gebracht. Alle Tiere fühlten sich bedeutend wohler und waren friedlicher gestimmt, nachdem sie ihre Mägen gefüllt hatten.
Ganz genauso wie Menschen.
Jeff aß an diesem Tage bei den Polcheks zu Abend. Laura hatte ihn eingeladen, als sie ihn nach der Tagesarbeit in der Vorhalle vor dem Kontaktzentrum traf. Der hereinbrechende Winter hatte immerhin einen Vorteil, den alle Kinder dankbar begrüßten: die Tage wurden kürzer.
Das Essen war ausgezeichnet, obwohl Mrs. Polchek während der ganzen Mahlzeit einen unruhigen und aufgeregten Eindruck machte. Jeff fiel auf, daß Laura und ihr Vater freundlich plauderten, während Mrs. Polchek kaum ein Wort sagte.
Als sie hinterher im Wohnzimmer beisammensaßen, platzte Anna Polchek plötzlich heraus: „Manchmal wünschte ich, wir hätten diesen Planeten niemals entdeckt!“
„Was?“
Dr. Polchek sagte zu seiner Frau: „Aber, Anna, steigere dich doch nicht so hinein. Du weißt, daß nichts…“
Doch sie wehrte ab. „Nein, es ist wahr. Was wir hier machen, ist ein Verbrechen . ein regelrechtes Verbrechen…“
„Wie meinen Sie das?“ fragte Jeff. Mrs. Polchek blickte ihn an, als hätte sie gar nicht daran gedacht, daß Jeff ihr zuhörte. Sie runzelte für einen Moment die Stirn, dann – mit einem Seufzer – entspannte sich ihr Gesicht.
„Kennt ihr die Familie Tokada?“ fragte sie.
„Ja“, antworteten Jeff und Laura wie aus einem Munde. Laura schaute ebenso neugierig wie Jeff.
„Dr. Tokada und ihr Mann haben anthropologische Untersuchungen bei den Tieren durchgeführt, mit denen ihr jungen Leute in Kontakt steht…“
„Anthropologische Untersuchungen?“ fragte Laura.
„Ja… sie versuchen herauszubekommen, wie intelligent die Tiere tatsächlich sind und auf welcher Stufe sie in der stammesgeschichtlichen Entwicklungsreihe stehen, verglichen mit den Tieren auf der Erde.“
„Oh!“
John Polchek rieb sich nachdenklich das Kinn. „Bist du sicher…?“
„Jedermann im Dorf sollte es erfahren“, entgegnete Mrs. Polchek unbeirrt. „Ich lasse nicht zu, daß Peter Holman ein Geheimnis daraus macht.“
Mein Vater? wunderte sich Jeff. Was für ein Geheimnis?
„Dr. Tokada hat ihre Forschungsergebnisse“, fuhr Mrs. Polchek fort, „heute nachmittag Peter vorgelegt. Sie glaubt, daß sowohl die Affen als auch die Katzenwölfe sich in einigen hunderttausend Jahren zu intelligenten Wesen entwickeln werden – vielleicht zu genauso intelligenten wie wir Menschen.“
„Intelligent?“
„So wie
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