Der Planet des Todes
Strom, der sich aber jeden Augenblick verstärken konnte. Weiter hatten wir erkannt, daß der freie Platz von einem Trümmerwall aus Eisenerz begrenzt war … Warum? Wer hatte es dort hingeworfen und wozu? Zu unserer Bequemlichkeit? Nachdenken hätten wir müssen, nachdenken!“ „Richtig“, sagte Soltyk. „Aber nun genug davon; lassen wir die Sache ruhen. Überlegen wir, was zu tun ist.“
Vier Helme beugten sich über die Karte.
„In der Luftlinie trennen uns von der Rakete ungefähr neunzig bis hundert Kilometer schwierigen Geländes, sehr schwierigen Geländes, kann man sagen. Wir haben nur wenig Wasser, Lebensmittel und Sauerstoff …“
Arsenjew blickte auf das Manometer des Sauerstoffapparates.
„Es reicht für etwa vierzig Stunden“, sagte ich.
„Vielleicht nicht einmal für vierzig Stunden – wenn wir zu größeren körperlichen Anstrengungen gezwungen sein sollten. Ihr wißt, was wir mit unseren Gefährten in der Rakete besprochen haben: Sind wir bis acht Uhr abends nicht zurückgekehrt, so fliegt Oswatitsch mit dem Flugzeug die akustische Spur entlang. Wenn er sie nicht vorher verliert, gelangt er bis zum Krater, bis dorthin, wo die Spur abreißt.“ Der Astronom schaute mich an.„Kann man mit dem Flugzeug in die Schlucht hineinfliegen?“ Ich schloß die Augen. Die schwarzen, zerklüfteten Felswände standen wieder vor mir.
„In die Schlucht fliegen, das ist möglich“, erwiderte ich, „aber …“ „Aber?“
„Aber wenden – nicht. Ein Flugzeug kann nicht unbeweglich wie ein Hubschrauber in der Luft hängen.“
„Das bedeutet also, daß jeder Versuch mit einer Katastrophe enden müßte.“
„Jeder.“
„Hoffen wir, daß Oswatitsch vernünftig ist“, meinte der Astronom trocken. „Gut. Im besten Falle wird er also über dem Rande der Kluft Behälter mit Lebensmitteln abwerfen können.“
Das, wovon der Astronom sprach, war ein Teil des Rettungsplanes, den wir vor unserem Abflug ausgearbeitet hatten. Oswatitsch sollte, falls er uns nicht auffinden konnte, an einem Fallschirm befestigte Behälter mit Lebensmitteln und Sauerstoff abwerfen, die mit besonderen Radiogeräten ausgestattet waren und automatisch Signale sendeten, um uns das Auffinden zu erleichtern.
„Die Schlucht könnten wir in einigen Stünden bewältigen“, fuhr Arsenjew fort, „aber die Wände des Kraters sind nicht gangbar. Was wir auch für eine Marschroute wählen, es ist ausgeschlossen, die Rakete vor Anbruch der Nacht, das heißt in sechundzwanzig bis achtundzwanzig Stunden, zu erreichen. Erinnern Sie sich an die Schluchten und Klüfte, über die wir geflogen sind? Ich habe sie auf der Karte nur skizzenhaft eingezeichnet, weil ich ja mit den Aufnahmen gerechnet habe, die nun für uns verloren sind. Also, was schlagen Sie vor?“
Tiefes Schweigen herrschte, nur der Wind pfiff um die Ecken und Kanten der Felstrümmer. Die Karte, deren Rand Arsenjew festhielt, flatterte unruhig.
„Wenn wir vier bis fünf Kilometer in der Stunde zurücklegen könnten und überhaupt keine Rast hielten, wären wir theoretisch in der Lage, den ,Kosmokrator‘ in einem Tag zu erreichen“, sagte schließlich Soltyk. „Freilich, so eine Berechnung hat keinen praktischen Wert; wir wissen ja nicht, wie lange uns Schluchten und ähnliche Hindernisse aufhalten … und vor allem, ob sie sich überqueren oder umgehen lassen. Deshalb schlage ich vor, nicht nach Südwesten, in der Richtung der Rakete, zu marschieren, sondern nach Osten, im rechten Winkel zu dem Weg, den wir geflogen sind Ich blickte den Ingenieur erstaunt an.
Er fuhr ruhig fort: „Die Reichweite unseres Radiogerätes ist zwar groß, aber nur in gerader Linie. Wir können also nur dann die Verbindung mit den Gefährten aufnehmen, wenn wir uns in so beträchtlicher Höhe befinden, daß zwischen uns und der Rakete keine Geländehindernisse mehr vorhanden sind. Es würde also keinesfalls genügen, die Hochebene von der Seite aus, von der wir gekommen sind, zu besteigen; denn dann liegt zwischen uns und der Rakete wieder der Tote Wald mit seiner ionisierten Zone, die die Wellen wie ein Spiegel reflektiert. Wenn wir aber so gehen“, er zeigte auf das Gebiet hinter dem Ostrand des Talkessels, „und einen dieser Gipfel ersteigen – dann gelingt es uns vielleicht, die Verbindung herzustellen …“
„Vielleicht“, sagte Rainer gedehnt. „Aber ich sehe auch keinen anderen Ausweg.“
„Unbedingte Sicherheit und Gewißheit werden wir natürlich nicht haben“, meinte
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