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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Rast und Beratung“, kündigte er an. „Sind Sie sich darüber im klaren, was vor sich gegangen ist?“
    Während er dies sagte, breitete er die Karte auf dem Tisch aus, die er aus der Außentasche des Skaphanders gezogen hatte. Was mich betrifft, so verstand ich nichts von alledem. In meinem Kopf herrschte ein wüstes Durcheinander. Nur so viel vermochte ich mir vorzustellen: Es war eine Katastrophe eingetreten, deren Folgen unübersehbar waren. Wir hatten den Hubschrauber, die Instrumente und die Lebensmittel verloren. Es war uns nur eine Konserve je Kopf als eiserne Ration, eine geringe Menge Wasser und der Sauerstoffapparat geblieben, den wir noch in den Flaschen der Skaphander hatten. Außerdem trug Soltyk einen Handstrahlenwerfer mit sich und ich – eine Rolle Seil. Das war alles. „Sie nehmen doch nicht etwa an, Professor, daß es ein – Angriff gewesen ist?“ fragte Soltyk zögernd.
    „Nein. Ich glaube, wir sind zum größten Teil selber schuld.“
    „Aber wieso denn?“ rief ich. Arsenjew antwortete nicht.
    „Der Treibstoff explodierte in den Behältern“, dachte Rainer laut. „Das war aber nur der Anfang. Bringt man die Katastrophe mit dem Dröhnen in Verbindung, das unter der Kugel zu hören war … doch, doch, das Rohr!“
    „Also elektromagnetische Felder?“ fragte Soltyk.
    „Und zwar von einer riesigen Stärke … Im Bruchteil einer Sekunde mußten Millionen Gauß gewirkt haben!“
    In meinem Kopf begann es zu dämmern, ich konnte jedoch die gehörten Fragmente noch nicht zu einem Ganzen zusammenfügen. „Diese Steine … der Magnetit … Professor, hat das etwas mit dem freien Platz, auf dem wir landeten, zu tun?“
    „Das ist es ja gerade!“ rief Arsenjew.
    Trotz der Tragik unserer Lage klang in diesen Worten der Triumph des Gelehrten, dem es gelungen war, die Lösung des Problems zu finden. „Der freie Platz!“ Er hielt mit der einen Hand die Karte fest, die im Winde flatterte, und zeigte mit der anderen auf den Weg, den wir bis zum Ort der Katastrophe zurückgelegt hatten. „Die Sache ist so einfach, daß sie ein Kind begreifen müßte, und wir haben uns wie Dummköpfe verhalten! Das Rohr, das sonst überall in einer Tiefe von einigen Dutzend Metern liegt, verläuft hier beinahe an der Oberfläche der Felsen. Auf der einen Seite ist der freie Platz, auf der anderen – liegen große Haufen von Felstrümmern. Es handelt sich nicht um taubes Gestein, es ist Magnetit, Eisenerz! In dem Augenblick, in dem es vom Strom durchflossen wird, entsteht rund um das Rohr ein elektromagnetisches Feld. Solange sich die Spannung im Leiter nicht ändert, bleibt es unbeweglich. Beim Anwachsen der Spannung beginnt das Feld in Übereinstimmung mit der Oerstedschen Regel zu wirbeln.“ „Teufel!“ rief ich. „Die Korkenzieherregel!“
    „Jawohl! Sie besagt, daß sich das Feld im Sinne eines Korkenziehers um den Leiter dreht, wenn der Strom in der entgegengesetzten Richtung fließt. Bei Laboratoriumsversuchen benutzt man als Leiter einen Kupferdraht und als Körper, die das Feld in Bewegung versetzen sollen, Eisenfeilspäne. Hier waren es eine unterirdische Leitung und Magnetitbrocken. Wenn der Strom eine entsprechend hohe Spannung erreicht hat, wirft das elektromagnetische Feld diese Brocken von der einen Seite des Rohres nach der andern. Auf diese Weise entstand östlich des Rohres der Trümmerwall und westlich davon der freie Platz.“ „Das Rohr ist aber oberhalb dieses Punktes unterbrochen“, wandte ich ein. „Das macht nichts. Es ist ganz einfach geerdet, und der Strom tritt in den Felsen ein. Bedenken Sie doch, daß der Boden dort aus Eisenerz besteht, das dem Strom fast keinen Widerstand bietet.“
    „Natürlich! Da wurde also der Hubschrauber ebenfalls gegen den Trümmerwall geschleudert?“
    „Jawohl.“
    „Und dann trat eine Explosion des Treibstoffes ein? Ich hatte doch die Zündung ausgeschaltet.“
    „Infolge der Induktion mußten innerhalb der Metallkonstruktion Wirbelströme von so ungeheurer Kraft entstehen, daß das Metall in einem Augenblick schmolz“, erklärte der Ingenieur.
    Ich ließ den Kopf hängen. „Da bin ich aber gut gelandet“, sagte ich niedergeschlagen. „Fein bin ich gelandet … der ebene freie Platz war eine Falle … aber wer konnte das wissen?“
    „Jeder von uns!“ entgegnete Arsenjew scharf. „Wir hatten alle Beweise dafür in den Händen. Wir wußten, daß der Teil des Rohres unter Strom stand … wenn auch, als wir dort waren, unter schwachem

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