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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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den atmosphärischen Widerstand und die Gleichgewichtslage der Rakete registriert, die Arbeit der Motoren.“
    „Und wie macht er das alles?“ fragte einer der Jungen.
    „Das kann ich euch nicht mit ein paar Worten erklären. Da müßtet ihr ein ganzes Jahr lang zweimal täglich zu Vorlesungen kommen. Für jetzt will ich euch nur soviel sagen: Wenn wir dem Prädiktor einen entsprechenden Befehl erteilen, zum Beispiel die Berechnung des Kurses zur Venus, so führt er ihn im Verlauf von wenigen Minuten aus. Dann braucht man ihn nur auf ,Start‘ einzustellen und sich in die Sessel zu legen. Es kann nichts geschehen, worüber der Prädiktor nicht unterrichtet wäre. Deshalb hat auch vorhin, als du so mutig diesen Knopf heruntergedrückt hast, mein junger Freund, nicht der Motor, sondern die Alarmsirene aufgeheult“, wandte sich der Ingenieur an den kleinen Knirps, der puterrot wurde.
    „Was zeigen denn diese Scheiben an?“ fragte ein anderer Junge und wies auf die drei „Augen“ des Prädiktors. Er fragte wohl nur, um die Aufmerksamkeit von seinem kleinen Kameraden abzulenken, der am liebsten in ein Mauseloch gekrochen wäre.
    „Diese Schirme zeigen die Bahn der Rakete an. Auf der einen kann man die errechnete, auf der zweiten die tatsächliche Bahn sehen, und die dritte dient zur Ermittlung der jeweiligen Position.“
    „Was bedeutet das, man kann die Bahn sehen? Was für eine Bahn?“ „Unter der Bahn oder der Trajektorie des Fluges verstehen wir die Kurve, die gekrümmte Linie, die das Geschoß im Raum beschreibt. Bei abgeschalteten Motoren kann es der Ausschnitt einer Hyperbel, Parabel oder Ellipse sein.“
    „Und was ist das?“ Einer der Jungen deutete auf die Leuchtschirme mit dem Bild der Halle.
    „Das ist eine gewöhnliche Fernsehvorrichtung. Sie muß uns die Fenster nach außen ersetzen, da kein durchsichtiges Material die ungeheuren Temperatur- und Druckunterschiede aushalten würde. Diese Televisoren reagieren nur auf Strahlen, die für das menschliche Auge sichtbar sind, versagen also während der Nacht, in Wolken und bei Nebel. Aber auch dann sind wir nicht blind. Wir schalten auf das Radargerät um, das bedeutet, wie ihr ja wißt, auf ultrakurze Radiowellen.“
    Der Ingenieur drehte einen kleinen Schalter am Pult. Die farbigen Bilder der Halle erloschen. An ihrer Stelle zeigten sich sonderbare grünlichbraune Umrisse. Als die Jungen näher hinschautenerkannten sie das gleiche Bild wie vorher, das Innere der Halle, die Menschen, Maschinen, aber alles etwas dunkler und ohne die natürlichen Farben.
    „Genauso sehen wir die Oberfläche eines Planeten, dem wir uns in der Nacht oder durch Wolken nähern. Aber das reicht nicht aus. Auf einem fremden Planeten gibt es keinen künstlich angelegten Landeplatz für unsere Rakete, und bei einer Geschwindigkeit von ungefähr eintausendsiebenhundert Stundenkilometern – das ist die Mindestgeschwindigkeit beim Eintritt in die Atmosphäre des Planeten – die Bodengestaltung zu erkennen, das ist selbst mit Hilfe des Prädiktors keine einfache Sache.“
    Der Ingenieur trat an das Leuchtbild der Rakete. „Hier im Vorderteil ist unser Aufklärungsflugzeug untergebracht. – Ihr habt nicht gewußt, daß wir ein Flugzeug an Bord haben?“ fügte er hinzu, als er das Erstaunen der Jungen bemerkte. „Natürlich, wir haben sogar eine ganze ,Luftflotte‘. In den Laderäumen befindet sich die Startbasis eines zweiten Flugzeuges, eines Hubschraubers, der aber anderen Zwecken dient. Die Maschine, die ihr hier in der Spitze der Rakete seht, ist ein kleiner Katapulteinsitzer. Wenn wir uns der Oberfläche des Planeten bis auf einige zwanzig Kilometer genähert haben, öffnen wir die Klappen und schleudern das Flugzeug in den Raum. Es fliegt nun aus eigener Kraft weiter, untersucht genau die Geländeverhältnisse und meldet uns mittels Radio seine Beobachtungen. Tauchen Bedenken oder Zweifel auf, zum Beispiel, ob der Boden genügend Tragfähigkeit besitzt, dann landet das Flugzeug, und der Pilot führt die erforderlichen Untersuchungen durch. Im günstigen Falle verständigt er uns, sonst aber fliegt er weiter und sucht eine andere Landemöglichkeit. Ist ein entsprechender Platz gefunden, so beginnt sich die Rakete herabzusenken, zunächst aerodynamisch, das heißt unter Ausnutzung der Tragfähigkeit der Atmosphäre. Wenn ihre Geschwindigkeit bis auf ungefähr vierhundert Stundenkilometer gefallen ist, schaltet der Prädiktor die Bremsdüsen ein. – Ihr habt doch

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